Juergen Henne Kunstkritik

Erster Advent in den Zeiten der Corona (Auffällig dümmliche Variation nach G.G. Márquez) oder Jürgen Henne als begnadeter KKF (Kronenkranichfotograf)

Erster Advent 2021, Kronenkraniche im Tiergarten Delitzsch.

Nicht Zoo, mitnichten Zoologischer Garten, aber Tiergarten will diese Anlage in Delitzsch, nur wenige Kilometer von Leipzig entfernt, genannt werden. Delitzsch, die Ansiedlung mit neolithischen Spuren, die sich als Barock-Stadt und Stadt der Türme anpreist. Barocke Ensembles und türmige Arrangements wird man auf diesem Areal des Tiergartens doch vergeblich suchen. Die gartenarchitektonischen und tieraufbewahrungstechischen Qualitäten, die auf 4 ha zubereitet wurden, überzeugen aber durch einen respektablen Standart. Und selbst die spätherbstliche Tristesse, die ich persönlich allerdings positiv zelebriere, kann diesen Gesamteindruck nicht vernebeln und nicht vernieseln. Und die Betreiber des Delitzscher Tiergartens dürfen auch sicher sein, die Zuneigung der Kinder erworben zu haben. Denn neben Kronenkranich, Trampeltier, Schildkröte, Gepard, Zebra, Gazelle, Pfau, Känguru, Wellensittich, Erdmännchen……(zumeißt im erweiterten Plural vertreten), kann man auch auf Spielplätzen rotieren (einschließlich Bagger-Aktionen), Pommes frites hinunterschlingen und Streichelziegen liebkosen oder quälen. Und somit entwickelte sich der erste Advent zu einer vierstündigen Provinz-Safari auf 4 ha.

Natürlich ergibt sich dann immer die Frage nach der Notwendigkeit einer Aufnahme von z.B. Geparden in den Bestand regionaler Tiergärten. Oft wird dann auf die humane Wohltat hingewiesen, vom Austerben bedrohte Tierarten zu schützen. Ich erinnere mich z.B. dass im Leipziger Zoo der 50/60iger Jahre ständig die Zucht von Berberlöwen gefeiert wurde, die scheinbar außerhalb dieser tierischen Vergnügungsparks nicht mehr existierten.

Aber ich erinnere mich auch an Zoo-Besuche während dieser Jahre mit meinen Großeltern und mit Kartoffelsalat und Bockwurst im Campingbeutel, von morgens 9 Uhr bis 17 Uhr abends in Leipzigs Tiergarten und an das damalige Raubtierhaus, in dem sich eben diese Löwen auf einer erbärmlich kleinen Fläche ohne jegliche Naturprodukte durch ihre eingekerkerte Existenz quälten. Auch der kleine, sicher schimmelige Keller neben der „Affenburg“, in denen diese wundervollen Mandrill-Affen hausten, ist mir noch erinnerlich.

Es hat sich bis heute schon einiges geändert, doch werden die positiv bzw. negativ ausgeformten Betrachtungsinhalte zur öffentlich zoologischen Tierhaltung ständig zwischen Hinweisen auf artgerechte Haltung oder Tierschinderei, auf Artbewahrung und den Möglichkeiten der Wissensvermittlung für dumme, unwillige Kinder pendeln, umklammert von den Mechanismen des Marktes.

Und wie sagte schon Eddi Arent in irgendeinem Winnetou-Film: „Tiere fotografieren, das macht Freude“

Zugabe

Pein des Tages

Gestern gelang es einem Moderator des Deutschlandfunks tatsächlich „Noch-Kanzlerin“ und „Bald-Kanzler“ in einem Satz unterzubringen, wodurch sich bei mir sprachästhetische Misshandlungs-Symptome entwickelten. Zumal ich ständig Loch-Kanzlerin und Wald-Kanzler verstehe, ein akustischer Irrtum, der zu höchst sonderbaren Interpretationen führen könnte.

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Dezember 2, 2021 Posted by | Leipzig | 1 Kommentar