Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und die russische Avantgarde in Chemnitz, eine Empfehlung ohne tiefschürfende Begründung für Tage ohne RB Leipzig, für Stunden zwischen Weihnacht und Neujahr und als Gegenentwurf zu einem Besuch im Leipziger Bildermuseum

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Chemnitz, König-Albert-Museum, eröffnet 1909.
Städtische Kunstsammlungen

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Chemnitz, König-Albert-Museum, etwas näher.

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Chemnitz, König-Albert-Museum, Eingangsbereich.
Weihnachtsbaum mit Ljubow Sergejewna Popowa, o.T., 1916/17, Gouache, Wasserfarbe, Bleistift auf Papier

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Chemnitz, König-Albert-Museum, Fahrstuhl mit Alexandra Alexandrowna Exter, „Farbkonstruktion“, 1921, Öl/Lw.

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Katalog zur Ausstellung in Chemnitz: „Revolutionär! Russische Avantgarde aus der Sammlung Vladimir Tsarenkov“.
David Aronowitsch Jakerson, „Schreitender suprematistischer Roboter“, 1920, Tusche, Wasserfarbe, Bleistift auf Papier.

Malewitsch, Kandinsky, El Lissitzky, Archipenko haben sich inzwischen in die Abteilung „Bahnbrechender Mainstream“ der Kunstgeschichte eingeordnet.
Vladimir Tsarenkow sammelte ihre Arbeiten und Chemnitz bestellte sie für die Ausstellung.
Tatlin wurde ausgeladen oder einfach nicht gesammelt, eigentlich auch „Mainstream“, schon wegen seines Turmes, wurde nie gebaut, Höhe, etwa 400 Meter.
Auch Larionow, Deineka, Petrow-Wodkin wird der wissbegierige Zeitgenosse in seinem Gedächtnis gespeichert haben, gleichfalls mit einem malerischen Angebot in Chemnitz berücksichtigt.

Doch bleiben noch W.D. Baranow-Rossiné, A.K. Bogomasow, W.G. Gelfrejch, B.D. Grigorjew, D.A. Jakerson, W.D. Jermilow, aber auch I.W. Kljun, G.G. Kluzis, P.P. Kontschalowski, W.W. Lewkijewski, gleichfalls P.A. Mansurow, I.I. Maschkow, W.A. Stenberg, W.F. Stepanowa, N.M. Sujetin und unbedingt J.G. Tschaschnik, N.A. Udalzowa, M. Vassilieff, A.A. Wesnin, N.F. Lapschin, I.I. Roshdestwenskaja, A.G. Sotnikow…

Namen, die zu schreiben, mir erhebliche Freude bereitet.
Namen, die man nicht selten mit bemerkenswerter Kunst verbinden sollte.
Namen, die aber keine Sau kennt.
Namen, bei denen selbst ich bezweifle, angemessenes Wissen anbieten zu können.
Die Zweifel sind mitunter berechtigt, doch nicht immer.

Dieses Angebot von Malerei, Graphik, Bildhauerei, von Objekten, Plakat-u. Bühnenentwürfen zwischen ca.1905 und ca.1935 verdeutlicht die außerordentliche Bedeutung russischer Kunst dieser Zeit und deren unbestreitbarer Einfluss auf die Kultur in globalen Maßstäben.
Abstrakter Expressionismus Amerikas (Newman, Rothko, Kline), de Stijl (Mondrian), die gesamte „Konkrete Kunst“ (Bill, Albers)….basieren weitgehend auf den frühen Erkenntnissen von z.B. Kandinsky und Malewitsch.
Josef Albers ist der Entwickler der achtzehn „Josef-Albers-Fenster“ im Leipziger Grassimuseum. Könnte man bei „Josef-Albers-Fenster“ zumindest erahnen.
Nicht verwechseln mit Hans Albers, der spielte den „La Paloma“-Heini bei Käutner.

Wundervoll groteske Nuancen werden in den Porzellan-Vitrinen bereitgestellt.
Dabei verbinden sich gnadenlos avantgardistische Gestaltungsformen mit kommunistischer Plakativität.
Denn bis zum Ausgang der 20er Jahre, vereinzelt noch darüber hinaus, nutzten die sowjetischen Funktionäre den Willen russischer Künstler nach zeitgemäßer Formgebung für ihre festgezurrten Glaubenssätze.
Und Kandinsky, Tatlin, Malewitsch, El Lissitzky (Ich könnte die Namen den ganzen Tag schreiben) arbeiteten mit Wohlwollen an Kunstschulen und in anderen kulturellen Bereichen der Sowjetunion.

In der Ausstellung gibt es dann auch z.B. die Köpfe von Trotzki, Lenin und Stalin auf Tellern.
Sicher nur Schmuck-Objekte, ohne Gebrauchswert.
Ich würde auch nicht gern meinen Weihnachts-Kloß auf Stalins Gesicht zerlegen wollen.

Und neben mancher Arbeit scheint man Majakowski zu spüren, der aus seiner Gedichtesammlung vorträgt.

Eigentlich entwickle ich bei der Ankündigung von Privat-Sammlungen zunächst ein gerüttelt Maß an Skepsis, auf Grund grausiger Erfahrungen.
Obwohl in Mitteldeutschland natürlich mit „Gunzenhauser“ und „Gerlinger“ zwei private Kunst-Sortimente angesiedelt wurden, die man täglich besuchen möchte.
Gerlinger wird aber Frühjahr kommenden Jahres verladen und verlässt die Hallenser Moritzburg.
Ich werde an dem Tag Schwarz tragen.

Ein Besuch der Sammlung Vladimir Tsarenkow in Chemnitz ist eine Notwendigkeit, der ein Verständnis für die Kunst des 20. Jahrhunderts vertiefen könnte.

11.12.2016-12.3.2017
Dienstag-Sonntag+Feiertag 11-18 Uhr
24.12 + 31.12. geschlossen

Eintritt 8 Euro
Katalog 30 Euro

Zugabe

„Schlagzeilen“ der Woche (LVZ)

Vor einigen Tagen:

„RB Leipzig ist heiß, her mit den Bayern

Heute, nach dem Spiel:

„Die Bayern waren heiß wie Frittenfett….“

….„heiß wie Frittenfett“. Das muss man mögen.

Lese ich Beiträge von Guido Schäfer wird mir mitnichten heiß, eher kalt wie eine saure Nudelsuppe von vergangener Woche.

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Dezember 22, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, ARD, Tagesthemen, 20 Uhr sowie Bob Dylan und Patti Smith als „Folk-Legenden“ und David Bowie in Berlin

ARD, Tagesschau, 20 Uhr

Beitrag über die Verleihung der Nobelpreise.

Zunächst eine Information über die Ignoranz Bob Dylans.
Danach der Hinweis, dass aber eine „andere Folk-Legende“ ein Lied des Preisträgers zu Gehör bringt.
Die „andere Folk-Legende“ trat auf die Bühne und ich erkannte zweifelsfrei Patti Smith.
Als „andere Folk-Legende“.
Bob Dylan als „Folk-Legende“ und Patti Smith als „andere Folk-Legende“.

Schon bei Dylan ist diese Einordnung nervender Unfug.
Seit „Like a Rolling Stone“ hat er sich weitgehend von der Musik um „Blowin in the Wind“ abgewendet (1965).
Aber Patti Smith in der Rubrik „Folk-Legende“ abzulegen ist dann richtig heftiger Nonsens.
Da kann man auch gleich Franz Lehar in die Tradition Richard Wagners schieben.

Patti Smith rühmt Rimbaud, Jim Morrison, Genet, Camus…,arbeitete mit Tom Verlaine, Todd Rundgren…und hatte enge Verbindungen zu Burroughs, Sam Shepard, Mapplethorpe, Ginsberg…
Und aus diesen Kontakten formte sich dann eine Folksängerin?
Diese Schlussfolgerung muss man mögen.

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Folk-Legende Joan Baez

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Folk-Legende Pete Seeger

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Patti Smith, mitnichten eine Folk-Legende

Die beiden Amiga-Scheiben sind Relikte vom Beginn der 70er Jahre.
Man erwarb ja in öden DDR-Geschäften jede Musik, die englisch klang und in der die Mitarbeit einer Gitarre vermutet wurde.
———-
Einschub
Für Jimi Hendrix stand ich z.B. schon vier Stunden vor Ladenöffnung an der Tür.
Der Verkäufer der Musikhandlung hatte sich scheinbar nicht über den Inhalt der Scheibe informiert und sie über das Wochenende im Schaufenster präsentiert.
Gefühlte zwei Millionen Käufer warteten am Morgen des Montags auf das Geräusch des Schlüssels.
Ich ging unbeschenkt nach Hause.
Nur drei oder vier Platten mit Hendrix konnte der Verkäufer anbieten. Ich hatte mich etwa auf Platz zwanzig der Warteschlange postiert.
Man bot mir James Last als Alternative an.
Doch verweigerte ich diese Erwerbung.
———

Wie Otis Redding den Titel „King of Soul“ erhielt oder Clapton als „Slowhand“ auf der Bühne seine Gitarre malträtiert, wurde Patti Smith mit dem Titel „Godmother“ des Punk beschenkt.
Eine korrekte Anerkennung.
Denn ich dächte, von Patti Smith als „Godmather“ des Folk noch nie gehört zu haben.
Sicherlich angemessen z.B. für Joan Baez, denn die Huldigung für Joan Baez als „Godmother“ des Punk ist mir gleichfalls unbekannt.

Und wenn man sich richtig bemüht, könnte man in jeder Musik „traditionelle“ und folkloristische Nuancen vermuten.
Ich denke an die unvergessliche Version von „Whiskey in the Jar“ der Hardrocker „Thin Lizzy“, ein Folk-Titel, den u.a. auch die „Dubliners“ gesungen haben.
Und bei den „Dubliners“ ist „Folk-Legende“ natürlich eine angemessene Beschreibung.
Aber „Thin Lizzy“ sind deshalb mitnichten Folk-Legenden.

Ich habe Joan Baez 1990 in Leipzig und Patti Smith vor einigen Jahren in Jena gesehen und gehört.
Die Folk-u.Punk-Anteile waren unmissverständlich verteilt.
Eine Verwechslung bietet sich nicht an.

Auch nicht in der Tagesschau, ARD, abends 20 Uhr.

Man will ja nicht pingelig sein (s. meine Notiz zu Greg Lake, 9.12.2016).
Doch diese alltägliche Selbstverständlichkeit, sprachliche Schluderei, Falschinformationen und fachliche Defizite lesen, hören und sehen zu müssen, irritiert mich schon heftig.
Da kann man sich ja gleich auf den Osterinseln ansiedeln und mit diesen Stein-Heinis über den Sinn des Lebens debattieren.

Kulturtipp
Morgen, 14.12. 0.05 Uhr, Deutschlandradio Kultur

„David Bowie in Berlin“.

Es war die Zeit als Bowie mit Iggy Pop durch die Berliner Straßen zog (eigentlich habe nur ich gefehlt) und die Alben „Heroes“ und „Low“ produzierte, u.a. mit Iggy Pop, Brian Eno (Roxy Music) und Robert Fripp (King Crimson) als Gastmusiker.

„Hereos“ hat meine selige Großmutter schon 1978 für ihren wundervollen Enkel von Niedersachsen nach Sachsen „geschmuggelt“.


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Dezember 13, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die 100 Kerzen des Kirk Douglas und „In the Court of the Crimson King“ von „King Crimson“

Heute könnte Kirk Douglas einhundert Kerzen ausblasen.
Wäre natürlich entbehrungsreicher als zur Jugendweihe mit vierzehn dieser Flackerdinger.
Doch hätte man mir eine Einladung zur Geburtstagsfeier gesendet, würde ich ihm meine asthmatische Unterstützung anbieten.
Hat man aber nicht.

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Leipziger Filmtheater Schauburg

Ich sah Kirk Douglas erstmalig im Leipziger Kino „Schauburg“, ich vermute zwischen 1963/65, er drosch sich als Gladiator Spartacus durch römische Arenen und durch den gleichnamigen Film (USA, 1960).

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Bislang hatte ich mich, für das erste Dutzend Lebensjahre üblich, durch die verfilmte Märchen-u.Abenteuerwelt gekämpft, geweint, gelitten und siegreich den Kopf erhoben.
Mich faszinierte z.B. die verfilmte Sage um Ilja Muromez im russischen Film gleichen Titels (50er Jahre).
Mich überwätigte die Pathetik um Mütterchen Russland. Ich schlug mich mit Tataren (oder Tugaren, werden beide im Film erwähnt, keine Ahnung, ob die beiden Begriffe als historisches Synonym gelten können) und erduldete den Kerker Fürst Wladimirs.

Ich sah den Film über die Sklavin Hatifa und den tschechischen Streifen um einen falschen Prinzen, aber ebenso sowjetische Propaganda-Gurken über die Bürgerkriegs-Klopperei zwischen Bolschewiki und Weißgardisten in Russland bis zur Gründung der Sowjetunion 1922. („Kotschubej“, „Wettlauf mit dem Tod“).

Doch im Zentrum aller kindlichen Filmschwärmerei funkelte der cineastische Edeldreier der DEFA-Filmstudios: „Das kalte Herz“, „Das Feuerzeug“, „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (2x Hauff, 1x Andersen), ausschließlich in den 50er Jahren produziert.
Für „Das Feuerzeug“ habe ich mir sogar furchtlos und in waghalsiger „Augen-zu-und-durch“- Manier eine „SUPERillu“ erworben, nur der DVD wegen (s.o.).

„Spartacus“ wurde dann zu meinem ersten „Film für Erwachsene“.
Im Filmtheater „Schauburg“ führte man am Beginn der 60er Jahre erstmalig in der DDR, gemeinsam mit einem Kino in Berlin, das Cinemascope-Verfahren, auch Breitwand(?) oder 70 mm-System(?) ein .
Bei technischen Details bin ich überfordert.
Es liefen dann Filme wie „Die schwarze Tulpe“, „El Cid“, „Der letzte große Sieg der Daker“, „Der Untergang des römischen Reiches“, „Pharao“, aber auch „Das große Rennen um die Welt“.
Und eben auch „Spartacus“.
Und alle Filme habe ich gesehen, mit frühpubertärer Begeisterung.

Als Spartacus musste Kirk Douglas sich natürlich schauspielerich mit der Auslese damaliger Mimen auseinandersetzen.
Curtis, Ustinov, Laurence Olivier und der unersetzliche Charles Laughton, aktuell vergleichbar mit Timothy Spill, Darsteller Churchills in „The King`s Speech“ und vor allem des William Turner, der erfrischend antiautoritär agiert, malerisch neue Maßstäbe setzt und etwas keimig aus der Leinwand zu riechen scheint („Mr.Turner-Meister des Lichts“).

Die Filme von Kirk Douglas, welche beträchtliche Spuren in die Kinogeschichte geprägt haben, bleiben aber recht überschaubar.
Dazu zählt zweifelsohne seine Verkörperung van Goghs.

Gleichfalls die Rollen des getriebenen, zynischen, von der sensationsgefräßigen Öffentlickeit zur gnadenlosen Rücksichtslosigkeit gepeitschten Journalisten Chuck Tatum („Reporter des Satans“, 1951) und des Colonel Dax, der sich im ersten Weltkrieg der Entgleisung ethischer Normen widersetzt („Wege zum Ruhm“,1957).

In einem Hauptwerk des „Film noir“ („Goldenes Gift“, 1947) spielt Douglas den durchtriebenen Gangster, der durch einen noch erbarmungsloseren Übeltäter weiblichen Zuschnitts letztlich scheitert, an der Seite des grandiosen Robert Mitchum.
Auch der Spätwestern („Der letzte Zug von Gun Hill“, 1959) über eine verheerende Kollision ehemaliger Freunde, vorangetrieben durch eine familiäre Tragödie, sollte in einer gepflegten und behüteten DVD-Sammlung gut sichtbar zumindest an der Begrenzung der ersten Reihe stehen.
Kirk Douglas galt immer als eine der makulinen Visitenkarten Hollywoods. Doch anders als z.B. John Wayne vermied er plakativen Heroismus und die demonstrative Hinwendung und Zelebrierung traditioneller Werte zwischen Hawaii und Florida.
Er agierte eher in den Niederungen barbarischer Rand-Areale aufgeklärter Systeme, als positive Figur, doch auch als Vertreter einer radikalen Verweigerung.

Musik des Tages

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„Spartacus“ von Aram Chatschaturjan, auch Khatschaturjan.

Seine Musik gehört sicher nicht zu meinem täglichen Musikprogramm.
Doch die öffentliche Reduzierung seiner Noten auf „Gajaneh“ und eigentlich nur auf den „Säbeltanz“ beurteile ich als unerfreulichen Zustand.
Außerdem stand er zuverlässig während der ständigen kulturterroristischen Aktionen der sowjetischen Funktionäre gegen Schostakowitsch in vorderster Position der Solidaritätsfront für den Komponisten.

Zugabe

Man sollte den Verfasser der Information über das Ableben von Greg Lake auf der ersten Kulturseite der LVZ von heute darauf hinweisen, dass der Titel „In the Court of the Crimson King“ keineswegs von „Emerson, Lake and Palmer“ gespielt wurde, aber unbedingt von „King Crimson“ (mit Grek Lake), eine Formation, die in dem Text unterschlagen wird.
Außerdem gibt es nicht nur den Titel „In the Court of the Crimson King“, das Debut-Album von „King Crimson“ erhielt gleichfalls diesen Namen.

Aber man will ja nicht pingelig sein.

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Dezember 9, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und Fragen eines lesenden Ruheständlers, nach Brecht. Eine eher schlichte, eher schmucklose, eher unerhörte, gleichwohl redliche Mutation

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Südamerika mit Brasilien, Kolumbien und Bolivien

Am 28. November startete ein Flugzeug der Gesellschaft „Linea Aérea Mérida Internacional de Aviación“, (Typ Avro RJ85, Großbritannien, Flugnummer: LMI293) vom Flughafen Santa Cruz/Viru Viru (Bolivien) zum Flughafen José Maria Córdova (Kolumbien) und verunglückte unweit des Berges El Gordo.

Vun 77 Insassen überlebten 6.
Treibstoffmangel gilt als mögliche Ursache.

Soweit die sachliche Kurzbeschreibung.

Doch unmittelbar mit diesen Informationen wird auf den Tod von 18 Mitgliedern der brasilianischen Fußball-Mannschaft „Chapecoense“ verwiesen.
Die Fußballwelt trauert.
Vor Beginn aller Spiele der 1.+2.Liga in Deutschland gedenken Spieler und Besucher mit einer Trauerminute der Opfer.
Alle Spieler der 1.+ 2.Liga in Deutschland tragen während der Spiele ein Trauerflor.
Sicherlich eine weltweite Maßnahme.

Soweit die sachliche, etwas erweiterte Kurzbeschreibung.

77 Insassen minus 6 Überlebende minus 18 tote Fußballer = 53.
Wer sind die „restlichen“ Opfer.
Der Opferrest, neben den Fußballern, über die mitnichten Millionen trauern und wegen dessen Ableben keine Trauerflore angelegt werden.
Der Kollateralschaden sozusagen, neben den Eliteopfern, den Fußballern.

Vielleicht saß in der Maschine des Flugs LaMia2933 auch ein Feuerwehrmann, der mit schon geschmolzenem Helm und brennenden Haaren brennende Menschen aus brennenden Häusern zog.

…und eine Erzieherin, die seit vierzig Jahren karzinomgepeinigten Kinder in einem Hospiz die Augen schloss.

…und ein Biologe, der unter Entbehrungen für den Bestand des brasilianischen Regenwaldes, für dessen Fauna und Flora kämpft.

…und ein Streetworker, der jede Nacht den Straßenkindern der Favelas das Leben ermöglicht.

…und ein paar schlafende Kinder.

„So viele Berichte,
so viele Fragen“ (B.Brecht)

Musiktipp

Iranische Musik für Akkordeon, Tambur und Elektronik von Fozié Majd, Shahrokh Khajenouri, Ehsan Khatibi, Elnaz Seyedi, Kiawasch Sahebnassagh, Ali Gorji, Mehdi Jalali.

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Dezember 5, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar