Man könnte Joseph Beuys als Zeichnergenie feiern, auch als Kulturtheoretikergenie, gleichfalls als Gesamtkunstwerkgenie und Aktionskünstlergenie und als Fluxusgenie und als Objektkunstgenie und als Bäumepflanzungsgenie und als Fetteckengenie und als Installationsgenie und als Performancegenie und als Totehasenherumträgergenie und als Rudolfsteinerinterpretationsgenie und als Bildhauergenie und als Sozialplastikergenie und als Filzgenie und als Happeninggenie und als Erdklaviergenie und als Multiplesgenie und als……..mir würden sicher noch einige weitere „Berufsbezeichnungen“ einfallen.
Aber mitnichten „Malergenie“. Nein, nicht als „Malergenie“ (s.links). Einfach aus der simplen Überlegung heraus, dass Malerei für Beuys selbst und auch in der öffentlichen Wahrnehmung eine Bedeutung hatte und immer noch hat, die stabil gegen Null tendiert. Da wäre die Kennzeichnung von z.B. Degas als Bildhauergenie noch erträglicher, auch Schönberg als Malergenie oder H.Hesse als Aquarellmalergenie. Natürlich alles auch eine beknackte Einordnung, doch nicht ganz so beknackt wie Beuys als Malergenie. Am besten man betitelt John Cage gleich als Mykologiegenie und Messiaen als Ornithologiegenie.
Eigentlich nur ein kleiner Lapsus im Inhaltsverzeichnis, den man überlesen könnte, aber als erste journalistische Grundinformation doch außerordentlich gewichtig zur Charakterisierung von Joseph Beuys mutiert er zum Synonym für die schleichende, aber kontinuierliche Verelendung des Anspruchs und der Kompetenz in den Schreibstuben dieser Wochenpostille. Für mich inzwischen unlesbar.
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Dazu passen natürlich vorzüglich diese einfältig pubertären Leserbriefe mit einer auffälligen Genügsamkeit der Schreiber bei ihren ironischen, satirischen, humoristischen und vor allem intellektuellen Ansprüchen (gleichfalls „Der Spiegel“, 17.Oktober 2020)
Ich vermute einmal, dass die Zermürbungsverfasserin (links) sich rund um die Uhr zermürbt, um überhaupt irgendwie für irgendetwas treffende Worte finden zu können.
Und der Altpapiertonnenbegeher „guckt schon gar nicht mehr drauf“, ich vermute auf die Titelseite, reißt eben diese Titelseite sofort weg und „haut Trump in die Tonne.“ Aber wenn er schon gar nicht mehr draufguckt auf die Titelseite, weiß er doch nicht, ob dann tatsächlich Trump in der Tonne liegt. Vielleicht ist auch einmal sein eigener Kopf auf dieser Seite.
Irgenwie ist das einfach alles zu blöd.
New York, Museum of Modern Art, Joseph-Beuys-Saal, 2008., mit „The Sled“ (vorn links und „Felt Suit“ (hinten rechts)
Anders als für Tirol, Wien oder auch Kärnten und Salzburg, deren Landschaften alljährlich von Myriaden ausländischer Zeitgenossen mit oder ohne Wintersportgeräte heimgesucht werden, kann man die Steiermark eher im Mittelfeld des touristischen Interesses für Österreich einordnen.
Doch nach einem mehrwöchigen Aufenthalt, zumeißt auf Steiermarks westlichen und mittleren Koordinaten, bin ich motiviert, für dieses Bundesland unserer Nachbarn zu werben.
Denn neben der ansehnlichen Fauna und Flora, neben einem stilvollen Oberflächenprofil mit markanten, doch heiteren Gebirgspässen und weiten Tälern ohne bergige Bedrohungen, natürlich auch mit der Möglichkeit, flächendeckend seine tägliche Nahrungsaufnahme durch herausragende Eiskaffees zu dekorieren, ist es die bemerkenswerte Kunstgeschichte, die sich z.B. in zahlreichen Wandmalereien mittelalterlichen Zuschnitts zwischen höchsten Ansprüchen und regionalen Arbeiten mit eher naiver aber gleichfalls spannungsvoller Ausführung anbietet.