Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne auf der Flucht vor Zwangsmaßnahmen, die aktuelle Bestands-Bereicherung im Leipziger Bildermuseum rühmen zu müssen und Mattheuer, Tübke, Stelzmann, Rink, Sitte, Peuker und der einfältigste Museumsdirektor Mitteleuropas, angespeichelt von der einfältigsten Zeitung seit „Frösi“, außerdem Jürgen in Camburg

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Jürgen Henne auf der Flucht vor… siehe Überschrift. Camburg, Cyriakskirche, vielleicht ottonisch, zumindest schon ziemlich alt.

Jürgen, vorn

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Jürgen, mittig

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Jürgen, mittig bis hinten

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Jürgen, hinten

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„Einfach klasse“, röchelt jemand in das Gesicht des Journalisten der „Leipziger Volkszeitung“, dass diese ostdeutsche Kunst nun nach Leipzig kommt und alle „blicken immer wieder euphorisch auf diesen „Schatz“, den sie da auspacken dürfen.“ Der Journalist reagiert gleichfalls euphorisch und notiert sich „Einfach klasse“, dass…..
Ein kurzer Blick auf die Versicherungssummen der Bilder und man grölt im Leipziger Bildermuseum von einem „Millionenschatz „.
Denn der „Kunstschatz“ kommt von der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, raunt vielwissend der Journalist. Und dann schreibt er nochmals vom „Schatz“ im Museumshof und vom „Kunstschatz im Museumshof“, dem Zwischenlager für die Malerei und Bildhauerei.
Der talentbefreite und synonym-asketische Schreiber der „Leipziger Volkszeitung“ schwelgt sich von Schatz zu Schatz und ich bereite mich vor, in diesem Schwelgerchor meinen Schwelgerbeitrag zu leisten.
Ich hoffte auf Namen wie Penck, Andreas Dress, Grimmling oder Horst Bartnig, auf Carlfriedrich Claus, Glöckner, Henze, Libuda, Novaky. Aus Leipzig vielleicht außerdem noch ein ordentliches Bild Paul Zimmermanns oder ein früher Ingo Regel oder Manfred Martin.
Doch dann lese ich Stelzmann, Rink, Peuker, Sitte, Mattheuer,Tübke.
Ich lese die Künstler dieser „Schätze“, mein Edelantlitz mutiert zu einer Drachenvisage mit Flammenwerfer und ich weiß jetzt, dass wir den einfältigsten Museumsdirektor Mitteleuropas haben.
Denn Hans-Werner Schmidt faselt wie ein kleines unbedarftes Schätzchen und der LVZ-Journalist, ein Tornado der Inkompetenz in Fragen bildender Kunst, sieht keinen Handlungsbedarf zu einer kunsthistorischen Nachfrage.
Schmidt begründet tiefschürfend die Aufnahmebereitschaft für diese 162 Arbeiten:

„Für uns als Museum bedeutet es ganz klar einen Aufstieg, eine enorme ideelle Wertsteigerung. Vergleicht man unsere Sammlung etwa mit Halle, Chemnitz oder Cottbus, so stehen wir absolut einmalig da.“

Das ist richtig, ihr steht einmalig da. Diese Arbeiten, die jahrelang in Depots vor sich hinkeimten, will ja auch niemand. Da steht ihr einmalig da. Ich denke, dass man weder in Chemnitz, noch in Halle oder Cottbus die Türklinke des Hundeaborts gegen ein Bild dieses „Schatzes“ eintauschen würde.
Denn Chemnitz hat die Gunzenhauser-Sammlung, das Carlfriedrich-Claus-Archiv, einen ständigen Besitz von hochwertiger Kunst und bemüht sich mit Erfolg um ansehnliche Wechselausstellungen. Gegen Ingrid Mössinger ist Leipzigs Schmidt ein Stück Schnittlauch neben einer Edelpalme.
In Halles Moritzburg thront auf Dauer die unbeschreiblich prachtvolle Sammlung Gerlinger und die ständige Ausstellung mit Kunst des 20. Jahrhunders ist klein, doch von einer beachtlichen Qualität.
Und die Fotosammlung in Cottbus ist beispiellos.
Und dann kommt Leipzigs Schmidt mit Mattheuer, Tübke, Rink, Stelzmann, Peuker, Sitte. Die ganze Garde, mit der man uns über Jahrzehnte bis zum Rezeptionskoma behelligt hat. Wahrscheinlich sind auch noch ein Zander, ein Löbel und Baderschneider und Bilder Jürgen Schäfers oder Falkenthals und Doris Zieglers in die „Schätze“ gerutscht.
Und Leipzigs Haupt-Journaille kleckert brav an den Schmidt-Füßen.
Wir stehen tatsächlich einmalig da.
Doch vielleicht gibt es auch noch wirkliche Schätze aus Oberhausen, die Jürgen Kleindienst, als aktueller Schatz-Reporter der „Leipziger Volkszeitung“, sicherlich nicht kompetent einschätzen kann.

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August 28, 2009 Posted by | Kunst, Leipzig, Presse | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und „Alles für das Wohl des Volkes“, eine Installation des Kunstvereins Leipzig von Esther Manas und Arash Moori im Rahmen des Programms der Künstlerresidenz „Blumen“.

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Galerieraum Kolonnadenstraße 6
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Galerieraum mit Installation „Alles für das Wohl des Volkes“

Trotz meiner überragenden Kenntnisse der Kunstgeschichte muss ich Defizite des Sachverstandes bei der Beurteilung und Einordnung von DDR-Architektur bekennen. Mich interessierte sie nur mäßig, fand sie unanständig und unerheblich, also dem gesellschaftlichen Umfeld angemessen. Auch nach 1989, als jeder Dilettant seinen Mostrich in alle Debatten zu allen Themen einschmierte, steigerte sich meine Zuneigung nur unbeträchtlich. Ich beobachtete eher die Schönheiten und Entgleisungen der aktuellen Architektur.

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Die Ausstellung der Künstlerresidenz „Blumen“ im Kunstverein Leipzig unterstützt mich nun bemerkenswert, diesen Fehlbetrag meiner stadtarchitektonischen Bildung zu tilgen.
Esther Manas aus Madrid und der Engländer Arash Moori wurden als Gäste ausgewählt und nutzten seit Mai das bauliche Ensemble der Kolonnadenstraße als Ausgangsmaterial für die Erkenntnis stadtarchitektonischer Strukturen, gesellschaftlicher Abhängigkeiten und Kausalitäten, an deren Abschluss sie eine Installation realisierten.

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Dabei motivierte sie sie die Verbindung alter Bausubstanz mit damals zeitgenössischer Plattenarchitektur der DDR, vor fünfundzwanzig Jahren vollmundig von der Bauakademie in Berlin und der Cottbusser Hochschule als „Experimentalbau“ angekündigt.

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Esther Manas und Arash Moori montieren die Mutation eines einzelnen Plattenbetonteils in den damaligen Ausdehnungen aus Holz und Metall und verklemmen es im Ausstellungsraum.
Durch die Herauslösung aus der Gesamtstruktur einer Architektur verliert es seinen Status von Notwendigkeit und Gebrauchswert. Fast bedrohlich, bedrängend empfängt der Raum die Galeriebesucher.
Entspannt wird die Situation durch zahlreiche Durchblicke und Einblicke, welche das Bauteil gestattet.

Schräge Perspektiven, geradlinige und schräge Einsichten in das Raumgefüge und auf infantile Losungen mit anbiedernder Lässigkeit aus der damaligen Presse, mit denen man glaubte, den Durchschnittsgeist der „Arbeiterklasse“ zu befriedigen, die Zielgruppe aber nur erniedrigte, fügen sich zu einer Kunst von höchster intellektueller und handwerklicher Straffung.

Ohne philosophierenden Klamauk und egozentrisches Originalitätsgetöse, doch mit einem hohen Maß an Verständnis für Raumwirkung und farblicher Ästhetik, bezeugen Esther Manas und Arash Moori ihre sensible Durchdringung politischer Abläufe.
Kleine Probleme habe ich mit der akustischen Umrahmumg dieser großartigen Installation. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen.
Die gebräuchlichen Abläufe, Konzepte zur Kunstinterpretation vorzuztragen, sind mir außerordentlich zuwider. Die Rubrik „Was will der Künstler uns damit sagen“, resultierend aus politisch verkrampfter „Notwendigkeit“, habe ich geschlossen.

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Deshalb nur eine Empfehlung.
Der Besucher der Ausstellung soll sich einfach nur durch den Raum treiben lassen, sich in die Ecken stellen, sich auf den Boden legen, den Kopf durch die Öffnungen halten, immer wieder und ohne Gebrauchsanweisung. Zusammenhänge von Kulturgeschichte und Ideologie, von Hybris, Sozialpolitik und bösartig-infantiler Propaganda werden bald sichtbar.

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Ludwig Henne, Mitglied des Vorstands des Kunstvereins Leipzig

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Presse-Parolen der damaligen DDR im Zusammenhang mit der Neuordnung der Kolonnadenstraße.

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Kolonnadenstraße 6,
Di-Fr 16-20 Uhr
Sa-So 14-18 Uhr
bis 30. August

http://www.residence-blumen.de
contact@residence-blumen.de

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August 25, 2009 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Wahlwerbung mit Thomas Jurk ohne Kopfschwarte.Eine Zugabe zum Text vom 6.August

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…und der Garant für ein neues Schädel-Design. Der Sachse ohne Kopfschwarte

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Aus der Straßenbahn fotografiert. Ich sah keine Veranlassung, für diese Plakatabsonderung mein Nahverkehrsmittel zu verlassen. Vielleicht wäre ich gegen ein Auto geglitten und hätte meine Kopfschwarte verloren.Md000832

Diese Plakatarchitektur ist ästhetisch besonders wertvoll. Über Jurk thront Tillich, der weiterhin seine Lothar-Späth-Mimik kultiviert. Bei meinem Ansinnen, zwei Köpfe dieses Zuschnitts auf einem Bild zu vereinigen, bekam mein Apparat Blitzlicht-Asthma. Deshalb nur Jurk, ohne Kopfschwarte.

Dieses Plakat hat scheinbar ein Wahlgegner der SPD aus dem erweiterten Kreis der Nachfahren von Crazy Horses nach einer befriedigend abgeschlossenen Skalpierung an den Mast gepappt.
Jurk ohne Kopfschwarte (Skalp). Diese gnadenlose Enthaltsamkeit von ansehnlicher Werbeästhetik ist erschütternd.
Es ist ja nicht so, dass man als Feingeist auf dieser Pappe irgend etwas vermisst. Je weniger Jurk-Kopf, desto besser. Aber als Lichtstrahl auf das SPD-Kreuzelkästchen in der Wahlkabine eignet sich diese papierne Zumutung sicherlich nur mäßig.

Vielleicht in Bälde nur noch ein Plakat mit Jurks Knorpelknie und dem Slogan: „Die anderen ficken sich ins Knie und wir werden siegen und nicht die, wie noch nie.“

Oder vielleicht auch ein Plakat mit Jurks Genital-Terrain, natürlich verhüllt und: „Ich werde gewinnen und das ist vonnöten und wer nicht dran glaubt, dem schleif ich die Klöten.“

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August 20, 2009 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Ludwig van Henne und…. Freude schöner Brohombeeren….

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Flusslandschaft mit Reiher (gekrümmter Strich, hell-mittig), nahe möglicher Brombeer-Exzesse, in der Wildnis von Leipzigs Norden

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Überschaubares, eher asketisches Brombeer-Angebot im August 2009

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Jürgen Henne und das Ergebnis der Brombeer-Ernte im August 2009. Als Bereicherung zum sonntäglichem Mittagsmahl für meinen Süd-Costarikanischen Feuerschnabelarassari geeignet.
Einsatz der Brombeeren gegen Durchfall, Erkrankungen der Atemwege und bei Hautausschlägen ist möglich. Bei meinem momentanen Gesundheitszustand nicht notwendig.
In der Kunstgeschichte, in der christlichen Ikonographie besticht die Brombeere durch eine fast beängstigende Überflüssigkeit.

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Fruchtstand der Brombeeren im August 2008

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Brombeer-Exzess im Brombeer-Elysium, …Freude, schöner Brohombeeren…. August 2oo8

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August 17, 2009 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und ein Halbfreund, der Rembrandt „besser“ als Rubens findet und Gauguin „besser“ als van Gogh

Ein Halbfreund brüllte mir herrisch zu, dass Rembrandt eindeutig besser sei als Rubens. Ich erstarrte und erwartete ängstlich weitere Beiträge. Ich versuchte zu erklären, dass sich dieses „besser“ doch als etwas problematisch erweisen könnte.
Vielleicht wäre es in derartigen Fällen hilfreicher, von einem Künstler zu sprechen, dessen malerischer Gestus oder zeichnerische Linie, dessen gedanklich-intellektueller Kosmos und privates Weltverständnis sich den eigenen, individuell geprägten Grundanlagen eher nähern, als dies bei anderen möglich wäre.
Eine Frage der Qualität ist das aber nicht.
Denn Rubens und Rembrandt in eine Hitparade einzuordnen, vielleicht neben Frans Hals, neben den Spaniern Murillo und Velazquez, den Franzosen Lorrain und Poussin usw., alle geboren zwischen 1580 und 1620, dürfte wenig ergiebig sein
Mein Halbfreund lachte hysterisch und vertiefte seine Kompetenz mit der Feststellung, das ja auch Gauguin besser als van Gogh sei.

Ich liebe die Kunst von Ensor und Rouault, ich sehe mir lieber Bilder von Kandinsky oder Delaunay an, als von Klee, die Malerei von Francis Bacon ist vollendet. Tanguys Horizonte sind bemerkenswert, Magritte langweilt mich und der Surrealismus war für mich ohnehin nur eine Kurzzeitbegeisterung in pubertären Zeiten.
Ich kniee ab vor Mondrian, weniger vor Leger, vor Macke und Modigliani, weniger vor Marc, vor Schiele, weniger vor Klimt.
Und ich entschließe mich zu einer Dauerabknieung vor Twombly und dem Abstakten Expressionismus mit seinen zahlreichen Varianten. Also Pollock, de Kooning, Motherwell, Kline, Rothko, Newman….. und den Europäern Hartung, Wols, Francis, Schumacher…..
Aber ich weiß, dass die Künstler, dessen Arbeiten von mir weniger begehrt werden, zu Recht einen festen Platz in der Kunstgeschichte verdient haben.
Diese eigene Hierarchiebildung ist eben nicht unbedingt eine Frage der Qualität.
Doch zelebriere ich auch die Wahrheit meines Urteils über Künstler, die nur eine Randnotiz verdient hätten. Paula Modersohn-Becker ist überbewertet, Frieda Kahlo ohnehin. Das Gesamtwerk von Munch, bis auf einige Ausnahmen ist qualitativ grenzwertig, ähnlich Matisse, de Chirico ist außerordentlich grenzwertig, Immendorf gleichfalls überbewertet und bei der „Neuen Leipziger Schule“ fehlen mir die Worte.

August 8, 2009 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar