Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, Joe Cocker, Chicago und der Handstand auf dem Gummibaum

Die Klangwellen von „With a little help from my friend“, ein Lennon/McCartney-Titel aus der „Sgt.Pepper’s…“-LP, von Joe Cocker 1969 in Woodstock gekreischt, werden auch heute noch irgendwo in der Milchstraße gegen die Planeten dröhnen. Als pubertierender Jüngling stellte ich mich vor den Spiegel und versuchte eine Imitation des Schreies. Doch das Ergebnis ähnelte eher dem Gequieke eines Frettchens mit Problemen der Weisheitszähne.

Sonst ergab sich für mich keine überragende Hinwendung zur Musik Joe Cockers. Dave Masons „Feelin‘ Alrigth“ und „Summer and the City“, ein Original der Lovin’Spoonful, beeindruckte mich noch recht heftig, doch seit Anfang der 80er Jahre schlossen sich meine Ohren weitgehend für diese Musik.

Denn „When The Night Comes“, „Up Where We Belong“, „Your Can Leave Your Hat On“ ersetzte ich durch eine Notenkunst, welche sich dieser Melodienseligkeit, dieser gezirkelten Emotionalität weitgehend entzog.

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Aber natürlich erwarb ich seine LP von DDR-Amiga. Man hatte ja sonst nichts (oben).
Vor einigen Jahren musste ich zwischen Cocker und Jan Garbarek wählen, die am gleichen Tag in Leipzig konzertierten. Ich entschied mich für Garbarek.
Doch bleibt eben seine Unvergänglichkeit durch „With a little…..“.
Und wer kann das schon von sich selbst erwarten.

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Grauenvoller war die Entwicklung von „Chicago“, die mich 1969 mit dem Doppelalbum „Transit Authority“ (irgendwo im WDR, NDR, RIAS…gehört, zumindest in Ausschnitten, mit einem schlechten DDR-Radio) zwischen die Tischbeine trieb und zum Handstand auf meinem Gummibaum.
Auch die folgenden zwei Scheiben waren wundervoll.

Doch dann kam bald ein beispielloser Absturz mit Titeln wie „If You Leave Me Now“ und „Stay the Night“.
Doch bleibt Chicagos Unvergänglichkeit mit „25 o 6 to 4“ und „Transit Autority.“
Und wer kann das schon von sich selbst erwarten.

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Dezember 23, 2014 Posted by | Leipzig, Musik | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Legenden, Wunder, Helden, Götter, Ritter, Fürsten……kreativer Kleinwuchs, Ridderbusch in Amiens, Heldrungen, Rothko im November, Rothko im Dezember, Bernstein, John, Fripp, Seidl, Schneeflöckchen, Weißröckchen und das Kleidungsstück der Woche

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Das Wunder Robin Hood, Legende, Held und Ritter im Sherwood Forest

 

In der Leipziger Tageszeitung innerhalb zwei kurzer Beiträge:

Polnische Handballlegende

Griechischer Fußballgott

Italienische Gastro-Legende

Wunder-Grün (Farbe eines Sportrasens)

Punk-Legende Billy Idol

 

Wie mich diese schmierig-opportunistischen Überhöhungen anöden.

Man nimmt diesen kreativen Kleinwuchs einmalig zur Kenntnis, lacht milde und blättert weiter, die Lächelei verliert ihre Milde bei der zweiten Kenntnisnahme dieses sprachlichen Unfugs und mutiert bei weiteren Wiederholungen flugs zur Mimik eines besonders unzufriedenen Louis de Funès .

Und es ist Alltag, diese Inflation der Helden, Legenden und Wunder, der Kaiser und Könige.

Da gibt es den Medienmogul, die Eisprinzessin, den Medien-Zar, Kaiser Beckenbauer, Boxenluder, Literaturpapst, Porno-König, Pop-Queen, Soul-Queen, Jazz-Queen, Film-Diva, Opern-Diva, Schanzenadler, Skiadler, Helden der Rennstrecke, Formel 1-Helden, Fußballhelden, Handballhelden, Volleyballhelden, Baskettballhelden, Tennisballhelden, Tischtennisballhelden, Opernballhelden, Balllack der Held, der Lack ist ab vom Ball, „Balla, Balla“ der Rainbows (1965), Balldrian-Helden, Hans Balldung Grien, die Legende aus Schwäbisch Gmünd.

Es gibt auch Pedalritter, also Helden der Tour de France z.B., die sich, chemisch abgefüllt, zum Millionär kurbeln. Das sind dann also Helden. Also Lancelot bei der Tour de France. Oder der singende Ridderbusch aus Österreich bei der Tour. Der dann bei Amiens als Pedalridder in den Busch fällt, Hauptsache, der ist nicht gotisch.

Oder Helden des Ballkons. Auch ein Dichterfürst ist in aller Munde. Geht  in Ordnung, Goethe schrieb schon eine ordentliche Feder. Gestern las ich vom Dichtergenie. Gemeint war Wolfgang Hilbig, der Heizer aus Meuselwitz. Da würde ich gern einmal meine Mäkelei an diesem Hybris-Journalismus unterdrücken. Allerdings formt sich mein Kopfhaar zu Serpentinen, wenn Tellkamps Türmchen an der Seite der Literatur von Thomas Mann abgelegt wird. Oder der unsägliche  Botschafter für zeitgenössischen Fußball in Leipzig und unterwürfiger Boulevard-Plauderer wird an Bukowski gemessen (G.Schäfer). Ich falle vom Stuhl.

Da wandere ich doch eher nach Held-rungen, in des Kyffhäusers Nähe, durchquere die Festung, leide mit Bauernkriegslegende, Bauernkriegswunder, Bauernkriegshelden Münzer, besuche dann die Barbarossa-Höhle und ziehe Friedrich I., Stauferlegende, Stauferwunder, Stauferheld, Stauferritter, Staufer-Diva, am Bart.

 

IMG_0169Mark Rothko im November

 

IMG_0168Mark Rothko im Dezember

Ich bin nun nicht gerade ein hysterischer Liebhaber von dussligen Wandkalendern. Mit Hündchen, Kätzchen, Kückchen, Blümchen, garniert mit blöden Lebensweisheiten. Oder mit Justin Biberchen und Helene Fischchen.

Doch hatte ich mich 2014 für eine derartige Einrichtung entschieden und Mark Rothko gewählt (oben). Eine weise Entscheidung.

2015 will ich meine neu erworbene Freude weiterführen. Wühle in Katalogen und finde unter der Rubrik Wandkalender und Kunst oder Malerei oder Bildhauerei oder Grafik……natürlich Spitzweg und die deutschen Romantiker, französische Impressionisten, besonders Monets Blümchen, deutsche Expressionisten, Macke und Klee in Tunis, natürlich van Gogh, Horst Janssen nur mit Blümchen, Klimt, reichlich Jugendstil, etwas Art Deco, New Yorker Graffiti in misslungener Auswahl……ist ja auch alles weitgehend herausragende Kunst. Doch soll ich mir tatsächlich die Sonnenblumen, den armen Poeten, Männer, die den Mond anklotzen oder den güldenen Kuss…ins Zimmer hängen. Kenne ich seit sechzig Jahren.

Ich habe mich etwas missmutig für Edward Hopper entschieden. Eigentlich auch Schnee von gestern, der mir aber noch hell leuchtet

 

DSCI5623Kleidungsstück der Woche.

 

Film der Woche:

„Hundstage“ von Ulrich Seidl, als Einstimmung für seinen aktuellen Film („Der Keller“)

Musik der Woche:

Steven Jesse Bernstein               „Prison“

Dr. John                                         „Gris-Gris“

Robert Fripp                                 “ Exposure

Literatur der Woche

Text zu „Schneeflöckchen, Weißröckchen“

 

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Dezember 21, 2014 Posted by | Kunst, Leipzig, Presse | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Sankt Petersburger Eremitage und die beliebte, unregelmäßig bearbeitete Serie „Frechheit der Woche“

Vor zweihundertundfünfzig Jahren wurde die Eremitage in Sankt Petersburg gegründet.

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Der Jürgen träumt selig von den Inhalten der Eremitage, am Ufer der Newa. Vor einigen Jahren.

Michelangelo, Courbet, Rubens, van Dyck, Rembrandt, Matisse, Cezanne, Patinier, Lorrain, Chardin, Leonardo, Tizian, Raffael, Rodin, Metsu, Brouwer, del Piombo, Steen, Giorgione, Snyders, Ruisdael, Cranach, Sisley, Kandinsky, Heda, Kalf, Murillo, Lippi, Ribera, Tiepolo, Zurbaran, Lotto, van der Weyden, Delacroix, il Vecchio, Matejko, Lenbach, Boucher, Malewitsch, Derain, Vlaminck, van Honthorst, Watteau, Signac, Mengs, Flegel, van Gogh, van Ostade, de Hooch, Velazques, Rouault, Carracci, Veronese, Hackert, Liebermann, Reni, Hals, Fragonard, Manet, Botticelli, Renoir, Tintoretto, Picasso, Pontormo, del Sarto, de Chavannes, Troyon, Denis, El Greco, ter Borch, Teniers, Gainsborough, Caravaggio, Daumier, Millet, Becafumi, Bronzino, Carriera, Brullow, della Robbia, Holbein, Houdon…….u.s.w. und so kostbar.
Das ist nur nur eine Auswahl europäischer Malerei und Bildhauerei, Parmigianino, der großartige Manierist, ist selbstredend auch im Angebot der Eremitage.

Natürlich gibt es dann noch Kunst der Ägypter, Skythen, Griechen, Römer, Etrusker, Ikonen aus Nowgorod, Teppiche, Uhren, Waffen, Porzellan…..
Man sollte nicht in die Kiste steigen, ohne durch Sankt Petersburg flaniert zu sein.
Reichlich Freiraum überall. Die Straßen sind breit, nur deren Überquerung könnte sich zu einer existenziellen Aktion erweitern.

Zugabe

Die Frechheit der Woche

Am gestrigen Sonntag stand mir um die Mittagszeit der Sinn nach dem Presseclub. Ich suchte ARD,  sah Schnee, glaubte aber nicht an eine Freiluftveranstaltung dieser Gesprächsrunde an verschneiten Gebirgshängen.

Zügig schwante mir das Unheil. Von 9-18 Uhr Skiflug von der Hütte ganz oben, Rodeln, Eislauf, Skilauf zwischen den Stöcken durch, Skilauf mit Knarre und dieses Rumpelpumpelbuckelgekrache, bei dem die Gurgel in die Nasenhöhle hüpft. Von 9-18 Uhr auf ARD.

Ich erinnerte mich nun entspannt an eine Information, dass der Presseclub parallel vom Kanal Phoenix übernommen wird. Mit großem Selbstvertrauen wählte ich den Sender und sah zwar keinen Schnee, auch nicht Guido Westerwelle, doch immerhin Guido Knopp.

Mark Knopfler hätte mich mehr erfreut.

Ich habe mitnichten Einwände gegen Wintersport, auch nicht  gegen Knöppfchen. Doch  wollte ich eigentlich nur den Presseclub sehen. Und das Angebot an Sportkanälen ist doch recht üppig.

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Dezember 8, 2014 Posted by | Kunst, Leipzig, Medien, Neben Leipzig, Reisen, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar