Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Reminiszenzen rund um das Weihnachtsfest, das Kruzifix des Dentisten, Christian von der Post, der Marbacher Glockengießer in Leipzig-Gohlis, Beatclub mit Beethoven, ein Kopfstand im Schnee, ein proletarischer Vogel und das Gohliser Schlösschen


Leipzig, Augustusplatz

Es gibt Momente, da muss man in ein Riesenrad steigen. Ich glaubte aber zu verspüren, dass diese Gondelmühle durch meine stattliche, doch außerordentlich ansehnliche und begehrte Last etwas schwerfälliger rotierte.
Blick auf Teile des Weihnachtsmarktes, in die Grimmaische Straße, Richtung Markt mit Altem Rathaus.
Links bis mittig der architektonische Ersatz für die Paulinerkirche, 1968 gesprengt, man sollte Ulbricht und Paul Fröhlich, damals Leipziger Parteisekretär, noch nachträglich und symbolisch mit einen handlichem Kruzifix ihre Scheitel nachziehen und die Zähne nach erhöhten ästhetischen Maßstäben neu richten.

Drei Jahre, zwei mal täglich, habe ich während der zweiten Hälfte der sechziger Jahre in der Straßenbahn diesen Platz passiert, mit dem Blicke auf die alte Kirche. Unser Kunsterzieher in der Erweiterten Oberschule versuchte fast hysterisch, uns von der Minderwertigkeit dieser Architektur zu überzeugen.
Mit dem Ersatzbau bin ich bislang durchaus zufrieden.

Rechts das Kroch-Haus, dem venezianischen Torre del`Orologio vom Endes des 15.Jhr. ziemlich heftig nachempfunden.
Die Glocken-Ulfs auf dem Dach sind Leipziger Legende und werden von Touristen sicherlich ähnlich häufig besucht wie Bachs Grab in der Thomaskirche und mein Geburtshaus.
Im Hintergrund optische Rudimente der Nikolaikirche.
Links, das Gewandhaus, nicht zu sehen.
Rechts, die Oper, nicht zu sehen.

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„Ich bin der Christian von der Post“, könnte ich jetzt plärren und Carl Zellers Urteil über die Geschwindigkeitsaskese der Post unterstützen, wenn ich der Fahrzeugführer wäre. Ich bin es aber nicht und ich hoffe, dass meine weihnachtliche Bestellung, nach der ich mich noch heute sehne, nicht unter dem Schneedach und zwischen Ersatzrad und Wagenheber vor sich hinkeimt.

„Der Vogelhändler“ gehört ja nicht gerade zu meinem täglichen Standartprogramm, bei dessen Verzicht ich am Morgen nur in akut depressiver Grundhaltung meine Zahnbürste halten kann. Doch sehr lange glaubte ich akustisch an „nur Moll, nur Moll, nur Moll“, anstelle von „No amal, no amal, no amal, sing, nur sing Nachtigal“.
Soweit zu den wichtigen Dingen des Lebens.

Im Hintergrund das Gohliser „Schillerhaus“, einhundertundfünfzig Meter Luftlinie von unserer Behausung entfernt. Hier soll der Glockengießer von Marbach seine Ode zusammengeschüttelt haben, die Ludwig van in seiner letzten Sinfonie vertonte.
Während der Jahre meiner mittleren Kindheit gehörte es zum unverzichtbaren Silvester-Ritus, im Radio dieses Teil akustisch zu stemmen. Streng gescheitelt und mit ernstem Gesicht hörten wir dann das Leipziger Gewandhaus unter Konwitschny.

Ich habe mich nicht einmal gequält und fand die Musik durchaus himmlich. An der Wand der „Guten Stube“ hing ein Bild Beethovens, später thronte auf dem Fernseher dessen Büste. Und selbst als pubertierender Rolling Stones-u. Animals-Fanatiker musste ich beim Beatclub diesen griesgrämigen Kürbis zur Kenntnis nehmen.
„Fidelio“ ist unbedingt hörenswert, auch seine Kammermusik und die Klaviersonaten, gleichfalls drei der fünf Klavierkonzerte und zur Not das Konzert für Violine. Doch dann ist Pumpe.
Ich besitze noch die neun Sinfonien als schwarze Rillenscheiben mit dem kleinen Loch in der Mitte. Allerdings letztmalig bei der Beerdigung von Robin Hood gehört. Und Terror-Noten wie die „Chorphantasie“, vor fünfundvierzig Jahren bin ich abgekniet, sind für mich inzwischen ungenießbar.

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Erster Feiertag im Wald

Bei meinen bevorzugten Entspannungsübungen in der winterlichen Jahreszeit. Nach fünfzehn Minuten wende ich mich und touchiere den Schnee mit der Brust-Bauch-Fassade. Danach etwa drei Minuten Kopfstand.

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Baum im Rosental, wenige Tage vor dem heiligen Abend.
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Baum im Rosental, wenige Tage vor dem heiligen Abend, etwas später

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Baum im Rosental, erster Feiertag, nach heftigem Schneefall

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Strauch mit Vögeln, zwei Tage vor Heiligabend

Interims-Ornithologe Erich Honecker bezeichnete Spatzen als die „Proletarier unter den Vögeln“.

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Gohliser Schlösschen am zweiten Feiertag

Gohlis etablierte sich schon im 18. Jahrhundert als dörfliches Rückzugs-Idyll für genervte Städter. Ratsbaumeister und Kaufmann Caspar Richter ließ das Schloss in den Jahren 1755/56 erbauen, unweit des Dorfangers. In der Wetterfahne gibt es noch die Initialen C R.
Errichtung also während des Siebenjährigen Krieges. Deshalb Bauunterbrechung, die innere Dekoration erst zwanzig Jahre später vollendet.
Architektonisches Finale des Leipziger Spätbarocks, mit Tendenzen zur Rokoko-Stilistik.
Der Baumeister ist nicht vordergründig nachweisbar.
Vielleicht George Werner aus Leipzig ( Bürgerhaus Hainstr.13 , Kapelle auf dem Alten Johannisfriedhof ) Vielleicht auch ein Ergebnis der Nachfolger J.C. Knöffels aus Dresden (Schloss Wackerbarth).
Ich weiß es auch nicht.
Jedenfalls ist der Bau außerordentlich ansehnlich, ohne aufdringliche Prachtentfaltung, repräsentativ-bombastische Üppigkeit und entzückt eher durch feingliedrige Eleganz und diskrete Erlesenheit.

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Dezember 26, 2010 Posted by | Kunst, Leipzig, Musik, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und Captain Beefheart

Gestern starb Don Van Vliet, später nannte er sich Captain Beefheart.
Ich verweise auf meinen Text vom 20.Januar 2010.

Dezember 18, 2010 Posted by | Musik | 1 Kommentar

Jürgen Henne in New York (2008) und John Lennon, ein Tagtraum vor der Geisterstunde, Chapman zum Dessert, Truman Capote, Strawberry Fields Forever und ein kalter Truthahn


8. März. Ermordung John Lennons vor dem Dakota Building.

Erdbeeren und ergänzende Flora für John Lennon im Central Park, unweit der ruchlosen Stätte.
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Vielleicht sollte man nicht nur eine Minute als individuelle Pflichtlösung John Lennons gedenken. Seine Musik hat das Potential, zumindest bis Mitternacht die gewohnten Abend-Riten zu durchbrechen. Und vielleicht gönnt man sich dann kurz vor der Geisterstunde einen Tagtraum, in dem man gemeinsam mit Chapman an den Ufern des Amazonas oder des Orinocos flaniert, zur Blutgewinnung Chapmans Nase grob massiert, das Ergebnis mit dem Flusswasser mischt, den eigenen Mund zu einer Posaune formt und lustbetont die Piranhas zum Dessert bittet, zu den Klängen von „Helter Skelter“. Truman Capote würde es sicher erheitern.


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Während meiner Jugendzeit musste man täglich und gnadenlos Stellung beziehen, durch die Frage: „Bist Du für Chemie Leipzig oder für Lok Leipzig?“. Meine fußballerische Kompetenz blieb in Grenzen und ich konzentrierte mich auf: „Bist Du für die Beatles oder die Rolling Stones?“ Gleichfalls täglich. Ich neigte eher zu Jaggers Ensemble.
Ich beschwor auch eher die Musik der Animals mit Eric Burdon, der Yardbirds (Jeff Beck gastiert im März in Leipzig) und Cream, von Van Morrison und Jimi Hendrix, von den Pretty Things, Canned Heat und Blood Sweat & Tears.
Doch weiß ich natürlich, dass auch John Lennon und den Beatles stabile Plätze in der Mitte dieser Aufzählung gebühren.
Jetzt liegen u.a. die Titel „I Am the Walrus“, „Strawberry Fields Forever“, „Across the Universe“, „Jealous Guy“, “ Norwegian Wood“ und „Cold Turkey“ bereit und werden mich zu meinen Tagtraum zwingen, kurz vor Mitternacht.
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Dezember 8, 2010 Posted by | Leipzig, Musik, Neben Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne bei Gunzenhauser in Chemnitz, Helmut Kolle, vierzig Gemälde von Jawlensky, außerdem Geiger, Corinth, Beckmann, ein Biss in die Nuss, die Farbigkeit Rouaults, Kolles künstlerische Glanzleistungen, sein früher Tod und eine Allee in der Planungsphase, dazu die Kunst zwischen den Kriegen, Wilhelm Uhde und die Ignoranz gegenüber Walter Jacob

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Rote Treppe im Museum Gunzenhauser Chemnitz———————————————————–
Ehemaliger Hauptsitz der Sparkasse Chemnitz. Seit 2007 als Schatulle für eine bemerkenswerte Sammlung in der Geburtsstadt von Schmidt-Rottluff genutzt, in überschaubarer Nähe zum Theaterplatz und zur großartigen Villa Esche.
Bei Gunzenhauser gibt es u.a. zweihundertundneunzig Werke von Dix, vierzig Gemälde von Jawlensky, da quellen mir die Tränen. Daneben zeigen sich ganz locker Willi Baumeister, Poliakoff und die erweiterte Elite der informellen Branche Deutschlands wie Thieler, Dahmen, Winter, Schumacher, Schulze, Ernst Wilhelm Nay ist auch dabei, gleichfalls der Licht-u. Reduktionsfanatiker Rupprecht Geiger.
Aber auch der himmliche Corinth und der ähnlich himmliche Beckmann, natürlich Kirchner, Heckel, Münter und der unterschätzte Rohlfs ( Ich habe vor einigen Monaten in Weimar Bilder von Rohlfs gesehen, in malerischen Dimensionen, welche man mit Pollock verbindet, es war nicht zu fassen). Um die Ecke auch Baluschek, der proletarische Edelmaler Felixmüller und Georg Schrimpf als Vertreter der Neuen Sachlichkeit.
Aber auch Arbeiten von Antes, der mich grundsätzlich nervt und von der überbewerteten Paula M.-B. Jetzt werden mir Frauen mit betont feministischer Tendenz kraftvoll in die Nüsse beißen. Vielleicht halte ich sogar still.

Sicherlich sind die Arbeiten nicht in jedem Fall erstrangig.
Doch für ostdeutsche Sammlungen ein einmaliger Fall.
Und natürlich ist das Museum auch Besitzer von Bildern Helmut Kolles.

Helmut Kolle. Selbstbildnis am Tisch, Öl/Lw,
1925/26

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Ich vermute einmal, dass in den Gefäßen kein Pfefferminztee dampft und auf Vertilgung wartet. Kolle hatte sein gesamtes Leben doch erhebliche Probleme mit dem gezügelten Verbrauch von Alkohol und schüttete recht beachtliche Mengen von Absinth in seinen gesundheitlich unstabilen Körper.


Die drei Trinker, um 1925/26, Öl/Lw.

Kollektive Besäufnisorgie. Schwer zu entscheiden, ob Kolle sich selbst abgebildet hat.

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Selbstbildnis im Frack, 1931, Öl/Lw.

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Die Arbeiten Kolles sind nur in wenigen musealen Einrichtungen vertreten, sicherlich nicht ganz selten in privaten Sammlungen Frankreichs und Deutschlands. Die kunsthistorische Beachtung verliert sich eher in unteren Regionen und die Anzahl von Personalausstellungen ist alles andere als üppig.
Ob dieser aktuelle Stand Kolles künstlerischem Rang entspricht, vermag ich noch nicht zu sagen.
Ich denke aber, die Kunst Kolles hat bis heute das Problem des Mangels einer eindeutigen Identifizierung, der oft beschworenen Unverwechselbarkeit. Seine Bilder pendeln zwischen Anleihen bei Modigliani und Soutine (mein Blog vom 8.8. 2009), zwischen Picasso, Braque, Manet und Cezanne und ich vermeine auch die Farbigkeit von Rouault erkennen zu können, verteilt auf die jeweiligen Phasen seines kurzen Lebens ( 1899-1931). Künstler, die sich lange bis ewig in Paris aufhielten und die Kolle, ab 1924 in der Stadt, sicherlich zur Kenntnis nahm. Selbst Matisse und Schiele scheinen seine Wege berührt zu haben. Im Grunde ein legitimes Verfahren und Kolle vermeidet auch konsequent plakative Anlehnungen und grobschlächtige Plagiate, ihm gelingen dabei durchaus künstlerische Glanzleistungen, doch eben nur „durchaus“.
Ich vermisse die gnadenlose Entschlossenheit oder die Fähigkeit, unbeirrbar seine eigene, eben unverwechselbare Allee anzulegen. Er starb mit zweiunddreißig Jahren. Vielleicht hätte er die Maße noch gefunden.

Kolle war ein eher mäßiger Zeichner, aber ein vortrefflicher Kolorist und spielte deshalb in Paris ohne Nebenwege eine passable Rolle. Denn gerade seine Farbigkeit entsprach den ästhetischen Vorstellungen der Franzosen. Auch Picasso stand Kolles Bildern durchaus wohlwollend gegenüber und Cocteau, nicht gerade der letzte Hansi aus einer Vorstadtkneipe, schrieb für Kolle eine Katalogtext.
Zwischen den Kriegen entwickelte sich die Zuwendung der Franzosen zu deutscher Kunst verständlich eher dürftig. Max Ernst erarbeitete sich in Paris eine ordentliche Position, doch z.B. Beckmann oder Otto Freundlich fielen eher durch.

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Bildnis Wilhelm Uhde, 1925/26, Öl/Lw.

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Kunstsammler, Kunsthändler, auch Schriftsteller (1874.1947). Seine Autobiografie nannte er „Von Bismarck bis Picasso“, nicht unoriginell.
Sein Jurastudium ödete Ihn an, ging schon 1904 nach Paris und soll das erste Bild Picassos gekauft haben, er entdeckte mutmaßlich den Naivling Henri Rousseau. Andere Quellen gönnen diese Tat Alfred Jarry, dessen „König Ubu“ ich übrigens ziemlich affig finde.
Uhde wurde zu einer zentralen Figur für Helmut Kolle, für dessen Entwicklung eines ästhetischen Verständnisses, welches französische und deutsche Kultur zusammenführt. Er sprach dann auch einmal gern von dem romanisch-germanischen Künstler und von der Verbindung der germanischen und romanischen Rasse, aus der die Gotik entstand und von der germanischen Geistigkeit, welche die vertikale, die spirituelle Tendenz zu einer gotischen Kathedrale beisteuerte. Bei diesen Gedanken und dem Vokabular wird mir etwas schwindlig und ich blättere flugs weiter.
Jedenfalls glaubte Uhde, in Kolle die Verkörperung seiner Vorstellungen zu spüren. Ich bekenne, mit der Sicht auf die Arbeiten Kolles, meine Überforderung nicht leugnen zu können.
Beide gingen 1924 nach Paris und blieben bis zum Tod von Kolle freundschaftlich verbunden

Der Fremdenlegionär, um 1930, Öl/Lw.
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Der Feuerwehrmann, um 1928/30, Öl/Lw.

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Der weiße Toreador, 1928/29, Öl/Lw.
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„Mein Traum ist der junge starke Mann“ (Kolle) und er könne nur noch an der körperlichen Schönheit irgendeines Seemanns oder anonymer Schwerarbeiter Gefallen finden.

Kolle quälte sich sein gesamtes Leben mit erkrankter Lunge und gebrechlichem Herz. Aus dieser existenziellen Misere erwuchs der Wunsch darzustellen, was er bei sich selbst vermisste. Der tatkräftige Mann, aktiv und vital, entwickelte sich zu einem wesentlichen Teil seines ikonografischen Programms.
Dabei veränderte er die Figürlichkeit von einer gewissen Leichtigkeit und Gefälligkeit in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre, während der er auch Gruppenbildnisse anbot, zu einer Plastizität mit regelrecht monumentalen Nebenklängen am Ausgang des Jahrzehnts. Es dominierte die einzelne Figur, auch sperrig und spitzkantig angelegt.
Eine Sport-Euphorie hatte sich z.B im Berlin der zwanziger Jahre verbreitet, begünstigt durch die Ereignisse im Sportpalast, 1910 erbaut. Der Faszination eines Sechstagerennens konnte sich auch Kolle nicht entziehen.

Er wählte Sportler als Modelle, malte Boxer, Toreros, Läufer, Jockeys, Radfahrer, aber auch Fremdenlegionäre Feuerwehrmänner, also Mitmenschen der Kategorie Willenskraft, ungezähmte Energie und vor allem mit sichtbarer Gesundheit und Jugend, um sich seinen Vorstellungen von maskuliner Kraft und Aktionsbereitschaft zu nähern.

Doch nicht immer dominierte in Gestik und Mimik dieser scheinbaren Inkarnationen des Lebensgefühls nach dem ersten Weltkrieg der unbändige Optimismus, Unmengen heldischer Gene im eigenem Körper gehortet zu haben. Dann erhalten auch Nachdenklichkeit und etwas Skepsis ihre berechtigte Beachtung.
Eine Ausstellung, die trotz des Gefühls der Ambivalenz, welche mich nach dem Rundgang peinigte, empfohlen werden sollte. Ich hatte Bilder Kolles erstmalig vor zwei Jahren in Altenburg gesehen und war durchaus beeindruckt, Text vom 26.3. 2009.

Es gilt ja ohnehin, noch ganze Herden bislang weitgehend ignorierter Künstler zumindest zur Kenntnis zu nehmen. Ich denke dabei z.B. an Walter Jacob, ein Maler der sogenannten zweiten Generation des Expressionismus und immerhin vor einigen Jahren in Altenburg ausgestellt, grandios in seinen besten Bildern. Und auch der Westfale Peter August Böckstiegel hat, trotz einiger Aufmerksamkeit, noch nicht den öffentlichen Rang bezogen, der ihm gebührt. Die Liste ist endlos.

Lesender Jockey, um 1926, Öl/Lw.

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Pfeife rauchender Spahi, 1925, Öl/Lw.——————————————————————

Harlekin, 1924, Öl/Lw.

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Stillleben mit Gitarre, Buch und Vase, um 1928, Öl/Lw.
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Verstreutes:

Belege für eine schwule Lebensart, die man bei Kolle vermuten könnte, gibt es scheinbar nicht.

Seine Bilder wurden in die Rubrik „Entartete Kunst“ eingeordnet.

Kolle und Uhde lebten eine Zeit in Senlis, unweit einer bemerkenswerten Kathedrale aus verschiedenen gotischen Zeiten. Auffällig das Westportal mit einer Marienkrönung im Tympanon. Ich sah den Bau 1991.

Ulrich Tukur verkörpert im Film „Seraphine“ den Mäzen Wilhelm Uhde, der bei seiner Putzfrau ein hohes künstlerisches Talent erkannte. Der Streifen lief in Deutschland vor zwei Jahren. Muss aber eine ziemliche Gurke gewesen sein.

Helmut Kolle. Ein Deutscher in Paris.
Kunstsammlungen Chemnitz. Museum Gunzenhauser.
Stollbergerstraße 2.
bis 1. Mai 2011.

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Dezember 2, 2010 Posted by | Kunst, Leipzig, Neben Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar