Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, Jürgen Kleindienst, die Kulturhauptstädte Europas, Bernhard, Stifter und Bruckner

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Mons, europäische Kulturhauptstadt 2015

Jürgen Kleindienst entwickelt sich nun tatsächlich zum mitteldeutschen Ignoranz-Prinzen, zum Katalysator für die zuverlässige Entwicklung einer journalistischen Ahnungslosigkeit.
„Mons wo? „ lautet die Textüberschrift auf der Kulturseite. Erschütternd originell! (LVZ,26.Januar)
Er lamentiert über die diesjährige Wahl der Kulturstätten Europas, Mons und Pilsen, die scheinbar keine Sau kennt.
Nun erweitern Sie doch nicht, Kleindienst, Ihre geographisch-kulturelle Unkenntnis auf Ihre Umgebung .

Er rühmt die Wahl von Athen, Florenz, Amsterdam am Ausgang der 80er Jahre und spricht vom „kulturellen Champions-League-Niveau.“ Ein grandioses Sprachbild. Kleindienst als Guido Schäfer der Kultur. Ein grandioses Duett.

Sind Ihnen, Kleindienstchen, die Gründe dieser Kulturhauptstadt-Wahl in Ihrem überschaubar strukturierten Gedächtnis nicht zugegen?
Es geht nicht dabei um London, Paris, Rom, Berlin, Brüssel, Madrid, Kopenhagen, Petersburg…..es geht um Orte an der Aufmerksamkeits-Peripherie, zumindest seit zwanzig Jahren. Eine vorzügliche Konzeptänderung. Haben Sie verstanden, Kleindienst, konzentrieren Sie sich. Ich wiederhole mich ungern.

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Sibiu, Siebenbürgen

Sie lästern z.B. über die ehemaligen Kulturhauptstädte Guimaraes, hier „begann“ Portugal oder über das siebenbürgische Sibiu (Hermannstadt), ein Ort mit unvergleichlicher Geschichte und Kultur.

Ja, mein lieber Kleindienst, Sie müssen Ihre Blicke schon einmal fernab von Völkerschlachtdenkmal und Leipziger RB-Stadion festzurren. Glauben Sie mir, Kleindienst, das macht Freude, wie schon Eddi Arent es so volkstümlich als Tierfotograf formulierte.

Das ist der Unterschied zwischen Henne und Kleindienst. ich bin schon durch die beiden Städte flaniert.
Es bringt nicht viel, immer nur an irgendwelchen Stränden den Wirsing in die Sonne zu blähen.
Und dann noch über Dinge schreiben, bei denen man so viel Ahnung und Verständnis hat wie ein Fregatten-Frettchen von der Keilschrift. Dann müsste man schweigen. Sie wären allerdings dann rund um die Uhr ein zu Schweigen gewordener Kleindienst.

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Halle/S., Moritzkirche

Und er spricht: „Und wenn die Welt in 100 Jahren noch steht, wird vielleicht sogar mal Halle drangewesen sein.“
„Wenn die Welt in 100 Jahren noch steht“….welch fein formulierter und heldenhaft origineller Universal-Pessimismus.

Warum nicht Halle, Kleindienst ?
Geburtsort Händels und Margot Honeckers. Feininger. Zentrum der deutschen Aufklärung. Außergewöhnliche Architektur mit Dom, Moritzkirche und Marktkirche. Das hochbedeutende Landesmuseum für Vorgeschichte. Die
hochbedeutende Universität, Moritzburg Halle mit einer außergewöhlichen, hochqualitativen Kunstsammlung. Conrad von Einbeck als Bildhauer mit europäischen Dimensionen. Ein Camposante, fast einmalig für das Areal nördlich der Alpen. Franckesche Stiftungen und Leopoldina und die Saale….und eine endlose Geschichte mit unüberschaubaren Zeugnissen im Stadtbild.

Also Kleindienst, schaut auf diese Stadt. Oder einfach mal besuchen.

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Kosice, Slowakei, Kulturhauptstadt 2013, Elisabethdom und Michaeliskapelle

2013 wurde das ostslowakische Kosice als europäische Kulturhaupstadt erwählt (neben Marseille). Ich bin in der Stadt eingekehrt. Eher privat als des Titels wegen. Es waren schöne Tage.
Ein Besuch schadet nichts, besser als Kulkwitz.
Und als Zwischenstadion empfehle ich Ihnen einen Aufenthalt in der tschechischen Stadt Pilsen, die Sie scheinbar auf das Getränk reduzieren.
Ich mag keine armseligen Denkstrukturen, Kleindienst. Sie?
Mein Gott, Kleindienst, bei Ihnen würde auch Caracas als Europas Kulturhauptstadt durchgehen.

Wissen Sie, Herr Kleindienst, dass eine der Wurzeln Andy Warhols sich in die Erde von Miková schraubte, etwa einhundert Kilometer entfernt von Kosice?
Sicherlich nicht!

Musik der Woche

Hector Berlioz – „Harold in Italien“

Literatur der Woche

Thomas Bernhard – „Alte Meister“ als CD, unbedingt gesprochen von Thomas Holtzmann. Vor allem die Keiferei über den oberösterreichischen Katholizismus in der Person Stifters ist bemerkenswert. Auch Bruckner kriegt sein Fett weg.

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Januar 27, 2015 Posted by | Leipzig, Neben Leipzig, Presse, Reisen | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und die beliebte, unregelmäßig bearbeitete Serie „Verstreutes aus dem Alltag“

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Vielleicht der günstigste Aggregatzustand für den Bundestag. Ich bin der schöne Mann, der siebenundzwanzigste von links.

Christo, übernehmen Sie!

Als Ouvertüre eines Beitrages über die „Pegidaisierung“ (Scheißwort, Original, LVZ) wird der Homepage-Auftritt eines fast 24-jährigen Sympathisanten zelebriert. „Kapuzenpulli, brüchige Stimme, larmoyanter Pseudo-Rap, uninspiriertes Klaviergeklimper, lebender Beweis der Notwendigkeit einer Bildungsreform, musikalisch wie grammatisch ist das Abendland in diesen zwei Minuten auf Tauchstation“( Kleindienst, LVZ, 20 Januar).

Eine hochintellektuelle Kritik vom Erzdemagogen Jürgen Kleindienst und damit der Einstieg in eine frühe Verdammung und Verallgemeinerung. Ein grandioser Höhepunkt von dümmlichem Journalismus. Denn Ouvertüren jeden Zuschnitts ebnen den Hauptstrang zur Manipulation. Da kann Kleindienst ja gleich den Hubschrauber steuern, um diese „Unmenschen“ über einer Lepra-Insel abzuwerfen.

Hofreiter, die grüne Blass-Säule findet Pegida widerlich, manch anderer Politiker ekelerregend. Schmalrippchen Gabriel erkennt in dieser Truppe nur Kriminelle, Antisemiten und Nazis. Es fehlen noch Zombies, Ziegenficker und Wellensittichkopfabreißer
Soziologische Studien können das nicht unterstützen. Trotzdem bleiben es Kriminelle, Antisemiten und Nazis, vielleicht auch Zombies und Ziegenficker und Wellensittichkopfabreißer.
Islamfeindlichkeit und gleichzeitig Antisemitismus, verstehe ich ohnehin nicht.

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James Brown

Ich werde von meiner Umwelt als hochgradig tolerant im Umgang mit fremden Kulturen eingeschätzt. Völlig immun gegenüber armseligem Rassissmus und dümmlicher Rassenhybris. Ich bin mit schwarzer Musik und außereuropäischen Kulturen aufgewachsen, reise seit fünfundzwanzig zu allen Erdteilen und kehre beglückt und mit Respekt heim. Damit das klar ist. Und ich werde mich niemals einer Pegida-Demonstration nähern. Allerdings auch keiner Gegenmarschierung. Brüllende Menschenhorden verderben grundsätzlich meine Laune.

Allerdings aktiviert die Berichterstattung aller Medien meinen Brechreiz. Mit welcher Anmaßung zahlreiche Politiker und Journalisten zehntausende Demonstranten in die Kategorie „Gefährliche Psychopathen“ einordnen, sich ständig und ausschließlich auf die kriminelle Vergangenheit sicherlich unerträglicher Organisatoren berufen und damit ihre eigene Pflicht zu Ehrlichkeit, politischem Verständnis und positiver Zukünftigkeit verhöhnen, sucht schon seinesgleichen.
Ich gönne mir das Gefühl, bei dieser Ausgrenzung, dieser Ignoranz und unsachlich vorgetragener Feindlichkeit an faschistoide Nuancen zu denken. Auch den Löffelsong „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“ kann ich in meinem Kopf nicht ganz abschalten.

Politiker jammern über die Niederlage der Demokratie, des Verbots der Demonstrationen am vergangenen Montag wegen. Ich liebe mit heißen Herzen Presse-Rede-Meinungs-Freiheit. Dafür habe ich auch meine Spaziergänge vor über 25 Jahren in die Leipziger Innenstadt verlegt.
Doch stelle ich mir eine Detonation vor, mit vielen gespaltenem Köpfen, auch Kinder. Die selbigen Politiker würden kotzen und die Schuldigen suchen, welche trotz Hinweise die Gefahr nicht erkannt haben.
Diese Beliebigkeit politischer Handlungen treibt mich zu Dauersitzungen auf dem Klo.

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Und warum gibt es immer nur den Skandal-Autor Houellebecq, immer nur Skandal-Autor. Empfinden die Journalisten nicht ihre eigene Dümmlichkeit, nur von Skandal-Autor zu schreiben? Immer wieder, ohne eigene Bereicherung. Können sie eigentlich den Namen korrekt aussprechen?

Mein Programm für die nächsten Wochen

Ich werde mich keiner Pegida-Demonstration anschließen
Ich werde mich in keine Anti-Pegida-Demonstration einordnen
Ich wede „Die Unterwerfung“ nicht lesen
Ich werde Ausgaben von „Charlie Hebdo“ nicht erwerben

Außerdem bin ich ein hochpolitisch denkender Mensch, mit individuellen Maßstäben.
Bei kollektiven Maßnahmen und Nötigungen muss ich aber speien.

Damit das mal klar ist.

Und jetzt höre ich J.B.Lenoir – „Alabama Blues“ und Little Walter – „Rock Bottom“
Danach Simon Estes als fliegender Holländer

Mein Beitrag zur Völkerverständigung.

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Januar 22, 2015 Posted by | Leipzig, Neben Leipzig, Presse | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, der Denker im Schnee

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Pssst…..Jürgen denkt, Rerik, Jahreswende 2014/15

Jürgen denkt nach, über das Sein und den Sinn des Lebens. Über die Hermeneutik des frühen Seins als Artefakt existenzieller Spätkulturen, als paläopsychologische Mutation kohärenter Sinnesdiagnostik im Umfeld einer cluniazensichen Frontalaskese.

Über das gegenwärtige Sein als vulgäranalytische Verfremdung aristotelischer und pentazyklischer Autoritäts-Insignien mit Verbindungen zu seriös serpentinischen Verlegenheitsvokabeln.

Und über das künftige Sein als Allegorie kosmischer Ignoranz der Kierkegaardscher Spät-Euphorie, getragen vom kollektiven Eklektizismus historischer Vergessenheit-Metaphorik.

Januar 13, 2015 Posted by | Leipzig, Neben Leipzig, Reisen, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Fliegerbomben-Helden und Fußball-Helden

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Leipziger Volkszeitung, erste Wochenendausgabe, Titelseite, 3/4.Januar 2015

„Transfer-Hammer:
Kimmich
geht zum
FC Bayern“

Ich bin beileibe kein aktives Mitglied der Interessengemeinschaft „Rettet den Fußball.“
Doch kenne ich natürlich Pelé, Eusébio habe ich in den 60er Jahren original im Leipziger Zentralstadion gesehen, ich saß auch zur WM 2006 beim Spiel Spanien-Ukraine in der Edel-Loge, vor mir Vitali Klitschko, wenige Plätze neben mir Letizia und Felipe. Bei Toren gegen die Ukraine habe ich mich gehütet, lauthals zu jubilieren. Ich erinnere mich auch an das Tor Sparwassers 1974 gegen Breitner, Netzer, Beckenbauer, Hoeneß und Fritz Walter, Uwe Seeler, Charlton, Zoff, Platini, Jaschin, Keegan, Cruyff, Ducke habe ich in meinem Schädel graviert. Von Henning Frenzel hatte ich (oder habe noch?) ein Autogramm aus den 60er Jahren. Er spielte bei SC Leipzig und Lokomotive Leipzig, außerdem Mitarbeiter bei zahlreichen DDR-Nationalspielen. Wurde launig auch „Stolperhenning“ genannt.

Fußball-Pokal, SG Dynamo Dresden - 1.FC Lok Leipzig 1:3

Henning Frenzel (vorn)

Man will ja nicht als Fußball-Dödel durch die Welt ziehen. Ich bemühe mich gleichfalls, die Existenz einer neuen Helden-Mannschaft in Leipzig wahrzunehmen.
Denn Leipzig ist nicht nur allgemein eine Heldenstadt. Aber mitnichten, sie beherbergt auch heldische Fußballer, die Fußball spielen. Und diese Helden mit den Fußballschuhen werden natürlich täglich in den Medien zelebriert. Man hat ja sonst nichts.
Jede heldenhaft ertragene Flatulenz unserer Hin-und her-Helden muss dokumentiert und kollektiv und solidarisch erlitten werden. Auch bei Flatulenzen müssen wir mit allen Nasen und wehenden Nasenhaaren nah bei unseren Helden sein, ihnen zur Seite stehen und Rat erteilen. Denn Fußball-Helden, die sich wie flatulentinisch geblähte Dampf-Rettiche über den Heldenplatz quälen, wollen wir doch keineswegs sehen.

Und dennoch stelle ich mir vor, dass Zeitgenossen, welche sich ausschließlich Wochenendausgaben von Tageszeitungen gönnen und am Sonnabend wohlgelaunt die Erweiterung kultureller Beiträge erhoffen, auf der Titelseite der ersten Wochenendausgabe des Jahres einen Fußball-Helden mit rotbulliger Kurzhose und Rotbullen im Duett auf dem Trikot wahrnehmen müssen. Auf der Titelseite, flächenfüllend, von oben nach unten.
Wer ist Kimmich, ist mir nicht bekannt. Kimmer, Kimmwir, Kimmihr, Kimmdu – gleichfalls nicht vertraut.
Desgleichen Kimdich, Kimuns, Kimeuch.

Kenne ich nicht Kimmich, werd ich ganz schnell grimmich. Ich denke, auch Jacob und Wilhelm wurden schnell grimmich, wie ihre Königin bei Spiegel-Interviews.
Also ein Fußball-Held geht von einer Fußball-Helden-Mannschaft zu einer anderen Fußball-Helden-Mannschaft.

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Detonation einer Fliegerbombe

Auf Seite vier der ersten Wochenendausgabe dann ein Beitrag über Sprengmeister Thomas Lange mit Einsatzkräften der Feuerwehr. Sie entschärften nicht sieben, sondern elf Fliegerbomben auf einen Streich, in der Dippoldiswalder Heide bei Dresden.
Ihre Gesichter zeugen von Anstrengungen wie nach einem Fußballspiel über zweihundertundsiebzig Minuten, ohne Halbzeitpausen.
Die Würdigung „Held“ fand ich nicht in diesem Artikel.
Außerdem gelang unseren Helden gegen Brasilien nur sieben auf einen Streich, mitnichten ein Elfer.

Jedenfalls kann Kimmich etwas beruhigter durch die Dippoldiswalder Heide dribbeln. Ich hoffe nur, er beschädigt nicht die Pilzkultur. Denn dann mutiere ich zum beißenden Rumpelstilzchen

Zugabe

Am gestrigen Düster-Sonntag genehmigte ich mir Teil 3 der Vierschanzentournee.
Warum denn nur immer diese dussligen, nervigen Kurzgespräche mit den Sportlern in etwa folgender Ausführung (fiktiv)?

„Welchen Einfluss hatte der starke Wind auf Ihren Sprung?“
„Er hatte einen großen Einfluss!“
„Warum?
„Ich konnte nicht so gut springen!“
„Was wünschen Sie sich für den zweiten Sprung?“
„Der Wind sollte etwas nachlassen!“
„Warum?“
„Dann kann ich besser springen!“
„Aber das Publikum ist wie ein Hexenkessel!“
„Ja“
„Vielen Dank für Ihre Eindrücke.“

„Bitte“




Musik der Woche

Hugues Dufourt

„L’Afrique d’après Tiepolo“

Tristan Murail

„Winter Fragments“

Julia Wolfe

Streichquartette

Querschnitt

Joni Mitchel

Querschnitt

Pavement

Malerei der Woche

Keinesfalls Anton von Werner (zum 100.Todestag)

Filme der Woche

Ulrich Seidl

Paradies (Drei Filme)

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Januar 5, 2015 Posted by | Leipzig, Medien, Sprache | Hinterlasse einen Kommentar