Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, die unregelmäßig bearbeitete Serie: „Kehricht im Hörfunk – aktuell“, Mendelssohns „Rheinische Sinfonie“, Joe Cockers „Summer in the City“, Dürers Lithographien, Bernd Alois Zimmermann und Humble Pie

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Radio

Bei mir endet kein Tag ohne den resoluten Griff zu einem
Hebel des Radios, der akustisches Wohlempfinden verheißt, volkstümlich auch als Einschalttaste bekannt.

Ohne Bilderdröhnung und flimmernde Ärmlichkeit erfreue ich mich an einer fein geformten Sprache, an deren Wohlgestalt und vollendet gesetzter Ironie und Satire und schätze diese nostalgisch beladene Kiste auch als Instrument der Wissenserweiterung, der ich auch noch heute verfallen bin, obwohl ich das Durchschnittsalter eines Elefanten in freier Natur bereits bewältigt habe.

Doch nagen an mir inzwischen Irritationen über Kompetenz und Zuverlässigkeit in dieser Anstalt.

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Vor wenigen Tagen, auf irgendeiner Radio-Frequenz:

……Schon 1920 sprach Rosa Luxemburg: “ Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden……..“

Rosa Luxemburg wurde im Januar 1919 nach einem Kopfschuss im Berliner Landwehrkanal versenkt.

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Leipziger Allerlei

Vor wenigen Tagen, auf irgendeiner Radio-Frequenz:

…..außerdem ist Mendelssohn-Bartholdys „Rheinische Sinfonie“…..

Ich weiß um die Italienische und Schottische Sinfonie Mendelssohns und bin über Haydns Orchsterwerke informiert, die ihre Namen nach der französischen b.z.w. englischen Hauptstadt tragen.
Ich kenne auch die Leningrader Sinfonie Schostakowitschs und das Warschauer Konzert Addinsells. Auch die Prager Sinfonie Mozarts habe ich im Ohr und das unselig widerwärtige Mansfelder Oratorium von Ernst Hermann Meyer. Es gibt einen Barbier in Sevilla und einen Barbier in Bagdad, ziemlich lustige Weiber in Windsor, ein ziemlich großes Tor in Kiew, die heimatliche Euphorie von Sibelius, einen Jahrmarkt in Sorotschinzy, Vysehrad an der Moldau, Meistersinger in Nürnberg, eine Lucia in Lammermoor, den Postillon in Lonjumeau, der seinen Freunden ungefragt eine Geschichte aufdrängt, einen Vetter aus Dingsda und die Blasmusik von Kickritzpotschen (Lutz Jahoda).
Außerdem auch Hawaii ohne Bier, doch Bier aus Budweis und Leipziger Allerlei (s.o.), Böhmische Knödel, Königsberger Klops, Thüringer Klöse.

Aber eine „Rheinische Sinfonie“ von Mendelssohn….?

Ich denke, man sollte sich auf eine „Rheinische Sinfonie“ von Robert Schumann einigen.

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Lovin’Spoonful

Vor wenigen Tagen, auf irgendeiner Radio-Frequenz:

…..Joe Cocker hat nur selten komponiert. Zu seinen bekannten Eigenkompositionen zählen „Summer in the City“………

Mitnichten, den Titel schrieb Mark Sebastian, erstmalig intoniert durch Lovin’Spoonful.

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Evolutions-Euphoriker Ernst Haeckel wird auch schon einmal in die Dresdner „Brücke“ aufgenommen, statt Erich Heckel.
Der Berliner Gropiusbau krümmt sich durch die häufige Zuordnung zum Bauhaus-Gropius.(statt Martin, Großonkel Walters) und bei der Auffächerung der Bruegel-Truppe herrscht ohnhin Panik, es geht zu wie Kraut und Rüben.
Wohin mit den ganzen Höllen-Blumen-Samt-Bauern-Bruegels ?
Dann wird eben getippt, die dussligen Hörer werden schon nichts merken.

Und so weiter, und so weiter.
Alles eigene Hörerlebnisse.

Und dann unterstellt mir meine jugendliche Umgebung eine Hinwendung zu Beckmesserei, Erbsenzählerei und bei ausufernder Respektlosigkeit durchaus auch Korinthenkackerei.
Ich soll doch das „große Ganze“ sehen.
Doch das „große Ganze“ fault vor meinen Augen, wenn die einzelnen Bausteine modern.
Man benötigt doch für die tägliche Kommunikation, für journalistische und wissenschaftliche Arbeit ein zuverlässiges, möglichst fehlerfreies Instrumentarium.
Einordnung, Interpretation und Gebrauch dieses Fundaments ist dann eine andere Sache, da sollte man sich dann auch austoben.

Vor einiger Zeit hörte ich von Dürers Gemälden, Aquarellen, Holzschnitten, Kupferstichen, Lithographien…..,(gleichfalls im Radio)

Senefelder entwickelte den Steindruck am Ende des 18.Jahrh.

Kann ja alles passieren, nur die Gleichgültigkeit und ausschließlich humorvolle Registrierung gegenüber öffentlich vorgetragenen Defiziten verwirrt mich zunehmend.
Ich verstehe es nicht.

WDW

Musik der Woche

Nach einem Stück von Jakob Lenz
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Und anschließend Humble Pie. Da biegt sich der Kaktus.

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August 29, 2013 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und die unregelmäßig bearbeitete Serie: „Bekloppte Wahlwerbung – heute“. Abschnitt 1 : Die Grünen. Und Colosseum mit Chris Farlowe und Clem Clempson im Jahre 1971

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„Mensch vor Bank. Und Du?“

Und ich? Nun, was soll ich darauf antworten. Ich bin nicht „Mensch vor Bank.“ Soll ich mich daneben stellen? Ich würde mich auch in die Spezies Mensch einordnen, stehe aber momentan vor keiner Bank. Ich sitze an meinem Schreibtisch, vor mir Kataloge Walter Libudas und ein Fass Pilsner Urquell. Ein Text über den Randberliner muss im bedeutendsten Künstler-Lexikon unserer Galaxie erschaffen werden.
Stehend vor einer Bank kann ich diese Anforderung nur mühsam realisieren.

Warum sollte ich auch blöd vor einer bekloppten Bank stehen. Denn ich vermute, dass eine Sitzbank eher als Sitzfläche konstruiert wurde.
Und nicht als Stehfläche. Als Vor-der-Bank-Stehfläche sozusagen.
Auch bei „Mensch auf Bank. Und Du?“ müsste müsste ich abschlägig reagieren. Gleichfalls bei „Mensch, sitzend auf der Bank. Und Du?“

Vielleicht ist auch als scharfsinnig vorgetragenes Sprachexperiment eine Bank als Geldgebäude gemeint.
Also „Mensch vor Bank (Geld). Und Du?“ Klingt aber auch beknackt.
Und vielleicht wird auch nicht der geografische Standort des Menschen beschrieben, eher eine Hierarchie gewünscht.
Also, erst der Mensch, dann die Bank. Aber sicher nicht die Parkbank. Denn das wäre ja logisch. Wer sollte sonst die Parkbänke zusammenzimmern? Und Du? Also erst der Mensch mit Säge und Hammer, dann die Parkbank.
Doch wenn damit Prioritäten mit humanen Akzenten gesetzt werden, also erst der Mensch, dann die Geldbank, weshalb dann im Hintergrund eine Parkbank?

Ich habe selten eine derartig dümmliche Wortkasperei gelesen. Von Sitzbank zur Deutschen Bank, Dresdner Bank, Commerzbank….wahrlich eine kreative Sonderleistung.
Diese inhaltliche Linie ist so alt wie das Rosental (Leipziger Sprichwort) und schon Nebukadnezar hat sich vor ähnlichem Müll erbrochen.“Und Du?“

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„Mudda wird Chefin. Und Du?

„Und ich?“ Nein, ich bin keine Mudda. Aber ein Vadda. Doch kein Chefa. Ich bin also keine Mudda-Chefa, auch kein Vadda-Chefa, du ausgesprochen hässliches Kind.
Allerdings kann ich ordentlich schreiben, mitunter auch fehlerfrei und würde an Deiner Stelle der Mudda auch als Chefa wegen mangelhafter Spracherziehung kräftig in das Gesäß treten. „Und Du?“

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Und dann wäre noch Frau Göring-Eckardt mit „Für Mut gegen Armut. Und Du?“

Auch so ein Beispiel eines sensiblen Umgangs mit feinen, überraschend gesetzten Wort-Modifikationen.

Von Mut zu Armut. Ist das kärglich!

Ich empfehle „Für Mut gegen Helmut.Und Du?“, oder „Für Mut gegen Wermut.Und Du?“ oder „Für Mut gegen Mammut.Und Du?“.

Vielleicht auch „Für Zorn gegen Atzorn.Und Du?“ Doch warum eigentlich, so schlecht spielt Robert doch gar nicht.
Oder „Für Gier in Algier. Und Du?“…………

So, Schicht im Schacht. Mir reicht es. Und Du?

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Musik der Woche. Und Du?

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August 24, 2013 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die unregelmäßig bearbeitete Serie : „Geschichten, die das Jürgen schreibt.“, ein labernder Dropskoffer, Schostakowitsch neben Eisenstein, Moskauer Philharmonie, Karo-Bube, Hammerwurf 1952, Wottle, Fosbury, Scharfrichter Oertel und taube Nüsse am Mikrofon

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Grab Schostakowitschs in Moskau, Nowodewitschi-Friedhof, unweit der Ruhestätten von z.B. Rostropowitsch, D.Oistrach, Gogol, Majakowski, S.Richter, Schnittke, Eisenstein, Prokofjew….

Weitgehend den Übertragungen sportlicher Ereignisse abhold, gönnte ich mir doch während der vergangenen Tage einige Wettkämpfe leichtathletischen Zuschnitts. Denn ein edel geformter Fosbury-Flop, die zeitlich begrenzte Dramatik eines Mittelstreckenlaufes oder die erstaunliche Dynamik des Stabhochsprungs fesseln mich dann doch beträchtlich.
Fast stranguliert hatte mich aber dann der Kommentator des Marathonlaufs, der mit dem Hinweis auf die Luftaufnahme der Moskauer Philharmonie feinsinnig erörterte: „Das gibt es hier auch.“

Jawohl, das gibt es hier auch, Sie Sport-Toffel.
Lassen Sie sich doch bitte über die russische Musik, Literatur und bildende Kunst z.B der vergangenen zweihundert Jahre unterrichten, Sie Dropskoffer, über Theater und Ballett, auch in Moskau.
Vielleicht über die Moskauer Ausstellung Karo-Bube (1910) und deren Einfluss auf die westeuropäische Avantgarde, der nicht unterschätzt werden sollte. Danach gab es den „Eselschwanz“ u.a. mit Malewitsch, Tatlin und Chagall. Oder über den Moskauer Komponisten Alexander Skrjabin und dessen Einfluss auf die folgenden Musikgenerationen.

Die Existenz von Museen, Theatern, auch einer Philharmonie, sollte dann selbst Sportreporter nicht irritieren.
Ich lüfte ja meinen Hut, wenn Sie die Information über den achten Platz im Hammerwurf bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki einfach so aus dem sprichwörtlichen „Ärmel schütteln“.
Allerdings bevorzuge ich den Besuch der Moskauer Philharmonie und eine Sinfonie Schostakowitschs vor der Aufzeichnung vom Hammerwurf des Achtplatzierten während der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki.

Ich will ja nicht jedes Wort auf die berüchtigte Goldwaage legen oder den Kümmel aus dem Käse klauben.
Doch diese infantil-ironische Ahnungslosigkeit nervt mich dann doch nicht nur milde.

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Shelly-Ann Fracer-Price in Moskau

Eine ansehnliche Sportlerin mit auffälliger Farbbehandlung des Haupthaares. Eigentlich eine schöne Alltäglichkeit und kein Grund für kleine, dürftige Bosheiten.
Doch die taube Nuss am Sportmikrofon behelligte uns mit seinem Wissen über deutsche Sitten und Bräuche und schwafelte: „Ist eigentlich noch etwas Zeit bis Karneval.“
Mein Gott, ist das erschütternd wenig.

Erinnert mich etwas an H.-F. Oertel, Scharfrichter aller DDR-Reporter, der vermutete, seinen kommunistischen Hohn z.B. über Fosbury und Dave Wottle ausrülpsen zu müssen und Wottles Kleidungsordnung und Laufstil sowie Fosburys Sprungtechnik als Auswüchse des faulenden Kapitalismus klassifizierte.
Beide wurden Olympiasieger (1968 u. 1972).

Wie gesagt, ich will den Kümmel nicht aus dem Käse pulen, aber trotzdem………

Musik des Tages:

Pretty Things: „S.F.Sorrow“ (1968), etwas Beatles, eine Spur frühe Pink Floyd, eine Nuance Beachboys, doch sehr eigenständig zusammengeführt.

Händel: „Lascia ch’io pianga mia cruda sorte“ aus „Rinaldo“.Wählte Lars von Trier als Eingangsmotiv für „Antichrist“.

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August 20, 2013 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die unregelmäßig bearbeitete Serie: „Filme, die keine Sau kennt, außer Jürgen.“ Heute: „Caché “ (2005) von Michael Haneke, der Brechbottich des Tages, die Musik der Woche, Small Faces und Francis Poulenc

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Endloseinstellung am Beginn von „Caché“

Nach „Benny`s Video“, nach der Verfilmung von Kafkas „Schloss“ und dem Einsatz der unbeschreiblichen Isabelle Huppert als psychopathische Klavierspielerin, doch vor der deutschen Kindergeschichte („Das weiße Band“), durch die er den Ritterschlag zur Mainstream-Tauglichkeit erhielt und dem aktuellen Streifen „Amour“ platzierte Haneke 2005 den Film „Caché“ in sein OEuvre.

Es gibt Regisseure wie Michael Moore, die durch ihre penetrante Schuldzuweisungspsychose ohne Fähigkeit zu minimalster Differenzierung weitgehend mit pubertär-politischer Draufklopper-Mentalität nerven.
Und es strapazieren Filme, in welchen familiäre Konflikte in emotionsduseligem Labertran versickern oder als Poesiealbum in Hardcore-Version durch die noblen Wohnstuben gedroschen werden.

Außerdem gibt es auch noch Michael Haneke und seinen Film „Caché.“
Hier wird dem Zuschauer eben nicht mit einer grob geschnitzten Politkeule das Gehirn neu modelliert, im Zusammenhang mit dem Pariser Terror gegen algerische Demonstranten, vor über fünfzig Jahren.
Auch die allmählich kulminierenden Disharmonien, die Kränkungen und Erregungen im familiären Alltag behelligen nicht durch eine Volldröhnung plakativer Gefühlskrawalle.
Reduziert, fast lakonisch zelebriert Haneke die großartig gesetzte Sprache.
Mit irritierender Nebenakustik und wundervoll nervenden Endloseinstellungen baut sich eine Bedrohung durch scheinbare Nebensächlichkeiten auf, die nicht ignoriert werden sollte. Der Durchblick in den unterschiedlichen Realitätsebenen muss sich der Zuschauer hart erarbeiten.
Orte und Zeiten zur Offenlegung politischer Entgleisungen und individueller Schuld dosiert Haneke präzis und wirkungssicher.

Und da wären natürlich noch die Schauspieler.
Juliette Binoche spielt vorzüglich. Der Einsatz von Superlativen für die Leistung Daniel Auteuils wäre eine angemessene Reaktion.
So bliebe noch Annie Girardot. Sie agiert nur kurz, im Rollstuhl, im Bett, redet etwas, bewegt die Arme. Im Grunde passiert nichts. Doch dieses „Nichts“ ist eben unvergesslich.
Entbehrlich scheint mir die Episode der nächtlichen Abwesenheit des Sohnes der beiden Hauptakteure und dessen Glaube an Unterleibsreibungen zwischen seiner Mutter und einem Freund der Familie.
Doch diese Minuten werden verstreichen.
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Brechbottich des Tages

Autowerbung mit Kindern

Aktuelles Beispiel:

Irgendeine vierrädrige Gurke steht vor dem Haus.

Ich kann Autos nicht unterscheiden. Irgendwie gibt es da vier Räder und ein paar Fenster, das Lenkrad ist zum Lenken, die Scheibenwischer zum Scheiben wischen, die Spiegel zum Kämmen und man kann sich hineinsetzen. Besonders gefällt mir die Hupe, die ist zum Hupen.

Jedenfalls grinst der Autobesitzer in der Werbung infantil, als sein Sohn diese Mühle freudig zur Kenntnis nimmt. Nachdem das Kind den Einstieg bewältigt hat, wirbelt es sein Spielzeug aus dem Autofenster.
Eine pädagogische Hochglanzleistung.
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Musik der Woche

Das OEuvre der Small FacesSmall-Faces---UMG-News
Links unten, Steve Marriott.
Selten habe ich eine derartig schneidend-scherbelnde Stimme gehört. Leider vergaß er 1991 in seinem südenglischen Haus die Zigarette zu löschen und baute sich dadurch selbst seinen Scheiterhaufen.

Bei pubertären „Partys“, Ausgang der 60er Jahre, hatten Titel wie „All or nothing“, „Itchycoo park“, „I cant make it“, „Tin Soldier“ und „Here come the nice“ durchaus das Potential, welches uns veranlasste, die feuchten Augen sehnsuchtsvoll nach Westen zu richten.
Während eine Konzerts gedachte Chris Farlowe vor einigen Jahren Steve Marriott, seines Freundes und begann „All or nothing“ zu röhren.
Ich bin nun wahrlich kein Verfechter kollektiver Mitgröl-Aktionen. Doch diese fünf Minuten berührten mich doch heftig.

Außerdem

Francis Poulenc

Gloria und Konzert für Orgel, Streichinstrumente und Schlagzeug, g-Moll.
Boston Symphony Orchestra, Seiji Ozawa

Herausragend.

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August 13, 2013 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

„Die Kinokasse“ und ein Interview. Aus der unregelmäßig bearbeiteten Serie: „Geschichten, die das Jürgen schreibt,“ Charles Baudelaire und Arvo Pärt

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Erste Geschichte

Hinweis an der vorderen Front eines innenarchitektonischen Arbeitsergebnisses, welches vor Jahren als zentraler Punkt für Kartenverkäufe geplant war.
Kinokasse eines Lichtspieltheaters, unweit von Leipzig.

Doch die Strategie wurde geändert.
Und dieses heitere „auch“ kann inzwischen ersatzlos getilgt werden. Denn der Kino-Karten-Verkauf wird ausschließlich an der Popcorntheke angeboten, zumindest bei meinen Besuchen.

Für mich, seit vielen Jahren Kino-Kassen-Füller von echtem Schrot und Korn, dem man die Eingruppierung als Filmfreak durchaus unterstellen darf, bedeutet diese Maßnahme eine vorübergehende Knechtschaft. Denn die Eingliederung in eine Warteschlange ist für mich Knechtschaft, vor allem in diesem Rahmen.

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Würg….Platsch (Eimer)

Und dann beginnt die Debatte meiner Vorderleute. Verschlingen sie eine ganz kleine Portion Popcorn, eine mittelkleine oder einfach nur eine kleine. Vielleicht auch eine mittlere Packung oder eine mittelgroße.
Aber auch ein großer, ganz großer oder übergroßer Bottich Popcorn sollte erwogen werden, denn der Film läuft über einhundertundzwanzig Minuten.
Spontan registrieren dann meine Vorderleute mit Blicken auf ihre Popkorn-Halden, dass eine Cola zu einer angemessenen Bereicherung des Filmerlebnisses führen könnte. Also eine kleine Flasche, eine mittlere oder gleich einen Tankwagen.
Außerdem gibt es die einzelnen Zutaten auch als Gesamtpackung, sieben Cent billiger.
Mir deucht, dass inzwischen der Kartenerwerb in die Kategorie „Entbehrliches“ verlegt wurde.
Der Schweiß trieft aus meinen Kniekehlen. Und dann der Geruch von diesem Knusperfraß. Da bekommt man ja Nasen-Cholera.
Ich wollte doch nur eine Kinokarte.
Und dann vor der Leinwand. Es knistert und knurrt, Zähne mahlen sich durch Puffmais, schwarze Brühe rinnt durch popkornverstopfte Kehlen, es rülpst und furzt.
Viva la Heimkino.

Zweite Geschichte

Als passabler Brustschwimmer, der sich in Kindstagen auch einige Urkunden erstritten hatte, also kurz nach den Rosenkriegen, bin ich dem Kampf und der Ästhetik des Schwimmsports noch recht zugeneigt.
Auf die Frage, welche Maßnahmen XX treffen könnte, um sich aktuell den WM-Titel sichern zu können, antwortete ein „Experte“: „XX muss alles geben und einfach nur versuchen, schneller als die Konkurrenz zu schwimmen.“
Hätte Nathan nicht weiser sagen können.


Erste Zugabe

Spruch des Tages:

„Ist mal Deine Buddel leer,
greife schnell zu Baudelaire.“

Zweite Zugabe

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Musik des Tages:

„Für Alina“ aus „Spiegel im Spiegel“ von Arvo Pärt. Nur reichlich drei Minuten, aber aufregend.

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August 5, 2013 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar