Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und ein Kulturtipp

Kulturtipp

Heute, 30. April, 23.05 Uhr, Deutschlandfunk.

Die Lange Nacht:51N6AFKK95L._AC_UL320_SR226,320_ Aki Kaurismäki

Aki Kaurismäki
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Aki Kaurismäki

Filmtipp des Tages:
Aki Kaurismäki (Alles)


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April 30, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Donovan und Jürgen Henne im Leipziger Haus Auensee sowie die eher unregelmäßig bearbeitete, doch auffällig begehrte Serie: „Jürgen Henne und die Musik des Schreckens“ oder „Musik, die niemals auf meiner Beerdigung gespielt werden darf“oder „Wenn diese Musik dennoch gespielt werden sollte, steige ich aus der Kiste und mutiere zu Brian de Palmas Carrie.“

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Haus Auensee, Donovan bei „There is a Mountain“, vor der Pause

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Haus Auensee, Pause, ohne Donavan

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Haus Auensee, Donovan, bei „Hurdy Gurdy Man“, nach der Pause

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Haus Auensee, Donovan, nach dem Konzert

Die Musik der Animals, Yardbirds, Cream, Rolling Stones, Pretty Things, Small Faces, Move, Vanilla Fudge, Byrds, Canned Heat, Spencer Davis Group, von James Brown, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Van Morrison, Wilson Pickett, Bob Dylen, der frühen Jethro Tull, Led Zeppelin, Pink Floyd, Deep Purple trieben mich innerhalb der zweiten Hälfte der 60er Jahre zu pubertären Exzessen, während die entsprechenden Bravo-Abbildungen die Wände meines „sozialistischen Jugendzimmers“ überzogen, für reichlich Taschengeld erworben.
Doch legte ich Donovan mitnichten an der Peripherie dieser Leidenschaft ab.
Eine erkleckliche Reihe hochwertiger Songs bescherten mir nicht selten ausgedehnte Hochgefühle.
Und wenn jugendlich-visionär-pazifistische Tagträume von „Universal Soldier“ begleitet wurden, fand man sich ziemlich wichtig.

Das Konzert Donovans im Leipziger Haus Auensee vor einigen Tagen kann in die Rubrik „Ein Mann, eine Gitarre, ein Mikrofon und ein Sitzkissen“ eingeordnet werden und erfüllte seine Mission aufrichtig, ohne Schnörkel und lästiges Dekor.
Natürlich beengte mich manchmal das Gefühl, bei etwas ausgedehnten Rede-Einheiten missioniert zu werden.
Doch scheint Donovan immer noch seine Blumen aus San Francisco zu hegen.

Sonst gibt es nicht viel zu berichten, ist aber keineswegs ein Synonym für Ödnis.

Die Stimme hielt, mit vielleicht etwas übertriebenen Tremolo (bzw.Vibrato).
Seine Finger springen noch leichtfüßig über die Saiten, sie werden scheinbar noch nicht von Keith-Richards-Verknorpelungen gepeinigt.
Das Publikum steigerte sich von Freude über Begeisterung zu Euphorie.

Natürlich begann er mit „Catch the Wind“ (Orig.von der großartigen Buffy Sainte-Marie) danach in chronologisch ungeordneter Reihenfolge: „Season of the Witch“, „Lalena“, „Jennifer Juniper“, „Colours“, „Hurdy Gurdy Man“, „Sunshine Superman“, „Universal Soldier“ „There is a Mountain“, „Melloe Yellow“,….. einige aktuellere Titel und das unvermeidliche „Atlantis“, welches mich schon vor fünfzig Jahren ziemlich nervte.

Donovan begann pünktlich und nach korrekt zwei Stunden war Schicht.
Donovan sang und der Abend war schön, so einfach kann Leben sein.
Donovans Lieder werden niemals in der zweiten Reihe meines Musik-Regals abgelegt.
Donovan und Dylen, die großen D’s der Rockgeschichte, Drews (Jürgen) gehört nicht dazu. DJ Ötzi gleichfalls nicht.

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Großer schwarzer Rundling niederländische Herkunft mit der Musik Donovans, erworben in den 70er Jahren.
Um die 80 DDR-Mark, danach habe ich mich wahrscheinlich für einige Tage mit gesammeltem Bärlauch und trockenem Brot verpflegt.

Außerdem hat er sich sich kaum verändert, nur fünfzig Jahre älter (siehe oben).

Jürgen Henne und die Musik des Grauens…..

George Baker Selection: „Paloma Blanca“
Opus: Live is Life

Musik des Tages:
Donovan


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April 25, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und die forcierte Dehydrierung des alltäglichen Augenblicks bei Gelb

Augenblick I

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Werbung in einem Leipziger Fischgeschäft

„Stör mich nicht“ irritiert mich etwas.

Ich vermute eine Kritik an der Entnahme des Rogens (Kaviar) nach Tötung dieser Fische.
Eine verheerende Reduzierung des Bestands ist das Ergebnis, nur weil irgenwelche garstige Hohlroller ihren „höheren“ Status mit der ständigen Verschlingung dieser Fischeier präsentieren wollen.

Für ein Fischgeschäft ist diese Botschaft profit-technisch natürlich etwas bemerkenswert.
Ich werde in Bälde einmal nach Kaviar fragen.

Oder die Spruchentwerfer fanden die Übereinstimmung von Fischnamen und Imperativ von „stören“ unterhaltsam.
Diese Leistung wäre dann wiederum intellektuell von etwas sparsamen Zuschnitt.
Aber wer weiß das schon.
Meine selige Großmutter hätte gesagt: „Das weiß nur der Deibel.“

Augenblick II

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Werbung in einem Leipziger Fischgeschäft

Leider kein ganz glückliches Schaufensterarrangement.
Die verdeckte Zeile lautet: „ist doch auch Käse

Was soll der Hase im Fischgeschäft. Vielleicht noch ein Osterhase mit lose gestapelten Rollmöpsen im Osterhasenkorb, sehr anregend.

Augenblick III

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Eine Auswahl dieser dussligen Werbekarten, die aufdringlich unter die Scheibenwischer gedrückt werden.

Mir erschließt sich nicht, weshalb putzige Tierfotos mögliche Autoverkäufe forcieren können, z.b. Katzen und Eisbären
Wenn ich in Bälde einen Eisbär käuflich erwerben sollte, würde ich ja auch nicht drei Moskwitschs auf den Eisbergen rund um Grönland abstellen und als Fotografien auf meinen Werbeunterlagen abbilden.

Augenblick IV

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Friederike Wißmann hat ein Buch geschrieben: „Deutsche Musik“, ich denke eine vorzügliche Arbeit.
Bei jeder Kritik in allen Medien wird der Inhalt mit „von Bach bis Stockhausen“ präzisiert.
Tatsächlich bei allen Rezensionen dröhnt diese sprachliche Fanfare.
Nach dem fünften Text „von Bach bis Stockhausen“ entscheiden sich meine Strukturen, die für Eifer und Neugier zuständig sind, ein Bäuerchen zu machen und zu kapitulieren.

Die gegenwärtige Kunst/Literatur/Musik-Kritiken verdorren zu sprachlichen und inhaltlichen Attrappen.

Nur Deutschlandradio Kultur gönnt sich eine Ausnahme.

»Friederike Wißmann lässt die deutsche Musikgeschichte von Bach bis Stockholm lebendig werden. Ihr Buch heißt schlicht ‚Deutsche Musik‘, behandelt aber weit mehr als klassische Musik. Es geht um die Wurzeln deutscher Volkslieder, sogar um Fußballgesänge und das Heavy-Metal-Festival in Wacken.«

„Von Bach bis Stockholm“ – gefällt mir recht gut.
Ist das nun ein Affront gegen diese medienübergreifende Abschreiberei oder einfach wieder triefäugig.

Dann könnte man ja auch bei „Bach bis Eisler“ mit Bach bis Eisleben“ witzeln.
Oder bei „Bach bis Beethoven“ mit „Bach bis Eindhoven“, mein Gott, ist das lustig.
Oder gar statt „Bach bis Bruch“ einfach „Bach bis Bruchsal“
Und jetzt werde ich genial. Statt „Bach bis Haydn“ nun „Bach bis Lüneburger Haydn“.

In Bruchsal gibt es ein Schloss mit einem überragenden Treppenhaus von Balthasar Neumann.

Stockhausens „Gesang der Jünglinge“.. (..“im Feuerofen“) hatte erheblichen Einfluss auf mein Musikverständnis, ich hörte das Stück um 1970, noch parallel zu Tschaikowski und R.Strauss.

Sein „Freitag aus Licht“ wurde 1996 in Leipzig uraufgeführt.
Ich saß nur unweit von ihm, er rüttelte stetig an irgendeinem Mischpult herum, während mich die Aufführung doch ziemlich nervte. Weniger die Musik. Doch wenn ich zur Kenntnis nehmen muss, dass auf der Bühne eine Kopulation mit Bleistift und Spitzmachine verbildlicht wird, neige ich zur Resignation.

Augenblick V

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Putin pries einen russischen Cellisten, der auf der Panama-Kartei mit zwei Milliarden Dollar verzeichnet ist, als Edel-Geschöpf, der seine gesamte Kohle für Instrumente ausgebe.
Ein hochwertiges Cello kostet aktuell um 3000-5000 Dollar.
Der Cellist bekäme dafür etwa 400 000 Cellos, wer soll die herstellen?
400 000 Triller-Pfeifen für Schiedsrichter könnte man sich ja vorstellen, auch 400 000 Taburins, aber 400 000 Cellos.

Oder er kauft Bratschen und Geigen von Stradivari.
Mir ist erinnerlich, daß Menuhins Stradivari-Geige einen Wert von fünf Millionen Dollar maß, bei zwei Milliarden könnte der russische Cellist immerhin vierhundert Menuhin-Geigen verteilen.

Und ich besinne mich verschwommen, daß vor einigen Jahren bei Sotheby eine Bratsche, gleichfalls von
Stradivari, für fünfundvierzig Millionen Dollar angeboten wurde.
Das Ergebnis dieser Auktion habe ich vergessen.
Fünfundvierzig dieser Instrumente für Besitzer üppig gefüllter Matrjoschka-Sparbüchsen hätte der russische Cellist in seinem Koffer stapeln können.

Musik der Woche

Dmitri Schostakowitsch: Streichquartette 1-15 (mit Cello)
Sofia Gubaidulina (Schülerin Schostakowitschs) : Streichquartette 1-4 (mit Cello)
Dvorak: Cello-Konzert h-moll (mit Cello), es blieb sein einziges, eine Tragödie.

Sein 8.Streichquartett schrieb Schostakowitsch während einer Kur im sächsischen Gohrisch.

Seit einigen Jahren gibt es dort, unweit von Bad Schandau, die Schostakowitsch-Tage. Ein unbeschreiblicher Musik-Rausch.
Gäste waren u.a. S. Gubaidulina, Gidon Kremer, Borodin-Quartett…..


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April 15, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Hans-Dietrich Genscher und Jürgen Henne begegnen sich in Leipzig

Bundesverwaltungsgericht-Reichsgerichtsgebäude

Leipzig, Simsonplatz, ehemaliges Reichsgericht.

Von Ludwig Hofmann gebaut im gängigen Eklektizismus dieser Zeit, 80er Jahre des 19.Jahrh.
Hofmann werkelte wesentliche Abschnitte seines Lebens in Berlin, z.B. Märkisches Museum, Pergamon-Museum.

Bis 1945 stand das Gebäude dem Reichsgericht zur Verfügung und wurde als Standort des Prozesses um den Reichstagsbrand gewählt, bei dem Göring von Dimitroff zum dummen Knut gemacht und Marinus van der Lubbe von seiner anschließenden Hinrichtung informiert wurde.

Nach dem Krieg erhielt das Haus den Status eines „Museums der bildenden Künste“ und dient heute als Bundesverwaltungsgericht.

Dritter März 1990, am frühen Abend auf dem Simson-Platz (s.o.), unweit von Musik-u.Graphikhochschule, von neuer katholischer Kirche und Neuem Rathaus.

FDP-Veranstaltung mit H.D. Genscher.

Genscher fightet sich raumgreifend, mit etwas instabiler Körperhaltung, durch die Menge. Er polterte ja immer mit einer Nuance Unstetigkeit im Bewegungablauf durch Gänge und Flure.
Dabei legte er keinen Wert auf läuferische Anmut. Eine politische Entscheidung war das Ziel, Anmut wäre dabei ein entbehrliches Dekor gewesen.

Er näherte sich mir wie eine gut gefüllte Eisenerz-Lore bei unruhiger Spur und entgleiste.
Er stolperte, volkstümlich formuliert und fiel an meine Schwarzenegger-Brust.
Wir rangen noch zwei Sekunden um einen sicheren Stand, er sagte „Vielen Dank“ (oder so ähnlich), ich antwortete „Gern geschehen“ (Oder so ähnlich) und schon stand er vor dem Mikrofon.
Die Menge jubelte, ich wollte mich verbeugen, doch spürte ich sofort, dass der Beifall mitnichten mir galt.
Soweit meine einzige Begegnung mit Genscher.

Bei einer aktuellen Politik der stets schlingernden Flitzpiepen mit aufgeweichtem Rückgrat wären Menschen wie Genscher, die ihre Visionen bodenständig, unbeirrt und mit intellektuellem Humus verteidigen, eine bestechende Alternative.

Und Helmut Schmidts Zusammenführung von Vision und Psychopatie empfand ich immer als hochgradig dusslig.
Ohne Visionen hätte sich Sozi-Helmut bis zum Schluss seine Zigarette mit dem Feuerstein anzünden müssen.

Man könnte ja den Simson-Platz, in Erinnerung an die Begegnung Genscher-Henne, in Hans-Dietrich- Genscher-Platz umbenennen (Eduard von Simson war der erste Reichsgerichtspräsident, interessiert heute keine Sau).
Die Zugabe Hans-Dietrich-Genscher/Jürgen-Henne-Platz wäre nicht notwendig und außerdem zu lang, zumindest vorläufig.

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Selbsporträt Conrad von Einbecks in der Moritzkirche zu Halle, Genschers Geburtsstadt
Wird oft als früheste Eigendarstellung eines Bildhauers nach der Antike eingeordnet (spätes Mittelalter), wobei Peter Parlers Kopf im Prager Veits-Dom sicherlich gleichfalls dieses Anrecht beanspruchen könnte.
Leider wird der Moritzkirche hinter Marktkirche, Händelhaus, Moritzburg, Giebichenstein…..nur eine untergeordnete Rolle in Halles Kulturangebot zugewiesen.
Sie wurde als spätgotische Hallenkirche erbaut, eine Architektur, die vor allem in sächsischen Arealen eine unvergleichliche Blüte entwickelte.

Hallenkirche: Mittelschiff + Seitenschiffe = gleiche Höhe, nicht selten auch schon mit Elementen der Frührenaissance.

Annenkirche in Annaberg
St.Wolfgang in Schneeberg
Dom in Freiberg
Marienkirche in Pirna u.a. sind Hallenkirchen und erstrangige Vorschläge für kurze Frühlings-Touren.

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Marienkirche, Pirna, Hobelspanrippe, die Lichtverhältnisse waren lausig.

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Marienkirche, Pirna, Mittelschiff, Netzgewölbe

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Annenkirche, Annaberg-Buchholz, Innenraum

Bei Moritzkirche bitte keine Verbindung zu Wilhelm Busch einfädeln.
Moritz, auch Mauritius (im Dom St.Mauritius Magdeburg ist der Namensgeber als Farbiger dargestellt) diente als römischer Legionär und wurde entleibt, nachdem er sich weigerte, gegen Christen zu kämpfen.

So zügig kann man ein Netz zwischen Hans-Dietrich Genscher, Holzspanrippen sowie Max und Moritz weben, doch gelingt das nur Feingeistern.
Ob Genscher jemals die Hallenser Moritzkirche betrat, entzieht sich aber meiner Kenntnis.

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Zumutung des Tages, LVZ, 4.April
Eine Ausstellung in Chemnitz mit dem Slogan: „Chemnitz gibt Pfötchen“

Ich bin kein Rad-Eiferer, kein Sonnen-Eiferer, kein religiöser Eiferer, kein atheistischer Eiferer, kein Weltuntergangs-Eiferer, kein vegetarischer oder veganischer Eiferer d.h.ich esse in Maßen auch Tier, denn Eiferer sind mir grundsätzlich zuwider, auch Eiferer, die von morgens bis abends „Nazi“ brüllen.
Ich denke, wenn Eiferer eifern.

Aber bei diesem Tierbild kündigt sich bei mir eine solide unterfütterte Kotz-Orgie an und ich neige dazu, Tier-Eiferern zu huldigen.

Hunde aller Länder, vereinigt euch!
Nicht nur Zwergpudel (wie oben).
Auch bellende Tiere, die durch einem Biss in den menschlichen Oberschenkel ihr Frühstück selbst erjagen können.

Beißt Euren Hundehaltern und Fell-Designern ihre Bösartigkeit aus dem Wanst.
Nehmt diese dussligen Bänder und Schleifen aus eurem Fell und bindet sie Euren Folterern an Klöten und Titten.
Und dann ab zu einer Ausstellung.
Nicht unter dem Motto: „Chemnitz zeigt Pfötchen“, vielleicht eher: „Kemnitz knallt Peiniger-Klöten“.


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April 5, 2016 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar