Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Rupprecht Geiger in Chemnitz

1949 agierte Rupprecht Geiger in München als Katalysator zur Gründung von ZEN 49, eine Künstlerformation, die gewichtige Akzente zur Auseinandersetzung mit der deutschen Kunst der 30er und 40er Jahre setzte.

Die Mitglieder von ZEN 49 zelebrierten ihre ausschließliche Hinwendung zur Ungegenständlichkeit als Reaktion auf den unsäglich flachen, banalen Realismus nationalistischen Zuschnitts der Jahre zwischen 1933/45 und boten die Abstraktion als Alternative an, um der Gefahr eines Einordnungswahns durch politische Propaganda und simplen Interpretations-Exzessen zu entgehen.
Abstraktion als Freiheit.
Sie orientierten sich dabei auf buddhistische Grundlagen, gaben ihren Arbeiten ein kontemplatives Gepräge, wobei Geiger innerhalb der Gruppe diesem Sog, diesem meditativen Habitus eine auffällig erhöhte Wertigkeit verlieh.

R.Geiger, Acryl/Lw.

s.o

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s.o.

Besonders innerhalb seiner monochromen, der Farbe Rot huldigenden Bilder treibt Geiger dieses Prinzip auf eine Ebene, auf der man fassungslos, still und mit positiver Erstarrung innehalten muss.
Die Hinwendung zu gestalterischen Anlagen bei z.B. J.Albers und der amerikanischen Farbfeldmalerei (Rothko, Noland, Newman…) bis zu Malewitsch sind natürlich nicht zu übersehen.

Eher unansehnlich

Eher unansehnlich

Doch bleibt nach dem Ausstellungsrundgang ein ambivalenter Gesamteindruck.
Denn wenn Geiger seine monochromen, kontemplativ-verinnerlichten Rot-Orgien verlässt, die Farben wechselt und versucht, Malgründe und Flächen zu strukturieren, entstehen Bilder ohne Intensität, ohne zwingende Notwendigkeit, die man nicht gesehen haben muss.

Und diese Ausstellung ändert auch mitnichten meine Gesamteinschätzung über ZEN 49, deren Mitgliedern Fritz Winter und Willy Baumeister ich doch einen wesentlicheren Rang innerhalb der Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhundert zuerkenne, als es mir bei Geiger möglich ist.

Aber selbstverständlich rechtfertigt auch die Hälfte der Ausstellung mit der bemerkenswerten Kunst Geigers einen Besuch im Chemnitzer Gunzenhauser-Museum.
Und die ständige Ausstellung ist ohnehin immer sehenswert.

Museum Gunzenhauser, Chemnitz, Stollbergerstr.2
Di-So, Feiertag 11-18 Uhr, bis 3.März 2019.

Zugabe

Meine Lieblingsarien aus einem eher volkstümlichen Opern-Repertoire, z.B.:

Georges Bizet, „Die Perlenfischer“, „Am Abend war`s/Der Tempel Brahmas strahlt“, Duett Zurga/Nadir.

Friedrich v.Flotow, Martha, „Die letzte Rose“ und „Ach so fromm“.



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Februar 22, 2019 Posted by | Kunst, Neben Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und eine Empfehlung für zumindest ein Wochenende ohne den Zugriff von Florian Silbereisen, ohne Zugriff von Wolfgang Lippert, ohne Zugriff von Andy Borg, ohne Zugriff von Dieter Bohlen, ohne Zugriff von Jörg Pilawa, ohne Zugriff von Hansi Hinterseer, ohne Zugriff von Stefanie Hertel, ohne Zugriff aus dem Dschungelcamp…

Programm für „Tonlagen“, Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik mit der menschlichen Stimme als Schwerpunkt in Dresden/Hellerau (Festspielhaus), 14. – 24. März.

Vielleicht nicht ganz mein bevorzugtes Repertoire.
Denn A cappella-Gekrähe nervt mich tatsächlich nach einiger Zeit.
Aber vielleicht gesellt sich in Hellerau hin und wieder noch eine schräge Geige, ein knirchendes Cello oder eine luftige Flöte zu manchem Stück dazu.
Wir werden sehen, bzw. hören.

Aber so richtig irritiert mich diese gnadenlose Verdichtung des Programmablaufs, z.B. am Freitag (15.3.).
Zwischen 18 u. 22 Uhr gibt es vier Aktionen („Eurydike?…“ I wird 21 Uhr als „Eurydike?…“ II weitergeführt).
Also wird man wie eine besengte Sau durch das Haus gejagt, den letzten Akkord vom überstandenen Konzert im linken Ohr, den ersten Klang vom soeben begonnenen Ereignis schon im rechten Ohr.
Hoffentlich spießt sich bei dieser Panik nicht meine Platinhüfte durch das Schlüsselbein.

Nach den Intendanten Udo Zimmermann und Dieter Jaenicke, in deren Zeiten eine erhebliche Zahl von Musik-Tanz-Theater…Veranstaltungen auch mit Performance-Zuschnitt von hohem Anspruch angeboten wurde (ab 2004), übernahm 2018 Carena Schlewitt die Leitung des Hauses.

Bei einem zufälligen Gespräch mit ihr, zwischen Tür und Angel sozusagen, wollte sie mich für eines ihrer Hauptanliegen begeistern, die Konzentration auf DDR-Musik.
Ich vermute, meine „Begeisterung“ zündelte nur etwas behäbig vor sich hin.

Kompositionen z.B. von Georg Katzer, Friedrich Schenker und Friedrich Goldmann werden bei „Tonlagen“ am Frühjahrsbeginn des laufendes Jahres von dieser Mission künden (s.Programm oben).
Wir werden hören, bzw. sehen.

Zugabe

Leipziger Volkszeituung, 15.März 2019

Sieben Gefahren für die Sicherheit der Welt.

Nr.1 USA im Alleingang.
Vor Klima, Energie, Terrorismus. Diese Reihenfolge wird mitnichten ein Zufall sein.

Ich bekenne mich ausdrücklich zur Demokratie der Vereinigten Staaten von Amerika, zu deren Werten und Idealen.

Ich erweise meine Hochachtung vor den historischen und kulturgeschichtlichen Traditionen dieses Landes und deren Weiterführung bis in die Gegenwart.

Ich preise die Leistungen von Naturwissenschaft und Technik, von Literatur, Musik, bildender Kunst, Film, Theater und ihren global unverzichtbaren Einfluss.

Ich verabscheue diesen armseligen, vulgären Hass, der sich nicht nur auf Trump konzentriert, sich vielmehr auf die „Vereinigten Staaten von Amerika“ als umfassenden Begriff erweitert hat.


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Februar 15, 2019 Posted by | Medien, Musik, Politik | Hinterlasse einen Kommentar