Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Peter August Böckstiegel in Altenburg und Peter August Böckstiegel in Apolda und sprachästhetische Quastenflosser in Leipzig

Bahnhofstraße 42 in Apolda, April 2019
Am Beginn der 70er Jahre des 19.Jahrhunder mit auffälligen Elementen des italienischen Landhaus-Stils erbaut, für Robert Francke, Mitinhaber einer Wollwarenfabrik in Apolda.
Danach unterschiedlich genutzt.
Ab 1995 Sitz und Galerie des Kunsthauses Apolda Avantgarde.

Aktuelle Ausstellung, Peter August Böckstiegel, bis 16.Juni 2019, Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr.
Eintritt 5,- Euro
Ermäßigt 4,- Euro

Ausstellungsplakat

Leipziger Volkszeitung vom 24.11.1995, Kulturseite, Abbildung zum Text

Leipziger Volkszeitung vom 24.11.1995, Kulturseite, Text zur Abbildung

Leider bekommt man in diesem Haus keine Erlaubnis, einige Bilder fotografisch abzulichten, vermutlich auch Dieter Bohlen und Roland Kaiser nicht.
Und für eine Beschreibung der Ausstellung ohne Bildbeispiele kann ich kein erhöhtes Begehren entwickeln.
Außerdem drängt mich diese Hitzigkeit des Aprils ohnehin in ein zumindest mittleres Stadium der Lethargie.
Deshalb mein Beitrag vom 24.11. 1995 in Leipzigs Tageszeitung (s.o.) über eine Ausstellung mit Druckgrafik Böckstiegels im Altenburger Lindenau-Museum (5.November 1995 – 7.Januar 1996).
Kann man so machen.
Denn eine beträchtliche Anzahl der damaligen Arbeiten wurde auch jetzt in Apolda für die Übersicht zubereitet.

Natürlich hätte ich sicher nach fast fünfundzwanzig Jahren einzelne Sätze und Teilsätze inhaltlich und sprachlich anders formuliert.

Und damals wie heute fallen mir bei bescheuerten Zusammensetzungen wie „Ausnahme-Künstler“ die Haare aus den Nasenlöchern.

Denn bemerkenswert häufig musste ich als freischaffender Zeitgenosse dieses Blattes die Marter ertragen, dass angestellte Mitarbeiter von fast beleidigender Talentlosigkeit meine Texte veränderten, wie eben z.B. „Ausnahme-Künstler“ für v.Gogh (s.o.).
Derartigen Sprach-Kehricht gab es bei mir auch damals nicht.

Nicht selten träumte ich mich deshalb mit einer Machete in deren Frühstücksrunde.

Denn nicht ein einziges Mal, niemals, wirklich niemals hatte die anmaßende Hybris, meine Texte qualitativ durch dämliche Einschübe und sülzige Veränderungen erhöhen zu wollen, eine Ahnung von Kompetenz dieser journalistischen Pantoffeltierchen, dieser sprachästhetischen Quastenflosser aufkeimen lassen, wirklich niemals.
Niemals.
Wirklich.

Außerdem hatte scheinbar das drucktechnische Personal bei dieser Seite einige Konzentrationsprobleme.

Aber ähnlich wie bei Altenburgs Ausstellung vor fast fünfundzwanzig Jahren sollte sich erneut ein Besuch im Thüringer Land für sensible Feingeister lohnen, die nicht nur die lärmend-kulturellen, oft grobschlächtigen Großaktionen feiern, sondern auch die reduzierten, doch keineswegs minderwertigen Abläufe beachten.

Doch anders als im Lindenau-Museum, dessen Räume fast ausschließlich mit Druckgraphik gefüllt wurden, nur vereinzelt angereichert mit wenigen Öl-Bildern und Zeichnungen, wenn sie zur Verdeutlichung bestimmter Zusammenhänge beitrugen, bieten die Galeristen in Apoldas Bahnhofstraße 42 einen reichen Querschnitt durch die unterschiedlichen Techniken Böckstiegels.
Dadurch wurde auch mein Urteil gefestigt, daß eher dem graphische Teil von Böckstiegels OEuvre (Holzschnitte, Lithographien) die qualitativ gewichtige Rolle zugeordnet werden muss, weniger der Malerei.

Wer anderer Meinung sein sollte, ist ahnungslos.
Basta.

Katalog zur Altenburger Austellung vor fünfundzwanzig Jahren.


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April 25, 2019 Posted by | Kunst, Neben Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die Pein mit Deutschlands Demokratie und Frank Capellan als normaler oder unnormaler Korrespondent. Wer weiß das schon

Reichstagsgebäude, Sitz des Bundestages, für den jede demokratisch gewählte Partei nach bewährt demokratischem Brauch einen Vizepräsidenten zur Verfügung stellt.
Von Christo und Jeanne-Claude verhüllt, Sommer 1995.

Reaktion von Frank Capellan auf die erneute Weigerung des Bundestages, der AfD das Amt eines Vizepräsidenten zu genehmigen.

„…Zu Recht. Wäre sie gewählt worden, hätte sich der Eindruck verfestigt, die AfD wäre eine ganz normale Partei, was nicht stimmt…“

Ich brauche keine AfD.
Die gesamte Fraktion kann meinetwegen auf Defoes Robinson-Insel umsiedeln. Vielleicht finden sie ein paar Freitage mit einer richtigen deutschen Eiche im Schritt, die täglich echte deutsche Volkslieder gegen den Ozean krähen.

Und der Vergleich dieses zwölfjährigen Infernos im vergangenen Jahrhundert mit den Verdauungsergebnissen von gefiederten Flattertieren ist mir hochgradig zuwider und sollte niemals verziehen werden.

Und ich würde auch Boateng als meinen Nachbarn ausgiebig und herzlich begrüßen.

Und die Nachfahren von Otis Redding, James Brown, Wilson Pickett…mit einer lauten, wilden, ungezügelten Musik-Performance in unsere Hausgemeinschaft aufnehmen.
Vielleicht könnte ich dann gemeinsam mit Abkömmlingen von Marvin Gaye und Bessie Smith „I Heard it Throug the Grapevine“ oder den „St. Louis Blues “ singen.

Und am Abend des 5.Dezembers putze ich Aretha Franklins Urenkeln die Schuhe, während sich Sidney Poitier und Forest Whitaker in meiner Filmecke „In der Hitze der Nacht“ ansehen. Womöglich klingelt dann auch noch ein Spross des unvergleichlichen Rod Steiger.
Es kann gar nicht bunt genug sein.

Aber außerdem bin ich auch ein hemmungsloser Liebhaber demokratischer Strukturen.
Und deshalb empfinde ich die AfD-Abläufe unsäglich und bedenklich (siehe ganz oben).

Die AfD wurde von unabhängigen Gremien Deutschlands als verfassungskonform und dem Grundgesetz folgend eingeordnet.
Sie wurde nicht als verfassungsfeindlich verboten.
Also eine demokratische Partei, der man demokratisch begegnen sollte.
Man kann sie bekämpfen, meinetwegen auch hassen.
Aber eben demokratisch bekämpfen und demokratisch hassen, aber nicht mit armselig-biederen Boykott-Aktionen.
Ich denke eigentlich, dass selbst intellektuell etwas schwerfällige Sitzplatz-Beleger des Bundestages diese Zusammenhänge begreifen sollten.

Man muss sich das vorstellen, der größten Opposition im deutschen Bundestag wird ein Grundrecht verwehrt, wobei es nicht um die einzelnen Kandidaten geht, vor der Partei der Bewerber wird sich übergeben.
Kann man ja, doch sollte man demokratisch kotzen, vielleicht kotze ich mit, aber erst, wenn ein Mitglied diese Partei den Titel eines Vizepräsidenten des Bundestages tragen darf.
In meiner Heimatregion Sachsen steht die AfD bei 25%, Die Linke bei 17%, SPD und Grüne unter 10%.
Bei diesem Stand könnte ich mich tatsächlich zu einem gerüttelt Maß Übelkeit entschließen.

Frank Capellan bestreitet mit markig-analytischen Fähigkeiten den Status einer „normalen“ Partei für die AfD (s.oben).

Nicht normal = unnormal, vermute ich.

Und nur unnormale Zeitgenossen wählen eine unnormale Partei
Also die gesamte Truppe von Millionen AfD-Wählern auf eine Bekloppten-Insel.
Und Capellan ist der Aufseher, ein richtig normaler Aufseher.

Vielleicht wird in Deutschland in wenigen Jahren der Anteil von „unnormalen“ Wählern die Schar der „normalen“ Abstimmer übersteigen.

Dann sollten sich Politiker und Journalisten gegenseitig anspeien, denn sie wären es vor allem, die unbedarften, dogmatisch durchgestylten Politikbetreiber, Poilitikvermittler, Politikinterpreten, die mit ihren einfältig geordneten Verständnis für politische und soziale Abläufe diese unerquicklichen Entwicklungen vorangetrieben hätten.
Frank Capellan agiert als Korrespondent im Hauptstadtstudio des Deutschlandradios.
Als normaler Korrespondent oder als unnormaler Korrespondent?
Wer weiß das schon.



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April 11, 2019 Posted by | Medien, Politik | Hinterlasse einen Kommentar