Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, die Pein mit Deutschlands Demokratie und Frank Capellan als normaler oder unnormaler Korrespondent. Wer weiß das schon

Reichstagsgebäude, Sitz des Bundestages, für den jede demokratisch gewählte Partei nach bewährt demokratischem Brauch einen Vizepräsidenten zur Verfügung stellt.
Von Christo und Jeanne-Claude verhüllt, Sommer 1995.

Reaktion von Frank Capellan auf die erneute Weigerung des Bundestages, der AfD das Amt eines Vizepräsidenten zu genehmigen.

„…Zu Recht. Wäre sie gewählt worden, hätte sich der Eindruck verfestigt, die AfD wäre eine ganz normale Partei, was nicht stimmt…“

Ich brauche keine AfD.
Die gesamte Fraktion kann meinetwegen auf Defoes Robinson-Insel umsiedeln. Vielleicht finden sie ein paar Freitage mit einer richtigen deutschen Eiche im Schritt, die täglich echte deutsche Volkslieder gegen den Ozean krähen.

Und der Vergleich dieses zwölfjährigen Infernos im vergangenen Jahrhundert mit den Verdauungsergebnissen von gefiederten Flattertieren ist mir hochgradig zuwider und sollte niemals verziehen werden.

Und ich würde auch Boateng als meinen Nachbarn ausgiebig und herzlich begrüßen.

Und die Nachfahren von Otis Redding, James Brown, Wilson Pickett…mit einer lauten, wilden, ungezügelten Musik-Performance in unsere Hausgemeinschaft aufnehmen.
Vielleicht könnte ich dann gemeinsam mit Abkömmlingen von Marvin Gaye und Bessie Smith „I Heard it Throug the Grapevine“ oder den „St. Louis Blues “ singen.

Und am Abend des 5.Dezembers putze ich Aretha Franklins Urenkeln die Schuhe, während sich Sidney Poitier und Forest Whitaker in meiner Filmecke „In der Hitze der Nacht“ ansehen. Womöglich klingelt dann auch noch ein Spross des unvergleichlichen Rod Steiger.
Es kann gar nicht bunt genug sein.

Aber außerdem bin ich auch ein hemmungsloser Liebhaber demokratischer Strukturen.
Und deshalb empfinde ich die AfD-Abläufe unsäglich und bedenklich (siehe ganz oben).

Die AfD wurde von unabhängigen Gremien Deutschlands als verfassungskonform und dem Grundgesetz folgend eingeordnet.
Sie wurde nicht als verfassungsfeindlich verboten.
Also eine demokratische Partei, der man demokratisch begegnen sollte.
Man kann sie bekämpfen, meinetwegen auch hassen.
Aber eben demokratisch bekämpfen und demokratisch hassen, aber nicht mit armselig-biederen Boykott-Aktionen.
Ich denke eigentlich, dass selbst intellektuell etwas schwerfällige Sitzplatz-Beleger des Bundestages diese Zusammenhänge begreifen sollten.

Man muss sich das vorstellen, der größten Opposition im deutschen Bundestag wird ein Grundrecht verwehrt, wobei es nicht um die einzelnen Kandidaten geht, vor der Partei der Bewerber wird sich übergeben.
Kann man ja, doch sollte man demokratisch kotzen, vielleicht kotze ich mit, aber erst, wenn ein Mitglied diese Partei den Titel eines Vizepräsidenten des Bundestages tragen darf.
In meiner Heimatregion Sachsen steht die AfD bei 25%, Die Linke bei 17%, SPD und Grüne unter 10%.
Bei diesem Stand könnte ich mich tatsächlich zu einem gerüttelt Maß Übelkeit entschließen.

Frank Capellan bestreitet mit markig-analytischen Fähigkeiten den Status einer „normalen“ Partei für die AfD (s.oben).

Nicht normal = unnormal, vermute ich.

Und nur unnormale Zeitgenossen wählen eine unnormale Partei
Also die gesamte Truppe von Millionen AfD-Wählern auf eine Bekloppten-Insel.
Und Capellan ist der Aufseher, ein richtig normaler Aufseher.

Vielleicht wird in Deutschland in wenigen Jahren der Anteil von „unnormalen“ Wählern die Schar der „normalen“ Abstimmer übersteigen.

Dann sollten sich Politiker und Journalisten gegenseitig anspeien, denn sie wären es vor allem, die unbedarften, dogmatisch durchgestylten Politikbetreiber, Poilitikvermittler, Politikinterpreten, die mit ihren einfältig geordneten Verständnis für politische und soziale Abläufe diese unerquicklichen Entwicklungen vorangetrieben hätten.
Frank Capellan agiert als Korrespondent im Hauptstadtstudio des Deutschlandradios.
Als normaler Korrespondent oder als unnormaler Korrespondent?
Wer weiß das schon.



juergenhennekunstkritik.wordpress.com
juergen-henne-leipzig@web.de
ILEFLoffsen2005198309092012dorHH

April 11, 2019 Posted by | Medien, Politik | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die Drecksau, Frauen, Männer, Nora, Julia, Juli, eine Ausstellung im Leipziger Bildermuseum und ein Museum in New York



Vor dieser Kunst gehe ich euphorisiert in die Knie


Twombly, Museum of Modern Art, New York, s.unten

Newman, MoMa, s.unten

Indiana, MoMa, s.unten

Pollock, MoMa, s.unten

Jürgen, der Coole nach MoMa unweit von Montauk (Long Island), s. Max Frisch

Die Zeiten sind mitunter zu lausig, um sich deutlich, aufgeschlossen, unmissverständlich, kompetent, frank und frei zu Musik, Literatur, bildender Kunst äußern zu können.
Die Reaktionen beginnen besoders zu brodeln, wenn Musikerinnen, Malerinnen, Schriftstellerinnen…sich der öffentlichen oder privaten Kritik stellen.

Als ich Nora Gomringer meine hochgradigen Bedenken zu der lyrischen Qualität ihrer Gedichte mitteilte, festgezurrt an ihren Auschwitz-Strophen, wurde ich von Mitgliedern ihres „Fanclubs“ in die Kategorie „Drecksau“ eingeordnet.

Auch meine Sorge, dass Sprache und Musik Julia Engelmanns zum Standard für hohen Anspruch gekürt werden könnten, wurde nicht honoriert und als Gesprächsgrundlage unflätig abgelehnt.

Wenn ich vortrage, dass die Texte von Nora Gomringer nach meinem Verständnis für Qualität, welches sich seit über fünfzig Jahren zu hoher Reife entfaltet hat, keineswegs befriedigende Anforderungen erfüllt, bescheinigt man mir innerhalb der entsprechenden Kollektive eine galoppierende Entwicklung zur Frauenfeindlichkeit, also zu einer frauenfeindlichen Drecksau.

Noch schlichtere Gemüter ahnen bei mir tiefschürfend, auch mit dem Blick auf die Frauen-Askese innerhalb der AfD-Fraktion, eine Nähe zu rechten Ideologien und die Münder von Zeitgenossen mit einem Intellekt von besonders asketischem Zuschnitt scheinen ein markantes „Nazi“ zu formen, wenn sie zur Kenntnis nehmen, daß ich N.Gomringers Beitrag „Und es war ein Tag“ über Abläufe im Konzentrationslager Auschwitz als unerträglich ablehne.
Also nur weil ich der Lyrik Nora Gomringers, Julia Engelmanns, aber auch z.B. der Prosa von Juli Zeh nicht die geforderte Hochachtung entgegenbringe, literarische Defizite bescheinige, allein begründet durch deren sprachliche Zumutungen und intellektuelle Oberflächlichkeiten, wabert aus mir die Stimme einer Drecksau, einer frauenfeindlichen Drecksau ???
Die Zeiten sind tatsächlich mitunter lausig für beide Geschlechter.

Ich sah vor einigen Tagen „Son of Saul“ (Lásló Nemes), Handlungsort ist Auschwitz/Birkenau und konnte ein paar Gedanken an N.Gomringers Gedicht nicht unterbinden.
Mein betroffenes Gemüt erschauerte über diese unfassbaren Vorgänge, aber auch bei der kurzfristigen Erinnerung an N.Gomringers hochgradig unangemessenen Zeilen über dieses Inferno und ließ Wittgensteins Satz inhaltlich und sprachlich etwas mutieren und rezitierte innerlich: „Worüber man nicht schreiben kann, darüber sollte man schweigen“

Ich bat um Gespräche mit meinen Anklägern über die Literatur von Nora Gomringer, von Julia Engelmann, Juli Zeh,…. ich bat um Begründungen und Erläuterungen, ich versprach die Darlegung meiner Begründungen und Erläuterungen.
Mit den Texten auf dem Tisch, in einer nach oben offenen Gesprächsrunde.

Ablehnung, nur Ablehnung, man blieb bei „Drecksau, Frauenfeind, AfD-Sympatisant, Nazi…

Ich bekenne auch meine Zweifel z.B. an der literarischen Qualität der Prosa von Ingo Schulze, Thomas Brussig, Uwe Tellkamp, meines Erachtens keine Frauen, eher Skrotum-Träger.

Mir geht es nicht darum, ob Romane, Novellen, Erzählungen, Gedichte… von einer Frau aus Süd-Gambia, von einem Mann auf S.Kitts und Nevis oder in Wanne Eickel geschrieben werden, ob sie in einem Iglu oder in Pfahlbauten Neuguineas ihre Vollendung finden.
Ob mit Tinte oder Maulwurfkacke aufgezeichnet, ob im Rollstuhl auf dem Eiffelturm oder im Trabant 601 auf dem Krakatoa.
Ist mir sowas von scheißegal, interessiert mich eine feuchte Rollzwiebel.
Nur die Qualität mit all ihren Schattierungen und Nebenwegen gilt als einziges Kriterium.
Da können mir alle Infantil-Hysteriker, die mit violett herausklaffender Zunge „Drecksau, Frauenfeind, Nazi“…kreischen, an der Hüfte blasen und weiterhin „Drecksau, Frauenfeind, Nazi“ bellen.

Und es gibt natürlich auch malende, zeichnende, lithographierende, radierende, performanceierende, bildhauernde, filmende…. Frauen und Männer.

Und es gibt auch „Voix“, die aktuelle Ausstellung von 28 Künstlerinnen aus Berlin und Leipzig bis 7.April im Leipziger Bildermuseum.

Und meine Knies entscheiden sich zu einer radikalen Erweichung, die Haut bereitet eine flächendeckende Gänsehaut vor und mein Kopfhaar beginnt Berge zu bauen, wenn ich an die Reaktionen auf meine deutliche, aufgeschlossene, unmissverständliche, kompetente, frank und freie Beurteilung dieser Ausstellung denke.

Deshalb wähle ich einen anderen Weg.
Einige Arbeiten, nach dem Prinzip des Zufalls und mit geschlossenen Augen gefunden, biete ich zur Urteilsfindung an.
Ein zufälliger, doch ein gelungener und fairer Querschnitt.
Ohne Kommentar und ohne Informationen.

Ich habe nicht selten Details fotografiert, um das zeichnerische und malerische Vermögen oder Unvermögen zu zeigen.
Dieses hohe oder mindere Maß an Qualität des Details wird in der Regel über die gesamte Bildfläche weitergeführt.

Der „Kritiker“ der Leipziger Volkszeitung schrieb: „Die bei aller Diversität durchgehend hohe Qualität….“




























„Die bei aller Diversität durchgehend hohe Qualität…“
LVZ, 20.Februar 2019

Und ich setze mich jetzt in meine Leseecke und blättere in Bänden mit der Kunst von Twombly (s.o), Kline, Indiana (s.o.), Still, Tobey, Rothko, Pollock (s.o.), Rauschenberg, Newman (s.o), Reinhardt, Stella, Francis, Motherwell, de Kooning, Noland, Basquiat, ausnahmslos US-Amerikaner.

Ich höre schon die gellenden Sirenen: „Na, du Drecksau bist wohl Trump-Anhänger.

Wahrlich, es sind mitunter schon lausige Zeiten.



Konzert-Empfehlung für die kommende Woche

Musica Nova, 6.März 2019, 20 Uhr, Leipziger Gewandhaus, Mendelssohnsaal.

Musik von Morton Feldman und Jo Kondo.
Ensemble Avantgarde/Steffen Schleiermacher.

Ausstellungs-Empfehlung

Halle/S., Kunstmuseum Moritzburg.
„Die Stille im Lärm der Zeit, Meisterwerke aus der Sammlung Ziegler.“

Kunst von Macke, Nolde, Marc, v.Jawlensky, Heckel, Schmidt-Rottluff, Feiniger, Klee, Rohlfs, Mueller, Corinth, Schlemmer, Beckmann,
Hofer, Dix.
Ich habe selten eine derartig hochwerige Privatsammlung gesehen.

Bis 12. Mai 2019

juergenhennekunstkritik.wordpress.com
juergen-henne-leipzig@web.de
ILEFLoffsen2005198309092012dorHH

März 4, 2019 Posted by | Leipzig, Literatur, Medien, Musik, Politik | 1 Kommentar

Jürgen Henne und eine Empfehlung für zumindest ein Wochenende ohne den Zugriff von Florian Silbereisen, ohne Zugriff von Wolfgang Lippert, ohne Zugriff von Andy Borg, ohne Zugriff von Dieter Bohlen, ohne Zugriff von Jörg Pilawa, ohne Zugriff von Hansi Hinterseer, ohne Zugriff von Stefanie Hertel, ohne Zugriff aus dem Dschungelcamp…

Programm für „Tonlagen“, Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik mit der menschlichen Stimme als Schwerpunkt in Dresden/Hellerau (Festspielhaus), 14. – 24. März.

Vielleicht nicht ganz mein bevorzugtes Repertoire.
Denn A cappella-Gekrähe nervt mich tatsächlich nach einiger Zeit.
Aber vielleicht gesellt sich in Hellerau hin und wieder noch eine schräge Geige, ein knirchendes Cello oder eine luftige Flöte zu manchem Stück dazu.
Wir werden sehen, bzw. hören.

Aber so richtig irritiert mich diese gnadenlose Verdichtung des Programmablaufs, z.B. am Freitag (15.3.).
Zwischen 18 u. 22 Uhr gibt es vier Aktionen („Eurydike?…“ I wird 21 Uhr als „Eurydike?…“ II weitergeführt).
Also wird man wie eine besengte Sau durch das Haus gejagt, den letzten Akkord vom überstandenen Konzert im linken Ohr, den ersten Klang vom soeben begonnenen Ereignis schon im rechten Ohr.
Hoffentlich spießt sich bei dieser Panik nicht meine Platinhüfte durch das Schlüsselbein.

Nach den Intendanten Udo Zimmermann und Dieter Jaenicke, in deren Zeiten eine erhebliche Zahl von Musik-Tanz-Theater…Veranstaltungen auch mit Performance-Zuschnitt von hohem Anspruch angeboten wurde (ab 2004), übernahm 2018 Carena Schlewitt die Leitung des Hauses.

Bei einem zufälligen Gespräch mit ihr, zwischen Tür und Angel sozusagen, wollte sie mich für eines ihrer Hauptanliegen begeistern, die Konzentration auf DDR-Musik.
Ich vermute, meine „Begeisterung“ zündelte nur etwas behäbig vor sich hin.

Kompositionen z.B. von Georg Katzer, Friedrich Schenker und Friedrich Goldmann werden bei „Tonlagen“ am Frühjahrsbeginn des laufendes Jahres von dieser Mission künden (s.Programm oben).
Wir werden hören, bzw. sehen.

Zugabe

Leipziger Volkszeituung, 15.März 2019

Sieben Gefahren für die Sicherheit der Welt.

Nr.1 USA im Alleingang.
Vor Klima, Energie, Terrorismus. Diese Reihenfolge wird mitnichten ein Zufall sein.

Ich bekenne mich ausdrücklich zur Demokratie der Vereinigten Staaten von Amerika, zu deren Werten und Idealen.

Ich erweise meine Hochachtung vor den historischen und kulturgeschichtlichen Traditionen dieses Landes und deren Weiterführung bis in die Gegenwart.

Ich preise die Leistungen von Naturwissenschaft und Technik, von Literatur, Musik, bildender Kunst, Film, Theater und ihren global unverzichtbaren Einfluss.

Ich verabscheue diesen armseligen, vulgären Hass, der sich nicht nur auf Trump konzentriert, sich vielmehr auf die „Vereinigten Staaten von Amerika“ als umfassenden Begriff erweitert hat.


juergenhennekunstkritik.wordpress.com
juergen-henne-leipzig@web.de
ILEFLoffsen2005198309092012dorHH

Februar 15, 2019 Posted by | Medien, Musik, Politik | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen und Jochen – Donald und Horst


LVZ, 25. September, Seite 11, Leserbriefe, rechts unten

Lieber Jochen,

es gibt sie, diese Momente unvergleichlichen Glücks, wenn durch einen einzigen Satz sich der Nebel über der eigenen Ahnungslosigkeit lichtet, wenn der dumpfe Block von Unwissenheit im Sog intellektueller Großmeister, in deren Elysion sich Reife, Begabung und gelebte Weisheit vermählen, nun als geweihter Kristall der Erkenntnis zu einem höheren Bewusstsein führt.

Ja, ja, lieber Jochen, mit „Seehofer ist der Trump Deutschlands“ haben sie mir den Weg gewiesen, komplexe Zusammenhänge innerhalb global-politischer Mechanismen und Abläufe feinsinniger zu erfassen.

Und dieser Satz, lieber Jochen, hat mich auch gelehrt und motiviert, selbstständig in die Dialektik zwischenmenschlicher Abhängigkeiten, in psychisch-soziale Kausalitäten einzudringen und er bescherte mir eine Befähigung, die noch vor einigen Tagen von mir auf einem Areal der Unerreichbarkeiten abgelegt wurde.

Denn, lieber Jochen, entschuldigen Sie meine Respektlosigkeit, ich erweiterte Ihren fundamentalen Lehrsatz und kam frei und mündig zu der Überzeugung:

„Trump ist der Seehofer der USA“

Ich preise Sie, lieber Jochen, haben Sie Dank und empfangen Sie meinen Applaus, lieber Jochen.
„Klatsch, klatsch, klatsch…….“, lieber Jochen.


juergenhennekunstkritik.wordpress.com
juergen-henne-leipzig@web.de
ILEFLoffsen2005198309092012dorHH

September 26, 2018 Posted by | Leipzig, Politik | Hinterlasse einen Kommentar