Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Impressionen der 10. Internationalen Schostakowitsch – Tage in Gohrisch, Juni 2019

Königstein (Burg Königstein, Barbarina), Stolpen (Burg Stolpen, Gräfin Cosel), Bad Schandau (Tarantino), Pirna (Marienkirche), Rathen/Wehlen (Bastei), Bielatal….Orte, die der erfahrene Ostdeutsche, speziell der gemeine Sachse, wissenssicher in die Region „Sächsische Schweiz“ einordnet.

Und dann gibt es noch Gohrisch, irgendwo zwischendrin.
Ein Luftkurort, der nicht am Ufer der Elbe liegt, ohne überwältigende Felsenformationen, ohne Monumental-Burgen, mit einer Landschaft, deren Grandiosität überschaubar bleibt (Immerhin gibt es den Berg Gohrisch).

Und dennoch besteigen im Gohrischen Frühsommer seit zehn Jahren um die fünfhundert Zeitgenossen mit spezieller Neigung zu russischer Musik des 20. Jahrhunderts die Höhen zu einem stabilen Felsen, zu einem Koloss der tönenden Kunst.

Denn im Jahr 1960 versuchte Dmitri Schostakowitsch im deutschen-demokratischen Elbsandsteingebirge sein Rückenmark-Makel zu heilen und komponierte aber „nebenbei“ das 8.Streichquartett, nicht unbedingt mit sozialistischem Gestus, nicht selten aber als eine der wichtigsten Partituren des 20.Jahrhunderts gefeiert, aber zumindest als das am häufigsten gespielte Streichquartett, munkelt man.

Ein gewichtiges Ereignis, welches ein paar Getreue von Schostakowitschs Musik vor zehn Jahren veranlasste, zunächst ein Zelt zu errichten, Musiker einzuladen, die natürlich Musik spielten, nicht selten nach den Noten von Schostakowitsch.
Bald vollzog man die Umsiedlung in eine Scheune.

Mir ist keine Veranstaltung ähnlichen Zuschnitts gegenwärtig, die mit einer derartigen Intensität auf dörflichem Fundament diese Wucht an Bedeutung entwickelte.

Bald standen Gidon Kremer, Gennady Rozhdestvensky, Thomas Sandeling, Michail und Vladimir Jurowski, Isabel Karajan, Sofia Gubaidulina, Franz Welser-Möst…vor dem Scheunentor (Konzerthalle), Andris Nelsons, Chef des Gewandhauses, nahm vor wenigen Tagen in Gohrisch den Schostakowitsch-Preis entgegen.
Die Teilnahme von Mitgliedern der Staatskapelle Dresden ist Normalität.

Arvo Pärt und Penderecki hatten sich angekündigt, mussten aber wegen Unpässlichkeit absagen.
Wäre schon möglich, beide sind erheblich über 80.
Aber immerhin hatten sie es erwogen, vermute ich zumindest.

Gohrisch (1800 Einwohner) gönnt sich selbstbewusst einen Schostakowitsch-Platz, Juni 2019

Auch ein Schostakowitsch-Häuschen, Juni 2019

Und eine Schostakowitsch-Büste, Juni 2019

Und Schostakowitsch-Beflaggung…, Juni 2019

Und besonders für vier Tage eine Schostakowitsch-Scheune…, Juni 2019

…mit Schostakowitsch-Dekoration…, Juni 2019

Während also in Leipzig endlos Johann Sebastian abgenudelt wurde, dominierte in Gohrisch eine paradiesische Maßlosigkeit des Angebotes für Musik des 20 Jahrhunderts, nach deren Bewältigung man auf dem Trommelfell, aber einem beglückten Trommelfell, über die benachbarten Frühsommerwiesen kroch. An vier Tagen acht Veranstaltungen mit neunundzwanzig Einzelkonzerten, zusätzlich anderer Ereignisse z.B Diskussionen, Filme…

Von „Drei Stücken für Streichquartett“ von Strawinsky und dem „8 Streichquartett“ Schostakowitschs, von Glasunows „Quartett für vier Saxophone“und Schostakowitschs „Suite für Varieté-Orchester“, von Prokofjews Streichquartett Nr.2 über kabardinische Themen und Schostakowitschs „Sieben Romanzen nach Gedichten von Alexander Blok“ für Sopran und Klaviertrio bis zum „Streichquartett Nr.9“ von Schostakowitsch und dem „Grand Duet“ der Schostakowitsch-Schülerin Galina Ustwolskaja – dieses 10. Festival zelebrierte die russische Musik des 20 Jahrhunders.

Ergänzt wurde das Notenfest durch einige Kompositionen von Mieczyslaw Weinberg, ein russischer Komponist, jüdisch polnischer Herkunft („Streichquartett Nr.5“, „Zwei Lieder ohne Worte“ für Violine und Klavier)

Es gab natürlich auch etwas skurrile Aktionen.

Uraufgeführt wurde z.B. „Im Wald“, ein kurzes Klaviersolo, dass der dreizehnjährige Schostakowitsch komponierte, nichts dagegen zu sagen.
Inhaltlich zu diesem Stück wurde dann am gleichen Abend Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ in Beziehung gesetzt.
Mit der Begründung, dass der pubertierende Dmitri einen Waldspaziergang beschreibt und Mussorgski das Gehüpfe durch ein Museum.
Diese musikalisch-inhaltliche Relation muss erst einmal verarbeitet werden.
Zumal Mussorgskis Tonschöpfung ja nicht gerade ein exemplarisches Beispiel für die Musik des 20.u.21 Jahrhunderts ist, wie es die Festivalmacher ankündigen.

Ich vermute, dass auch der Mainstream beachtet werden muss, ist wiederum nichts dagegen zu sagen, es muss sicherlich sein.
Denn auch Prokofjews „Peter und der Wolf“ wurde gespielt und auch dabei erkannte ich keine zwingende Notwendigkeit.

Aber das sind Marginalien, denn die Schostakowitsch-Tage in Gohrisch haben sich, gemeinsam mit den Veranstaltungen in Hellerau, mit Musica nova in Leipzig und den Messiaen-Tagen in Görlitz unverzichtbar in meinem kulturellen Jahres-Programm für weitgehend zeitgenössische Musik etabliert.

Das Quartier für Gohrisch 2020 ist schon gebucht.


Und noch wenige Impressionen der gerade vergangenen Schostakowitsch-Tage in Gorisch.

Florian Uhlig, Klavier
Linus Roth, Violine
Ilona Domnich, Sopran
Emil Rovner, Cello

Nach der Darbietung der „Sieben Romanzen nach Gedichten von Alexander Blok“ für Sopran und Klaviertrio (Schostakowitsch).
Für mich unbedingt eine musikalische Klimax innerhalb des Festivals

Jekwan Sunwoo, Klavier
Isang Enders, Cello

Nach der Darbietung von Prokofjews „Sonate für Violoncello und Klavier, op 119.
Zuvor quietschten und hämmerten sie sich durch „Grand Duet“ von G. Ustwolskaja, das wundervoll schrägste Teil der vier Tage und gleichfalls ein Katalysator für meine Klimax-Beheizung.

Der Cellist Isang Enders, wurde 2010 gebeten, die Akustik der Stroh-Scheune zu prüfen.
Er befand sie für würdig, als großer Resonanzwürfel für derartige Musiktage zu dienen.
Eine weises Urteil.
Es existiert noch eine Fotografie, die im Schostakowitsch-Häuschen am Schostakowitsch-Platz hängt, gleich neben der Schostakowitsch-Büste (Bild unten).

Andris Nelsons erhält den Schostakowitsch-Preis 2019
Danach holte er seine Trompete aus dem Koffer und spielte mit einem Kammerensemble ein Stück von Schostakowitsch eben für Trompete und Kammerensemble.
Recht unterhaltsam.

Alle Teilnehmer erhielten eine Flasche, ich vermute mit einem Inhalt regionaler Herkunft und einer deftigen Anzahl von Umdrehungen.
Halten die Akteure in den Händen, siehe Bilder.

Isang Enders bei der Akustik-Prüfung, 2010.



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Juni 30, 2019 Posted by | Musik, Neben Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, vier Wochen in Oberösterreich und ein ungeordnetes Potpourri vortrefflicher, überraschender, skurriler, bedenklicher, doch in jedem Fall nützlicher und weiterbildender Wahrnehmungen, Teil II (Teil I am 14. 6.)

Toilettenhäuschen im Kurpark Bad Hall

Ich habe hier beide Möglichkeiten der Vollendung des Stoffwechsels zelebriert und konnte mich nur schwer von diesen wenigen Kubikmetern trennen.

Der Architekt dieser Bedürfnisanstalt, Mauriz Balzarek, war Schüler von Otto Wagner, der wiederum während der Zeit des „Fin de siècle“ die Haupstadt Wien auf das Heftigste bearbeitete und mit zahlosen Bauwerken das Stadtbild veränderte. z.B…..Hosenträgerhaus, Pavillon am Karlsplatz, Majolikahaus, Kirche am Steinhof, Nepomuk-Kapelle…,usw.,usw.
Unweit dieser Einrichtung für gesteigertes Wohlbefinden dirigierte Gustav Mahler während des Sommers 1880 im Bad Haller Theater, mit 20 Jahren.
Sicherlich nicht eine seiner Sinfonien, denn Nr.1 wurde meines Erachtens erst Ende der 80er Jahre uraufgeführt.

Ried im Traunkreis
Diese spätgotische Kirche, um 1520 errichtet, wird architekturhistorisch eher weniger beachtet, hat sich aber den Status eines Naturdenkmals errankt.
Denn seit vielen Jahrzehnten schlingt sich kontinuirlich und mit wachsender Dichte Efeu um den Turm herum und am Turm nach oben.

Kefermarkt

Text an der Hauswand:
„Zum weltberühmten Flügelaltar von Kefermarkt“

Jawohl, recht haben sie, immer dort entlang, da weiß man gleich, was man hat.
Man könnte sich ja sonst in die Kneipe verirren.

Kefermarkt, Wallfahrtskirche, der weltberühmte Flügelaltar

Christoph von Zelking erwartete, bzw. befahl in seinem Testament von 1490, dass für die Pfarrkirche von Kefermarkt, die er selbst gebaut hatte, ein Altar hergestellt werde.
Er selbst schrieb von „Taffel“ (Tafel), damals die übliche Bezeichnung für derartige Kircheninhalte.
Werkstattleiter, Brigademitglieder und andere Teilnehmer dieser herausragenden Schöpfung können nur erahnt werden.
Der Name des Hauptmeisters jedenfalls wabert noch immer anonym durch die drei Schiffe dieser Staffelkirche (Sonderform der Hallenkirche).
Christoph von Zelking agierte als nicht unwesentliches Mitglied der kaiserlichen Gefolgschaft von Friedrich III.

Der Altar wurde innerhalb der 90er Jahre des 15.Jahrh. aus Lindenholz geschnitzt.
Trotz der hohen Meisterschaft des Produzenten sind zahlreiche Bezugspunkte zu anderen künstlerischen Bestrebungen seiner Zeit recht deutlich sichtbar.
Eine kunstgeschichtliche Normalität.

Dabei können selbst innerhalb des Kefermarkter Altars abgestufte Qualitätsebenen, moderner Formwille und etwas altertümlicher Stillstand eingeordnet werden.

Eine unübersehbare Linie, vor allem bei dem Verständnis für Raum und Drapereie, führt z.B. in die Werkstatt Nikolaus Gerhaerts (Hochaltar des Konstanzer Münsters).
Auch die Arbeiten von Vater Michel und Sohn Gregor Erhart werden für die Kefermarkter Künstler und Handwerker eine auffällige Nebenbedeutung gehabt haben.
Und gleichfalls die gesamte Anlage des Altars Michael Pachers in St.Wolfgang, einschließlich der Schreinwächter.

Augenfällig sind z.B. in Kefermarkt die Bevorzugung architektonischer Zierformen gegenüber vegetabilischer Motive.
Die Leerstelle, der Hohlraum werden bearbeitet, erhalten eine gestaltungswürdige Bedeutung und Christophorus trägt bartlos das Jesuskind über den Fluss, außerordentlich selten in dieser Zeit.

Kefermarkt, Hochaltar, Schrein

Drei überlebensgroße Holzskulpturen

Petrus, links, Schutzherr der katholischen Kirche
St.Wolfgang, mittig, Bischoff von Regensburg
Christophorus, rechts, Christusträger

Kefermarkt, Hochaltar

Anbetung

Vorn kniend Melchior mit Goldkiste
Dahinter Balthasar mit Weihrauch-Schiffchen
Dahinter Caspar mit Myrrhe-Pokal

Scheinbar ist aber die Zuordnung der Geschenke zu den Königen in theologischen Plaudervereinen noch nicht geklärt.

Hinten rechts schaut Josef, scheinbar etwas genervt, dem Treiben zu.
Links unten ein Hund, sicher ein Todessymbol.
Links oben ein Turbanträger mit Hammer, vermutlich das Selbstbildnis eines Werkstatt-Mitgliedes.

Kefermarkt, Hochaltar

Marientod

Oben empfängt Christus die Seele Mariens.

Kremsmünster, Stiftskirche des Benediktinerstifts
Mittelschiff nach Osten mit Bildteppichen um die Pfeiler

Stift Kremsmünster, Fischkalter
Simson zerdrischt einen Löwen, mit Fischen im Wasser.

Wasserbecken zur Aufbewahrung und Entnahme von Fischen, die aus den umliegenden Teichen geliefert wurden, auch wichtig für die Lagerung und als Reserve in Fastenzeiten.
Gebaut 1690/92 von C.A. Carlone, erweitert um 1720 von J. Prandtauer (Erbauer des Stifts Melk, UNESCO-Welterbe).
Anlage mit insgesamt fünf Becken.

Stift Kremsmünster, Fischkalter
Petrus entnimmt einem Fisch eine Steuermünze, mit Fischen im Wasser.

Stift Kremsmünster, Fischkalter
Neptun, dahinter dröhnt Triton in sein Tritonshorn, mit Fischen im Wasser.

Ich bin mitnichte ein Fachmann des Fischaufbewahrungswesens.
Doch scheint mir die aktuell-benediktinische Tierhaltung nicht ausgegoren und für die Kiementräger etwas arg nüchtern und deshalb unbefriedigend.

Schloss Parz, Grieskirchen, um 1520
Bedeutendstes Schloss-Ensemble der Renaissance in Österreich (vermutlich)

Schloss Parz, Grieskirchen
Renaissance-Freskenzyklus an der Südseite (Detail)

Sieg des Protestantismus über die katholische Kirche.
Kinder Israels fliehen durch das Rote Meer, verfolgt von den Pharaonen.
Damalige Aktualisierung: Katholiken verfolgen Protestanten, die römische Kirche unterliegt und macht sich zum Horst.

Hans Staudacher

Im Schloss werden einige Räume für Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst genutzt (Galerie Schloss Parz).
Zwischen diesen ganzen alten Zeug (s.o.) dienen derartige Intermezzi zur Stabilität des Wohlbefindens.

Hans Staudacher

Antonio Tamburro

Antonio Tamburro



Zugabe…Zugabe…Zugabe…Zugabe…Zugabe…Zugabe...Zugabe……Zugabe…Zugabe…

An des Wanderers Wegesrand lagen auch z.B….

…die Rokoko-Kirche des Zisterzienserstifts Wilhering…

…und schöne Bäume…

…und eine Kreisel-Ausstellung im Schloss Tollet…

…und ein bewegtes Panorama in Bad Ischl…

…und eine Bergwiese mit Kirche…

…und eine verschneite Landschaft (hinten), Blick vom Kirchenplatz, Bild zuvor…

…und Michael Pachers Wolfgangsaltar in St.Wolfgang am Wolfgangssee…

…und auf dem Weg zu Klaus, zu Olaf gingen wir am Tag darauf…



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Juni 20, 2019 Posted by | Kunst, Neben Leipzig, Reisen | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, vier Wochen in Oberösterreich und ein ungeordnetes Potpourri vortrefflicher, überraschender, skurriler, bedenklicher, doch in jedem Fall nützlicher und weiterbildender Wahrnehmungen, Teil I (Teil II in Bälde)

Stiftsbasilika St. Florian

Nach Florianus, Amtsvorsteher des römischen Stadthalters Aquilinus, wurde 304 n.Chr. während der Christenverfolgung unter Diokletian in der Enns ertränkt. Bevorzugter Heiliger Oberösterreichs.
Nach Kriegsbeschädigungen, Bränden, Gewölbeeinstürzen, Gotisierungen, Barockisierungen entwickelte sich aus einer kleinen Holzkirche (Zeit der Völkerwanderung) ab Mitte der 80er Jahre des 17.Jahrh.eine Architektur, die weitgehend dem heutigen Bild entspricht.
Architekt und Stuckateur: Carlo Antonio Carlone und sein Bruder Giovanni Battista.

Überhaupt hat man den Eindruck, dass Familie Carlone die gesamte Region Oberösterreich flächendeckend in einen barocken Exzess getrieben hat.

Stiftsbasilika St. Florian, Krypta

Sarkopharg Anton Bruckners.
Dahinter eine gefühlte Milliarde sehr ästhetisch und akribisch gestapelter Menschenknochen mit einer Schädel-Dominanz, unweit der Kirche ausgegraben.
Frühmittelalterliche Herkunft, auch ein paar altrömische Rüben könnten darunter sein.

Asten, Paneum (Brotmuseum)

Erbaut von Coop Himmelb(l)au, ein Architekturbüro, Ende der 60er Jahre in Wien gegründet, mit internationaler Beteiligung, u.a. auch Ufa-Kristallpalast Dresden, Musée des Confluences Lyon, Europäische Zentralbank Frankfurt/M….

Der Oberbau des Museums in Asten verweist auf Form und Konsistenz eines nach oben wuchernden Brotteigs.

Traunkirchen am Traunsee, Pfarrkirche, sogen. „Fischerkanzel“

Innerhalb meiner über 50-jährigen „Kunstbetrachtung“ habe ich kein vergleichbares Teil gesehen, ist mit zumindest nicht erinnerlich.
Um 1750 geschnitzt.
Verbildlicht das Wunder des reichen Fischfangs. Im Boot hantieren Johannes und Jakobus.
Im Hintergrund hat sich Petrus erniedrigend vor die Füße von Jesus geschmissen,…“ich bin ein sündiger Mensch“. Jesus bietet ihm dann den Job des Menschenfängers/Menschenfischers an.
Dieses Gequarke ging mir schon vor einem halben Jahrhundert ziemlich kernig auf die Nüsse.
Aber die Kanzel ist natürlich bemerkenswert.

Traunkirchen, Fischerkanzel

Traunkirchen, Fischerkanzel

Algen, Muscheln, Tang vermischen sich zu einem deftigen Meeres-Sud, dekoriert mit scheinbar etwas unfreundlicher Wasserfauna (unten).

Traunkirchen, Fischerkanzel

Auf dem Weg zum jugendstiligen (mit Hinweisen auf das frühe „Art déco“) Kraftwerk „Steyrdurchbruch“, rechts hinten im Detail sichtbar.

Kraftwerk, Steyrdurchbruch, Brücke

Kraftwerk, Steyrdurchbruch, Details eines Brückenpfeilers

Wallfahrtskirche Frauenstein, Friedhof, Grab der Familie Kulenkampff

Selbstverständlich versuchten auch wir während der 60er Jahre stetig Hans-Joachim Kulenkampffs „Einer wird gewinnen“ in unsere ostdeutsche Stube zu holen.
Wenn die Wetterlage sich günstig formte.
Doch nicht selten formte sich die Wetterlage ungünstig und wie in Carpenters „The Fog“ waberten nur teigige und tonlose Umrisse, über die Bildfläche, die sich nur wenige Quadratzentimeter ausgedehnter präsentierte als eine damalige F6-Schachtel.
Wir saßen vor einem „Rubens“, es gab noch „den Rembrandt“ und „den Dürer“

Der Umfang meiner Erinnerung an den Sendungs-Inhalt ist überschaubar.
Doch hatte mich schon damals Kulenkampffs feinsinnige und unaufdringliche Arroganz, seine kultivierte Ironie, die nur manchmal und fast lautlos einen zynischen Nebenklang erhielt, durchaus fasziniert.
Aber weitaus tiefer grollte z.B mein Zorn, wenn an sonnabendlichen Nachmittagen das nebulöse Bildschirmgewabre „meinen“ Beatclub bis in die Unsichtbarkeit trieb.
Dann aktivierten sich meine Gene mit dem Zuständigkeitsbereich für pubertäre Cholerik.

Frauenstein, Pfarrkirche, Schutzmantelmadonna

Doch war die Kenntnisnahme von Kulenkampffs Grabstätte eher ein Zufallsprodukt.
Denn wir suchten eigentlich zielstrebig die Schutzmantelmadonna in der Frauensteiner Pfarrkirche/Wallfahrtskirche.

Frauenstein, Schutzmantelmadonna

Um 1500 hergestellt, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit aus den Werkstätten Michel Erharts oder seines Sohnes Gregor Erharts, Großmeister in den Jahren des Übergangs von Spätgotik zur Renaissance.
Als Hauptwerke Michel Erharts gelten z.B. die Wangen am Ulmer Chorgestühl und Teile des Rentabels der Klosterkirche in Blaubeuren, von schier herausragender Qualität.

Frauenstein, Schutzmantelmadonna

Gestiftet wurde diese Lindenholzschnitzerei sicherlich von Maximilian I.,über zehn Jahre römisch-deutscher Kaiser am Beginn des 16.Jahrh.
Anlass wird wohl des Kaisers dringliche Rettung aus Seenot gewesen sein.

Frauenstein, Schutzmantelmadonna

Unter den Schutzbedürftigen befinden sich Maximilian I. und seine Frau, gleichfalls Florian Waldauf, Tiroler Ritter und Ratgeber des Kaisers und seine Frau sowie zwei Figuren mit ungeklärter Ikonographie, die eher nur als Füllmasse agieren.


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Juni 14, 2019 Posted by | Kunst, Reisen | Hinterlasse einen Kommentar

Mai 2019, Jürgen Henne in Oberösterreich. Zuvor hatten schon Johann Friedrich Böttcher, Anton Bruckner, Johannes Brahms, Hans Joachim Kulenkampff, Albrecht Altdorfer, Hermann Bahr, Michael Pacher, Richard Tauber, August Strindberg, Theodor Billroth, Gustav Mahler, Friedrich Gulda, Erich Tschernack von Seysenegg, Adalbert Stifter, Gustav Klimt, Hugo Wolf, Georg Riezlmayr, Johannes Kepler, Alfred Kubin, Philipp Arnold La Renotière Ferrary, Thomas Bernhard, Stefan Zweig, Nikolaus Harnoncourt, Franz Schubert, Julius von Payer… in dieser Region gelebt, gearbeitet, haben sie besucht, haben sich an sie erinnert, sind in sie geflüchtet, sind in ihren Grenzen verbleicht……Und nun auch Jürgen Henne……. Ich habe mich für die Kategorie „Besucher“ entschieden


…in Enns

…in Ansfelden

…in Ansfelden

…in Frauenstein
Auf dem Grabstein der Familie Kulenkampff:
Hans Joachim 1921-1998

…in Traunkirchen

…in Traunkirchen

…in Bad Ischl

…in Steyr

…in Steyr

…in Steyr

…in Bad Hall

…in Bad Hall
Text auf der Tafel:
„An dieser Stelle stand das alte Bad Haller Theater, in dem der Komponist Gustav Mahler im Sommer 1880 dirigierte.“

…in Kremsmünster

…in Kremsmünster

…in Kremsmünster

…in Kremsmünster
Zitat, auf der Tafel unten, aus dem Buch „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ von Chr. Ransmayr.
Empfehle ich heftig als Lesematerial.

…in Eferding
Text auf der Tafel:
„In diesem Haus feierte Astronom Johannes Kepler seine Hochzeit mit der hiesigen Bürgerstochter Susanne Reuttinger.“

…in Steinbach
Während unserer Anwesenheit nutzte eine Tauchergruppe Mahlers Komponierbude am Attersee, um ihre Ausrüstung zu trocknen.

…in Steinbach

…in Steinbach

…in Steinbach


…und nun auch Jürgen Henne, z.B. bei der tiefschürfenden Analyse des spätgotischen Altars im oberösterreichischen Gampern.


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Juni 6, 2019 Posted by | Kunst, Reisen | Hinterlasse einen Kommentar