Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und die außerordentlich gern gelesene, doch eher unregelmäßig geführte Serie: „Jürgen und die kleinen Zumutungen des Alltags“. Heute: „Jürgens, Gordons und Trumps Waterloo.“

Leipziger Volkszeitung vor einigen Tagen

Ich vermute, der Verfasser dieses Leitartikels erhielt seine Informationen über den Ort Waterloo bisher weitgehend durch den gleichnamigen Abba-Song und beschränkt sich in der Erkenntnis, dass Napoleon am 18.Juni 1815 auf diesem Areal, unweit von Brüssel, eine kräftige Ladung auf die Mütze bekam.

Ich berührte schon während meiner Kindheit unablässig die Zeugnisse der Völkerschlacht.

Denn in Leipzig/Möckern, dem Gelände, in dessen Grenzen die schlesischen Formationen unter Blücher und Yorck in einer bedeutsamen Schlacht der Befreiungskriege die französischen Verbände mit Anführer Marmont in die nahen, sumpfähnlichen Landschaften schickten, gleichzeitig der Beginn des entscheidendenden Kampfes, der dann im Juni 1815 nach Waterloo führte und zum Ende der französischen Kaiserzeit, stand meine Wiege.

Ich wurde also in Möckern geboren, meine Großmutter wohnte in der Blücherstraße (Möckern), auf dem Friedhof gibt es ein Gemeinschaftsgrab von Opfern der Völkerschlacht, vor meiner Schule stand ein Apelstein, wenige Meter davon ein Kugeldenkmal vor der Auferstehungskirche, zwei Minuten darauf folgte die Yorck-Straße,…usw.

Also eine komprimierte, läuferisch zu bewältigende Lehrstunde über die Befreiungskriege.

Und deshalb fühle ich mich befähigt, auch angespornt durch meinen befriedigend ausgeprägten Intellekt, den „Leitartikler“ darauf hinzuweisen, dass Napoleon vier Tage nach der Niederlage bei Waterloo (18. Juni) sich vom französischen Thron verabschiedete, wodurch die Kaiserzeit in unserem Nachbarland beendet wurde (22.Juni).
Einen knappen Monat später betrat er St.Helena.
Den Blick auf Napoleons Grab im Pariser Invalidendom sollte man nicht versäumen, eine etwas skurrile Hybris.

Waterloo brachte für Napoleon also den entgültigen Absturz und für Europa eine neue Epoche.
Ein Gleichsetzung dieser welthistorischen Entwicklungen mit der Weigerung des amerikanischen Senats der Forderung Trumps nach einer Beseitung von Obamas Gesundheitsreformen zu entsprechen, sind dümmliche Blähungen und journalistischer Nonsens.

Ich höre schon wieder die Stimmen: „Nun bohre doch nicht den Kümmel aus dem Käse“ oder „Nun nimm es doch nicht so genau“…usw.
Ich bohre mitnichten den Kümmel aus dem Käse, habe aber gleichzeitig das Bedürfnis, es ziemlich genau zu nehmen.
Denn bei dieser unsäglichen, beängstigend um sich greifenden Beliebigkeit bei der Verwendung sprachlicher Mittel verröchelt jede Kommunikation zur Farce.

Jeder, noch so mittelmäßige Ablauf wird aufgebläht, es gibt nur noch Horror-Unfälle und Horror-Wetter, Monster-Unfälle und Monster-Wetter.
Gleichfalls Monster-Wellen und Horror-Wellen, auch wenn das Wasser kaum mein Gemächt berührt.
Und Skandale dröhnen ohnehin an jeder Ecke.
Und wenn ein Fußballer ein Tor schießt, wird er zum Held erhoben, bei zwei Toren feiert man eine Legende.
Auch Ikone wird gern genommen.
Und wenn ein Autor Objekt, Subjekt, Prädikat einigermaßen lesbar zusammenfügt, vielleicht noch verwegen mit einem Adverb angereichert, beginnen zügig die Feierlichkeiten für ein neues Genie.
Vielleicht dazu noch ein fehlerfreier Plusquamperfekt und das Genie wird zum Jahrhundert-Genie erhöht.

Es wäre auch möglich gewesen, bei dem Ergebnis der Abstimmung über Trumps Plan die Überschrift „Trumps Waterloo“ z.B. durch „Sieg der Demokratie“ zu ersetzen.
Ein Sieg der Demokratie in einem Land, dessen halbe Bevölkerung (Trump-Wähler) der unerträgliche Daniel Kehlmann in vollendeter Stürmer-Julius-Manier als „verwirrte, „verhetzte“, dem „Wahn verfallene“, in „millionenfacher Selbstverblendung“ agierende Menschenmasse charakterisiert („Die Zeit“, 19. Januar 2017, s.a. meine Beiträge vom 19.u.20. Januar 2017).
Die herausgehobenen Worte und Wortgruppen sind Zitate aus Kehlmanns Kübel-Text.
Mir wird einfach nur übel.
Kehlmann stellt diese demokratische Wahl auch auf eine Stufe mit Deutschlands Begeisterung für die Nazis ab den 30er Jahren und mit der Zustimmung des Krieges im Jahr 1914.
Meine Übelkeit steigert sich beträchtlich.

Natürlich klingt „Trumps Waterloo“ dramatischer und spektakulärer.
Doch Sprache und Kenntnisse versumpfen in kommunikativer Willkür.

Buch der Woche
Christoph Ransmayr: „Die Schrecken des Eises und der Finsternis, S. Fischer Verlag
Musik des Tages
A.Dvorak: Cello-Konzert
Julia Wolfe: Streichquartette



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Juli 25, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und Matthias Halbigs „schräge“ Pop-Musik in Großbritannien.

LVZ, vor einigen Tagen über britische Pop-Kultur

Ein Balkon in sommerlicher Blüte, der Eichelhäher krächzt, die Sperlinge tschilpen, der Nachbar brüllt auf seinem Balkon kraftvoll in ein Handy.
Auf dem Tisch zwei Scheiben Toast, etwas selbstgefertigte Aprikosen-Marmelade, ein Würfel Roquefort-Käse, vielleicht noch ein Radieschen und ein Sträußchen Petersilie.
Dazu kalter Kakao, heißer Kaffee und eine Zeitung.
Mitunter wähle ich ein süddeutsches Blatt, gelegentlich Zeitungen aus dem Frankfurter oder Berliner Raum.

Donnerstags greife ich nicht selten zur wöchentlichen Nordküsten-Zeitung, von Deutschlands bekanntestem Kampfraucher wesentlich beeinflusst und ich stelle mir vor, H.Schmidt, W.Churchill, P.S.Hoffman und D.Hopper treffen sich auf einer Raucherinsel in der Nähe des Himmelstors.
Ich vermute, Petrus würde sie in Berserker-Manier mit seinem Schlüssel massakrieren.

Doch wenn ich die erste aktive Morgenstunde mit reduzierter Geisteskraft bewältigen möchte, greife ich auch zur Leipziger Regionalzeitung und wundere mich immer wieder, wie vortrefflich und kontinuierlich es gelingt, unsäglichen Kokolores und beleidigende Inkompetenz auf die Seiten zu heften (Foto oben).

In einem Artkel, der eine Serie über britische Pop-Kultur auf Arte angekündigt, feiert der Autor z.B. Bands wie Herman`s Hermits, Whistling Jack Smith und Mungo Jerry als Vertreter einer schrägen Musikkultur.
Titel wie „I`m Henry the VIII I Am“, „I Was Kaiser Bill`s Batman“ und „In the Summertime“ werden dabei als scheinbar zwingende Beispiele vorgeschlagen.

Ich bin nur noch irritiert, zunehmend von Woche zu Woche und überlege ängstlich, ob ich mich allmählich auf das intellektuelle Ausgangsmaterial der Orks zurückentwickle.
Denn ich empfinde diese Musiknummern, ähnlich dem CEuvre der drei Bands als gefällige, zeitlich angemessene und kommerziell wirkungsvoll ausgerichtete Musik.
Weder musikalische Strukturen noch textlich-inhaltliche Akzente weisen auf „schräge“ Ambitionen.
„I`m Henry the VIII I Am“, wäre auch bei einem Laternenfest mit gegenseitiger Genitalmassage hinter Johannisbeersträuchern im spießigen DDR-Gartenverein „Zum fauligen Rettich“ akzeptiert worden.
Und Mungo Jerry konnte man nur im trunkenen Fehde-Zustand ertragen, wenn die Unterwäsche schon in der noch fettigen Bratpfanne, im Kartoffelsalat oder im Aschenbecher lag und sich mein Halbfreund Bruno meine Zahnbürste in den Hintern geschoben hatte, mit den Borsten nach vorn.
Bei Whistling Jack Smith habe ich dann grundsätzlich abgestellt, ein Grauen.

Bei schräger Musik innerhalb britischer Pop-Kultur der 60er Jahre würde ich spontan an die großartigen Musik-Kaspereien der Bonzo Dog Doo-Dah Band denken.
Oder an den gewöhnungsbedürftigen Gesangsterror Arthur Browns („Fire“)
Und selbst die Beatles produzierten mit dem grandiosen „I Am the Walrus“ einen Song, der musikalisch und textlich ungleich durchgeknallter und skurriler daherkam als die Musik von Herman`s Hermits….(s.o).
Und natürlich „My Generation“ (The Who)
Nichts war damals schräger als das gesangslose Outro dieses Titels.
Wir gingen wie Jeff Goldblum die Wände hoch („Die Fliege“).
Ich hoffe, unser Gesichtsausdruck ähnelte nicht dem seinigen im Endstadium.

Doch mitnichten nur in Großbritannien, wie im Text markig verkündet, wurde Musik produziert, die sich neben den gängigen Normen formierte.
Tiny Tim, der mit Ukulele seine Liedchen abflötete, wäre ein herausragendes Beispiel („Tiptoe Trough the Tulips“).

Außerdem erinnere ich mich unbedingt an Napoleon XIV. und „They`re Coming to Take Me Away Ha-Haaa!“.
Erreichte in der zweiten Hälfte der 60er Jahre die amerikanische Top 5.
Ich war etwas verwirrt, aber auch fasziniert, dass eine derartige Musik in den USA eine beträchtlich Aufmerksamkeit erhielt.

Doch der damals für die behäbige Umwelt kaum erträgliche Elite-Gröler war natürlich „Surfin`Bird“ der amerikanischen Trashmen (1963), fünfzehn Jahre vor den britischen Sex Pistols und Clash.
Es war das Jahr als in Deutschland Freddy („Junge, komm bald wieder“), Billy Mo („Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“) und Peter Alexander aus der Musikbox nölten.

Auch das unübertreffliche „Time Has Come Today“ der Chambers Brothers (unbedingt die Langversion hören) und Iron Butterflys „In-A-Gadda-Da-Vida“ (fast wanzig Minuten) würden mir noch einfallen.
Songs, die während der 60er Jahre um die Welt gingen und in ihrer Zeit eben auch ziemlich „schräg“ waren.

Auffällig schräger als die Musik von Herman`s Hermits….(s.o)

Ich frage mich tatsächlich, ob dieser „Fachmann“ für britische Pop-Kultur sich jemals um einen Einblick in britische, aber auch nordamerikanische und überhaupt globale Pop-Musik bemüht hat.
Sein Kenntnis-Reservoir scheint mir etwas dürftig gefüllt.

Aber für den alltäglichen Journalismus eben durchaus genügend.


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Juli 19, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Michaels Formalismusdebatte, Stefanies große Bilder der zweiten Moderne, Jörg-Uwes Held seiner Jugend und Jürgens Biss in den Teppich

LVZ, Kulturseite, vor einigen Tagen, Artikel von Michael Meyer

Man findet Texte, die durch ihre gedankliche und sprachliche Brillanz den anspruchsvollen Leser zu einer wiederholten Auseinandersetzung mit dem gesamten Beitrag, aber zumindest mit ausgwählten Abschnitten treibt.
Ich würde meine Abhandlungen nur ungern aus dieser Kategorie ausschließen.

Aber natürlich gibt es auch andere Texte, die mehrmalig zur Kenntnis genommen werden. Doch in diesen Fällen eher zur Vergewisserung, ob innerhalb einer überschaubaren Wort-Menge tatsächlich derartig gnadenlos frappierende Unkenntnis und beleidigende Oberflächlichkeiten verteilt wurden.

Die Ausstellungs-„Kritik“ zu einer Mattheuer-Ausstellung in Rostocks Kunsthalle (LVZ, 4.Juni, 2017) erfordert diese Einordnung.

Schon die Überschrift irritiert mich („Große Bilder einer zweiten Moderne“)

Mattheuers „zweite Moderne“ wird dann nochmals im Text wiederholt.
Verstehe ich nicht.
Mattheuers Bilder als eine „zweite Moderne“.
Erschließt sich mir tatsächlich nicht.

Sicherlich hatte sich Stefanie Michels von der Leipziger Galerie Schwind um Originalität bemüht.
Und zumindest klingt „zweite Moderne“ ziemlich wichtig und schick.
Nur der Inhalt ist von beklemmender Einfalt.

„Moderne“ wird während der vergangenen Jahrhunderte nicht selten etwas fahrig eingesetzt, abhängig von historischen Positionen und unterschiedlichen Akzentsetzungen bei gesellschaftlichen Abläufen, nicht nur bei bildender Kunst, bei Literatur und Musik.
Schon in spätantiken Schriften finden sich dazu Gelehrten-Debatten.
Auch Baudelaire wird um die Mitte des 19.Jahrhunderts als Garant der literarischen Moderne eingesetzt.
Gleichfalls der Naturalismus und der Jugendstil wurden mit Lorbeeren der Moderne beschenkt.
Eigentlich hätte sich auch C.D.Friedrich angeboten, mit seinem avantgardistischen Naturverständnis.
Oder William Turner, mit ähnlichen Lebensdaten und einer Hinwendung zu radikal vorgetragenen Impressionismus-Overtüren.
Und natürlich agierten die großen Einzelkämpfer Cezanne, van Gogh, Gauguin, Munch und Ensor als gewichtige Türsteher an den Portalen zur Moderne.

Es gäbe also reichlich Möglichkeiten, „modernes“ Material unterschiedlich einzuordnen.

Als arg vereinfachten Hinweis könnte man man die „Moderne“ als Überwindung herkömmlicher Traditionen, angetrieben durch kulturelle, wirtschaftliche, soziologische, politische…Entwicklungen, gelten lassen.
Also ein Kübel endloser Interpretationen.

Und ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es dann richtig modern.
Die „Fauves“ klatschten mit ungeschliffenen Pinseln ihre französische Farbe auf die Fläche, die Expressionisten der „Brücke“ und des „Blauen Reiters“ zelebrierten ihre Farb-Exzesse und ihre Tendenz zur Abstraktion
Marinettis Futurismus wollte die gesamte abendländische Kultur zerstören und der Dadaismus animierte das apathische Bürgertun zu Kotz-Orgien.
Ziemlich viel Moderne.

Und nun Mattheuer als Gründer oder zumindest als Teilnehmer einer „zweiten Moderne“ ?
Erschließt sich mir immer noch nicht.
Zumal im Artikel wenige Zeilen später die „besonderen“ Nuancen seiner Kunst abgeleiert werden.
Also pop-artig, sachlich, surreal, sozial realistisch, zugehörig zur figurativen Moderne…
Für den Artikelschreiber gibt es nähmlich nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur zwei Deutschlands, sondern auch zwei Kunstströmungen, der ostdeutschen „figurativen Moderne als sozialer Realismus“ würde man dann Mattheuer zuschlagen.
Dazu kein Wort von mir, ist einfach zu blöd.
Klingt aber erneut schick und gelehrt.

In meinem kunsthistorischen Gedächtnis bilden sich im Zusammenhang mit pop-artigen, surrealen, sachlichen Akzenten dann Namen wie Kanoldt, Schad, Schrimpf, Lichtenstein, Oldenburg, Wesselmann, Magritte, Delvaux, Oelze…
Elemente von Vertretern wichtiger Kunstströmungen, die Mattheuer duchaus aufgenommen und mehr oder weniger originell und qualitätsvoll verarbeitet hat, wogegen natürlich kein Einwände bestehen sollten.
Doch für diese Erkenntnis bedarf es keiner tiefschürfenden Kunstgeschichts-Kenntnisse.
Das erkennt jedes Frettchen mit grauem Star.

Auch deshalb reduzieren sich bei mir auch keineswegs die Irritationen, wenn ich zur Kenntnis nehme, dass Mattheuer zu irgeneiner „Moderne“, gleichgültig ob 1.Moderne, 2.Moderne oder 647.Moderne zugeordnet wird.
Denn bei aller gelegentlichen Originalität in Mattheuers OEuvre dominiert doch der Eindruck eines Konglomerats und einer nicht immer erträglichen Plakativität.

Aber es kommt noch viel feinsinniger.
Jörg-Uwe Neumann, Direktor der Rostocker Kunsthalle, wirbt für seine Ausstellung:

„Manche halten Mattheuer für den größten Künstler des 20.Jahrhunderts.
Für mich ist er auf jeden Fall der größte Künstler der DDR gewesen. Der Held unserer Jugend“.

Ich beiße in den Teppich und vermute, ich könnte aus dem Stegreif 1000 Künstlernamen nennen, deren Bedeutung für das 20 Jahrhundert ungleich höher anzusetzen wäre, z.B. Arp, Archipenko, Albers bis Zadkine.
Und das ist keineswegs eine Frage des Geschmacks.
Denn künstlerische Qualität ist mitnichten eine Frage des Geschmacks.

Außerdem bitte ich um einen angemessenen Einsatz des Possessivpronomens.
Die erste Person Singular wäre zwingend.
Denn durch die erste Person Plural fühle ich mich geknebelt, instrumentalisiert sozusagen.
Ähnlich wie „Deutschland unter Schock“, „Deutschland in Schockstarre“,….

Wenn einem Nationalspieler der deutschen Fußballtruppe ein Camembert auf die Nase klatscht, auf den Rängen gezündet, würde es bestimmt in der Presse heißen:

„Deutschland unter Schock“ oder „Deutschland in Schockstarre“
Vermutlich auch „Deutschland unter historischem Schock“ oder „Deutschland in historischerr Schockstarre“.

Denn heute ist irgendwie alles historisch.

Ich bitte zukünftig um eine Modifizierung:
„Deutschland unter historischem Schock – außer Jürgen“ oder „Deutschland in historischer Schockstarre – außer Jürgen“.

Also, Herr Neumann, ich bitte um „Held meiner Jugend“ und keinesfalls „Held unserer Jugend“.

Denn Mattheuer konnte ich nie mit einem Helden-Status beschenken.

Diese Grafik von Max Uhlig konnte man innerhalb der Schostakowitsch-Tage vor zwei Wochen in Gohrisch erwerben.
Der Ersatz durch eine Arbeit Mattheuers wäre für mich undenkbar.

Ich neigte z.B. eher zu der Kunst von Hermann Glöckner, Max Uhlig, Carl-Friedrich Claus, Hartwig Ebersbach, anfänglich auch zu Gerhard Altenbourg.
Von den weitgehend systemtreuen Künstlern der DDR bevorzugte ich eindeutig Bernhard Heisig.

Es gäbe noch viel über den Artikel von Michael Meyer zu speien.

So wird der „deutsch-deutsche Bilderstreit“ auf einer Ebene mit der unsäglichen Formalismus-Debatte in der DDR (Anfang der 50er Jahre) abgelegt.
Eine unerhörte Gleichstellung von Bedeutung und Wirkung zweier völlig unterschiedlichen Abläufe.

(Mein Beitrag über die Formalismus-Debatte in „ART Position“ kann im „documenta-archiv“ Kassel gelesen werden.)

Die Ausstellung in Rostock läuft scheinbar unter dem Titel „Bilder als Botschaft“.
Was sonst?
Ein feines Anliegen.
Toll!
Man zeige mir ein Bild ohne Botschaft.

Und im Artikel wird die Ausstellung als „Museumsdschungel zum Gucken“ , dicht gehängt, angepriesen.
Ich weiß nicht, wodurch sich ein Museumsdschungel auszeichnet, vielleicht durch enge Hängung.
Ich verabscheue eine enge Hängung und favorisiere eher Museumssavannen oder Museumssteppen.
Und natürlich sollten Museumsdschungel, Museumssavannen, Museumssteppen zum Gucken sein.
Und man sollte unbedingt gucken, denn sonst sieht man ja nicht, ob der Museumsdschungel, ob Museumssavannen und Museumssteppen etwas zum Gucken bieten.
Aber selbst bei Ausstellungen ohne aufgehängte Bilder sollte geguckt werden, denn sonst kann man ja nicht sehen, dass es nichts zum Gucken gibt.
Ein weites Feld, Herr Neumann.
Daran müssen Sie noch arbeiten.


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Juli 9, 2017 Posted by | Leipzig | 1 Kommentar