Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, menschliche Promipaare im Sommerhaus, Vertreter der Promifauna, Merlan, Miras, Heiter, Bartsch, Wendler, Koc……., Zweitausendeins, Tapirglocken im Hintern und ein AnimalsWarBurdonVinylMedley

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Zunächst einige Promis von animalischer Grundausstattung, Faunapromis sozusagen
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Plattencover von „Steppenwolf“

Abruzzen, Manoppello Stazione, Santa Maria d`Arabona, gotischer Osterleuchter (Detail), 2018

Abruzzen, Serramonacesca, San Liberatore a Maiella, Portal, 2018

Kärnten, Gerlamoos, Filialkirche, Wandmalerei, 2017

Kärnten, Klagenfurt, Zentrum, 2017

Brandenburg, Brunnenfigur, 2017

Eckberg, Elbschloss, Schlosspark, 2016

Amiens, Kathedrale Notre Dame, Portal (Igel), 2015

Sardinien, Santissima Trinità di Saccargia, 2015

Wismar, Haus, 2017

Die Stellenbeschreibung zu Personen mit dem Nimbus einer öffentlichen Prominenz hat sich ja nun infolge berstender Kommunikationsebenen ziemlich radikal gewandelt.
Auch in Bezug auf prominente Paare.

Vor fünfzig Jahren dachte ich dabei z.B. an Ike und Tina Turner, deren „River Deep Mountain High“ ich gnadenlos in meine ewige Top Zwanzig der 60er Jahre einordnen würde.
Mit markiger Tendenz zum Portal der Top Zehn, irgendwo im Umfeld von „Keep on Running“ und „Gimme Some Lovin`“(Spencer Davis Group) und „When I Was Young“ der Animals.
Vor einigen Jahren hörten wir Konzerte mit Steve Winwood, bzw. Eric Burdon, immer noch charismatische Erscheinungen.

In dieser Zeit gab es z.B auch das Gesangsduo Abi und Esther Ofarim, die aber ähnlich gnadenlos meine Top 20 verpassen würden.
Aber symphatisch waren sie.
Und prominent.
Auch Caesar und Kleopatra wurden in den Katalog legendärer Paare aufgenommen, desgleichen Nofretete und Echnaton.
Auch Clara und Robert Schumann, über 3000 Jahre später.
Und Bettina und Achim von Arnim, ein paar Jahrzehnte zuvor

Aber so richtig populär und prominent wurden Paare erst im 2o./21.Jahrhundert.

Lotte und Walter Ulbricht waren in der DDR hochgradig populär, besonders bei „Partys“, wenn sich eine ausgelassene Stimmung nur behäbig entwickeln wollte.

Auch Margot und Erich Honecker konnten sich sicher nicht über eine reduzierte Popularität erbosen.
Allerdings mischte sich nun zur Heiterkeit ein beträchtliches Maß an Hass.

Und natürlich das schwimmende Doping-Pärchen Matthes/Ender.
Cornelia Ender erreicht aber nicht ganz das verheerende Erscheinungsbild mancher schwimmenden Mitstreiterin, die sich äußerlich mitunter A.Schwarzenegger näherte.

Und Hauff/Henkler, oh Gott, erlöse uns davon.

Der Unterschied zwischen prominent und populär erschließt sich mir ohnehin nur recht schwerfällig.
Als prominent gelten vielleicht eher die Feingeister mit nicht zu leugnenden Fähigkeiten und Verdiensten.
Populär kann vielleicht jeder sein, auch z.B. D.Katzenberger, die Geissens, irgendwelche Vögel in irgendwelchen Dschungelcamps, die sich verweste Tapir-Glocken in den Hintern schieben und dabei „Keine Bange, wir holen eine Zange“ singen (Ein Lied von Hauff/Henkler).
Oder irgendein Bauer, der irgendeine Frau sucht…irgendwo.

Da bevorzuge ich schon eher die Verbindungen Kennedy/Monroe, Celan/Bachmann, Kandinsky/Münter, Henze/Bachmann, P.Curie/M.Curie, Sartre/Beauvoir, Dylan/Baez, Graf/Agassi, Dick/Doof, Bonny/Clyde,…, Weltgeschichtsteilnehmer mit einer positiven Leistung, mit einem Vermögen, welches die kulturelle und politische Entwicklung zumeist positiv geprägt hat.

Und dann gibt es ja noch das deutsche Fernsehen, z.B. mit der Sendung „Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare“
Promipaare ist sicherlich die feinsinnige Abkürzung für prominente Paare.
Und als Stars werden sie ebenso gefeiert, als prominente Stars sozusagen, mehr geht nicht.

Auf dem kleinen Bild der Fernsehzeitschrift zu dieser Sendung hält ein drollig vergnügtes Paar ein Produkt von schlauchbootähnlicher Grundanlage dem Fotografen vor den Rüssel.
Darunter werden diese Heiterkeitsfrettchen als Willi und Jasmin Herren vorgestellt.
Noch nie gehört.
Kann ja einmal passieren, man kann ja nicht alles wissen.
Sagte ich mir.
Und dann folgten die weiteren Promipaare, die Stars, die prominenten Stars (ohne Abbildungen).

Benjamin Boyce & Kate Merlan
Jessika Cardinahl & Quentin Parker
Elena Miras & Mike Heiter
Menowin Fröhlich & Senay Ak
Steffi & Roland Bartsch
Michael Wendler & Laura Müller
Johannes Haller & Yeliz Koc

Ich wiederholte die Lesung.
Aber tatsächlich, es blieb dabei, ich kannte keinen einzigen Namen dieser Promipaare, dieser Stars, dieser prominenten Stars.
Und ich erahnte es wiederholt, daß das wahre, wirkliche Leben an mir vorbeiwogt und meine ignorante Zunge an dem prall gefüllten Kelch des Daseins noch nicht einmal genippt hat.
Doch merwürdigerweise spürte ich keinen Antrieb, auf irgendwelchen Informationsportalen irgendeine Aufklärung über diese Promipaare zu erhalten.

Dann doch eher ein kleines AnimalsWarBurdonVinylMedley.

Animals
Erwarb ich Ende 70er Jahre für achtzig DDR-Mark, damals der gängige Preis.

Eric Burdon & War
Kostete mir um die Mitte der 70er Jahre zweihundert DDR-Mark und reduzierte deshalb mein Nahrungsangebot für drei Wochen auf Löwenzahn und Baumrinde.

Eric Burdon & War
Ich vermute, gleichfalls Mitte der 70er Jahre in meine Plattenkiste aufgenommen, für achtzig DDR-Mark.

Eric Burdon

Am 12.November 1989 mit Hilfe des Begrüßungsgeldes bei Zweitausendeins in der Westberliner Kantstraße gekauft, zusammen mit „Exile on Main Street“ (Rolling Stones), mit Zappa, Yardbirds, Colosseum, Steppenwolf, Roxy Music…
Die gesamten einhundert BRD-Begrüßungsmark formten sich also zu schwarzen Scheiben.


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Juli 31, 2019 Posted by | Kunst, Leipzig, Medien, Musik, Reisen, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die Nervungen der Woche und Patriarchats-Ausbrüche, militante Radfahrer, große Truthahn-Eier, Netzhaut-Scharlach, Etagen-Bespielungen, Hingucker, krachende Niederlagen, Ligeti, Nancarrow, Bette Midler…alles ein Stück weit

LVZ, 13./14.7. 2019

Ein vierzehnjähriges Mädchen möchte aus dem Patriarchat ausbrechen.
Ganz schön kernig, die junge Frau.

Ich habe ja mitnichten etwas gegen gegen spätkindliche Rebellions-Bedürfnisse, gegen frühjugendliche Umwälzungs-Positionen.
Und Herrschaftsformen, ob Patriarchat oder Matriarchat, überhaupt alle „Herrschaftsformen“, sind mir weitgehend zuwider.
Auch z.B. die sich anbahnende Herrschaft der militanten Radfahrer.
Mir scheint es, dass ich als konsequenter Fußgänger zukünftig ohnehin erst die Radfahrer fragen muss, ob ich heute…morgen…übermorgen auf der Straße geduldet werde.
Und eine stabile Furcht, dass mir Radlenker von hinten die Nieren zertrümmern, beunruhigt mich ohnehin dauerhaft.

Ähnlich zuwider wie Herrschaftsformen mit überbordener Machtausübung quält mich die Art und Weise, wie dümmlich doktrinäre Politiker, Journalisten, Pädagogen… z.B ihren Mitmenschen in pubertären Lebens-Etappen eine derartige Parolen-Sprache aufdrängen (s.o.), das ist Kinderschändung mit sprachlichen Mitteln.

Denn man muss vermuten, dass die Verarbeitungsqualität z.B. soziologisch-politischer Themen in diesem Alter noch recht rudimentär abläuft und daß mit diesem Lärm-Vokabular, dessen lächerlich kämpferischer Einsatz in Europa im Grunde keine Berechtigung mehr besitzt, schon frühzeitig simple Denkungsarten anerzogen werden.
Sicher gibt es auch in Deutschland noch Defizite bei der Sicht auf eine uneingeschränkte Gleichwertigkeit der Geschlechter.
Aber ein Patriarchat?
Und die Wollust, vierzehnjährige Mitbürger deshalb zu dem Ausbruch aus einem „Patriarchat“ zu animieren, widerspiegelt grob-einfältige Denkmuster.

Nicht minder irritiert mich der Versuch, kausale Zusammenhänge zwischen der Beseitigung eines Patriarchats und der Verbesserung des Klimas zu konstruieren.
Das ist infantilster Populismus, wie er in öffentlich-deutschen Diskussionsrunden anderen Ländern, auch auf anderen Kontinenten zugeordnet wird.

Ich könnte mir dann z.B. vorstellen, daß nach der Beseitung eines Matriarchats sich vielleicht nicht das Klima ändert, aber die Truthähne größere Eier legen.

Jeder lesende und hörende Mensch mit sprachästhetischer Veranlagung hat doch sein Abneigungs-Vokabular, welches zu Netzhaut-Scharlach führen könnte.

Hinweise in Ausstellungskritiken wie „…der Künstler X bespielt die erste Etage des Museums…“ zählt u.a. zu meinen Netzhautscharlachkatalysatoren.
Der Künstler bespielt eine Etage…, das ist die sprachliche Hölle, sofort die Ausstellungskritikerlizenz entziehen.

Eine „Kritik“ vor einigen Tages in Leipzigs Zeitung erhöhte das Qualpotential.
Denn hier bespielt nicht irgendein Künstler irgendwas, sondern „Nicht allein Galerie und Festsaal werden bespielt, sondern Räume in sämtlichen Etagen.“
Da wird selbst der Spieler weggelassen.
Zustände sind das.

Auch der sprachliche Einsatz von „Hingucker“ könnte meine Bereitschaft zu Flatulenzen erhöhen.

„Das Bild von Michael Triegel ist natürlich ein echter Hingucker.“
Oder so ähnlich.

Abgesehen davon dass ich zu Triegels Bildern mitnichten hingucke, sondern mit geschlossenen Augen in Bolt-Manier an den paar Metern vorbeischleudere, nervt mich diese lästige Folklore-Zelebrierung.

Außerdem scheitert man heute nicht einfach mal so oder verliert einfach ebenso.
Keineswegs. Heute wird nur noch krachend verloren und krachend gescheitert.

XY ist bei der Abstimmung im Parlament krachend gescheitert.
Die Mannschaft aus YZ hat im Viertelfinale krachend verloren.

Ein Grauen.

Die Kanzlerin nutzte vor einiger Zeit im Zusammenhang mit Trumps Politik-Originalitäten die Formulierung „Ein Stück weit“.
Seitdem ist unser Land nur noch aus weiten Stücken zusammengesetzt.

Vor ein paar Tagen musste ich innerhalb eines Gesprächs mit einem FDP-Verkehrspolitiker im Deutschlandfunk den Einsatz dieser Floskel etwa 15-18 mal ertragen innerhalb von 8-10 Minuten, das ist eine akustische Tortur.
Danach wechselte ich aber ein Stück weit den Sender.

Obendrein verliert die Sprache schleichend ihre Verhältnismäßigkeit,
Selbst „Die Zeit“ unterstützt diesen Abstieg.

Im Inhaltsverzeichnis der letzten Ausgabe ist dann Michael Jürgs ein Ausnahmejournalist, Greta Thunberg die faszinierendste Figur dieser Tage, Artur Brauner ein genialer Produzent, Francois-Xaver Roth ein Stardirigent, Seymmour Hersh ein legendärer Enthüllungsreporter….

Doch „historisch“, „legendär“, „heldisch“, „ikonisch“ ist inzwischen ohnehin alles, jede Flatulenz, jede Efflation, selbst eines Feldhamsters.

Man sollte einfach nur noch die legendäre Kirche im Dorf lassen.

Dabei malträtiert mich weniger die Verwendung dieser einfältigen Sprache, eher die ständigen Wiederholungen, das permanente Nachgeplärre durch untalentierte Journalisten, Politiker…

Musik der Woche

I. Kammermusik von Györgi Ligeti, z.B. die beiden Streichquartette, ich glaube, er hat nur zwei geschrieben (s.o.).

II. Kammermusik von Conlon Nancarrow, unbedingt auch die Musik für Pianola (Player Piano), s.o.
Ligeti aktivierte in Europa das Interesse für Nancarrows Musik.

III.Bette Midler, Live-Auftritt (1984) mit dem Rolling Stones-Song „Beast of Burden“ („Some Girl“, 1978)
Dadurch werden auch in der alternden Gesellschaftsschicht männliche Zuschnitts mögliche Erektionsverkrampfungen gelöst.
Aber auch ohne die Beseitigung von Erektions-Verstopfungen ist dieser Titel unbedingt hörenswert (auch mit Mick Jagger).

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Juli 18, 2019 Posted by | Leipzig, Medien, Sprache, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar