Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne in Heidelberg, diffuses Licht im Mittelschiff, Ossip Mandelstam im Nebenhaus, Posaunen am Neckar und schwarzrotgoldige Schutzengel bei einem Fußballspiel

Heidelberg, Heiliggeistkirche, Mittelschiff
Dreischiffige Emporenhalle mit Hallenumgangschor. Der Chor als Reaktion auf Parler-Bauten (Gmünd, Heiligkreuzkirche), Kreuzrippengewölbe, Seitenschiffe breiter als Mittelschiff. Aktueller Bau ab 1398 errichtet, Langhaus bis um 1440. Grablege für die Wittelsbacher der Pfalz.
Auffällig der Kontrast zwische diffuser Lichtaskese im Mittelschiff und einem gleisenden Hallenchor.
Meine Kulturwanderung durch die Stadt musste sich auf diesen bemerkenswerten Bau beschränken.

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Für vierundzwanzig Stunden, vorrangig kalkuliert für die Erweiterung meiner kunstwissenschaftlichen Kompetenz, welche sich nun fast beängstigenden Regionen nähert, hatte ich jüngst die Bewohner Heidelbergs mit meiner Anwesenheit verzaubert. In diesem Rahmen akzeptierte ich auch neunzig Minuten Fußball.

Ich erwarb wenige Minuten vor dem Spiel unserer Ball-Rudis gegen Ghana im nahem Supermarkt zwei Dosen Billigbier, zwei Brötchen, eine Packung italienischen Schinkens, Schokolade, deren Geschmack man im Regal für Textilwaschmittel vermuten würde, eine kleine Flasche Sekt unbekannter Machart für des Besäufnis nach einem deutschen Sieg und entspannte mich wohlig vor dem Bildschirm.
Mein fußballerischer Sachverstand ist überschaubar und ich gebärde mich deshalb eher kleinlaut.
Doch schien mir der Sieg Deutschlands eher das Werk einer Garnision heftig flatternder, schwarzrotgoldener Schutzengel gewesen zu sein.

Dennoch begann ich danach mit gediegener Freude mein Schlaflager zu ordnen, gedachte noch kurz Ossip Mandelstams, der am Beginn des zweiten Jahrzehnts des vergangenem Jahrhunderts im Nachbarhaus meiner Herberge wohnte und wollte mit einigen Seiten von Thomas Bernhard oder Hartmut Lange meine nächtliche Ruhe vorbereiten.

Doch plötzlich vibrierten meine Gehörgänge, der Amboss verbog sich, die Schnecke wurde entrollt und meine Ohrläppchen funkelten purpur. Ich dachte an einen Irrtum im Alten Testament, denn die wahren Posaunen hätten nur in Heidelberg dröhnen können.
Doch dann gelang mir eine akustische Einordnung. Gefühlte elf Millionen Fahrzeuge mit festgezurrten Hupmechanismen paradierten vorbei an meinem Fenster.
Woher nimmt diese Stadt ein derartiges Lärmpotenzial?
Und ich überlegte panisch, ob ich ein Vorrundenspiel mit den Gegnern Ghana, Serbien, Australien und ohne Spieler, die schon für den Ehrenhain der Fußballgeschichte registriert wurden, mit dem Finale verwechselt hatte. Ich hatte nicht.

Also eine neue Bescheidenheit, Freude an den kleinen Schritten.
Wenn man mir arglos Bescheidenheit attestierte, würde ich mich sicherlich zunächst um eine cholerisch-drohende Gestik bemühen und danach mein Leben überprüfen.
Denn „Bescheidenheit“ klingt doch irgendwie nach Gürkchen im eigenem Schrebergarten, nach Urlaub in Nachbars Schrebergarten, nach Bettruhe um 22 Uhr und täglichem Milchkaffee, nach einem Windspiel auf dem tapezierten Balkon, nach Kreuzworträtsel und der Hand unter der Bettdecke des Ehepartners einmal monatlich nach dem „Tatort“.
Aber sicherlich hat Bescheidenheit in manchen Bereichen ihre Berechtigung und sollte als zwingende Notwendigkeit bei globalen Abläufen zelebriert werden. Doch vielleicht müsste man sich um ein anderes Vokabulat bemühen
Und nicht mit der einhergehenden Malträtierung meiner sensibel strukturierten Gehörarchitektur !
Gegen Mitternacht hatte die Stadt Heidelberg ihr geräuschaktives Defilee vor meinem Fenster beendet.
Ich öffnete die Luken und las, bald wieder versöhnt, ein Stück aus Hartmut Langes „Italienische Novellen“.

Heilliggeistkirche, Seitenschiff.

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Heiliggeistkirche, Kreuzrippengewölbe im Mittelschiff

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Heiliggeistkirche, Südliches Seitenschiff, Blick zum Chor

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juergen-henne-leipzig@web.de

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Juni 26, 2010 Posted by | Kunst, Leipzig, Neben Leipzig, Verstreutes | 1 Kommentar

Jürgen Henne, das Piemont (T.II, Mai/Juni 2010) und Vercelli, Vitali Klitschko, ein kotzender Herzog, Fischgräten an der Abbazia dei Santi Nazario e Celso, Reis um Novara, eine Apsis im Gebirge, der heilige Christophorus vor dem Verfallsdatum, Superga, Melk, Hemingways Hotel und ein Diner mit Bauhaus-Besteck

Optischer Prolog mit schicken Naturaufnahmen

Lago Maggiore mit Inseln

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Lago Maggiore mit Isola Bella, die meine Gähnmuskulatur heftig aktivierte

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Blick von der Isola San Giulio auf nahes Wasser und ferne Berge

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Ende des Prologs

Vercelli, Basilica di Sant´Andrea, Fassade
Erbaut ab 1219, Ausmaße mit eher französischer Vorgabe, mit Zeltdach, vemutlich lombardischer Einfluss, unterschiedliches Material in verschiedener Farbigkeit (u.a. roter und weißer Marmor).
Fassade mit Fensterrose, Zwerggalerien und zwei Glockentürmen mit Bi-u.Triforien, im mittlerem Tympanon Szenen vom Martyrium des hl. Andreas.

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Vercelli, Basilika, Kreuzgang mit grübelndem Jürgen
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Vercelli, Basilika
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Auf der Isola Madre im Lago Maggiore und mit Jürgen in gewohnt lässiger Haltung und einem Sonnenschutz in mützenartiger Form, erworben 2006 vor dem weltmeisterlichen Fußballspiel Spanien – Ukraine im Leipziger Zentralstadion. Ich bin ja nun nicht das Fußballfrettchen, welches die Schuhgröße des letzten Ersatzspielers von Wacker Meppen beherrscht.
Doch durch die kulturelle Mitarbeit einer meiner zahlreichen Söhne an diesem Turnier erhielt ich das Privileg, in die Räume der VIP LOUNGE aufgenommen zu werden, gönnte mir neben Beckenbauer ein Kaviarschnittchen, suchte Blickkontakt mit dem spanischen Thronfolgerpaar, erbleichte aber bald und sehnte mich mit meinem halben Kaviarschnittchen in die hinterste und dunkelste Ecke, diesmal weniger lässig.
Denn ein Felsen öffnete die Tür und rammte sein Körpermaterial vor mir in die Erde. Vitali Klitschko stand im Raum und selten war ich unlässiger als in diesen Minuten.
Nach dem Spiel wiederholte sich diese Begegnung nicht. Sicherlich hielt sich mein Bedürfnis danach in Grenzen. Denn Spanien hatte die Ukraine mit 4:1 besiegt. Und er ist ja nun einmal gebürtiger Ukrainer.

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Verbania, Gärten der Villa Taranto.
Größte Gartenanlage des Borromeischen Golfs, im Hintergrund die Villa von 1875. Man munkelt von zwanzigtausend Pflanzenarten in diesem Garten. Darunter eine „Metasequoia“ aus Kiew, eine Himalaja-Fichte und „Victoria amazonica“, eine der größten Seerosen. Sie verweigerten mir aber kollektiv durch Anwesenheits-Askese die Möglichkeit, meine Bewunderung auszudrücken.
Strukturiert ist diese Anlage als Mischform von englischer und französischer Gartenkunst, scheinbar nicht unüblich in dieser Region.

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Stupinigi,
Von Filippo Juvarra gebaut, Jagdschloss für Vittorio Amadeo II, 1743 beendet. Auf dem Dach ein Hirsch aus Bronze und Kupfer. Später Erweiterung um Seitenflügel und entsprechende Ehrenhöfe.
Ein ansehnlicher Bau mit Tendenzen zum dekorativen Hauch des Rokoko. Vor einigen Jahren in das UNESCO-WELTERBE aufgenommen. Eine richtige Entscheidung.
Der Bau war abgeriegelt, totale Restaurierung, was mich nur unwesentlich verärgerte.
Ich bin kein zuverlässiger Schloss-Schlurfer, schon gar nicht mit diesen albernen Pantoffeln.
Hier das japanische Zimmer, dort die Pinguin-Tapete, hier die Spiegelgalerie, dort das Fasanenzimmer.Vielleicht noch ein kleines Stühlchen, ein Kommödchen und Sesselchen, welches vielleicht bei der sanftesten Berührung sich in Moleküle auflösen würde.
Und hier der Sessel, auf dem Prinzessin X ihren ersten Orgasmus bebrüllte und da der Stuhl, von dem aus Herzog Y bei einem Festessen in das Apfelmus seiner Nachbarin kotzte.
Und dann immer die weiblichen und männlichen Besucher, vorwiegend im Greisenalter, die frenetisch jauchzen und fast aus diesen albernen Pantoffeln kippen.
Da stelle ich mich lieber in die Höhle von Altamira, vor eine romanische Basilika, diniere mit Bauhaus-Besteck oder schwelge vor der zeitgenössischen Architektur in Barcelona oder Rotterdam.

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Abbazia dei Santi Nazario e Celso.
Da jubiliert meine sprachästhetische Genussfähigkeit.
Etwa siebzehn Kilometer östlich von Turin. Erbaut Mitte des 11. Jahrh., im 15.Jahrh. gotischer Umbau.
Aus romanischer Zeit u.a. noch erhalten der trutzige Campanile. Und die beiden Seitenschiffe. Portal und Rosette der Westfassade (15. Jahrh.) verschwenderich mit Terrakotta geschmückt.
Seitenschiffe mit überraschendem Fischgrätenmuster und dem Wechsel von Stein und Terrakotta.

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Abbazia dei Santi Nazario e Celso, Kreuzgang, 15. Jahrh.
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Abbazia dei Santi Nazario e Celso,
Fresko im Innenraum der Kirche, Maria mit Kind und Heiligen, 15.Jahrh. und von bemerkenswerter Qualität

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Abbazia dei Santi Nazario e Celso (Ich werde heute zahlreiche Stunden nur diese Wortgruppe schreiben und sprechen), Kreuzgang, Fresko aus dem Leben des heiligen Benedikt.

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Reis. Sicherlich optisch kein überragender Eindruck. Aber ein Detail von Europas größtem Anbaugebiet für Reis. Allein um Novara und Vercelli werden im Jahr sechs Millionen Zentner geerntet

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Villadossola, Chiesa di San Bartolomeo
Ein wundervolles Beispiel romanischer Architektur regionaler Ausprägung

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Chiesa di San Bartolomeo
Die edle Apsis

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Baceno, San Gaudenzio

Wesentliche Bestandteile spätromanisch, 14./15.Jahrh., danach spätgotische Ergänzungen und ein schmaler Renaissance-Beitrag.
Bei der Innenausstatung geht es dann locker durch die Jahrhunderte.
Fassade mit Lisenen, Ochsenaugen, fiale-artigen Elementen, Türen in Renaissance-Rahmen.
Rosette spätromanisch, ursprünglich der Rahmen für farbiges Glas.
Dach des Glockenturms (im Hintergrund) im Original aus grauem Granit, Ende des 19.Jahrh.durch dieses Spitzding aus Zement ersetzt.
Im Fresko rechts von 1542 mit King-Kong-Maßen schreitet der heilige Christophorus mit Jesus als Rucksack durch die Gewässer.
Die Schäden sind aber derartig gravierend, dass die regionale Denkmalpflege bei diesen bemalten Quadratmetern schon resigniert hat.

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Jürgen Henne bei der Eroberung seines zweiten Wohnsitzes, in Sichtweite der Kirche San Gaudenzio.

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Superga,
Am Beginn des 18. Jhrh. von Filippo Juvarra, Hofarchitekt des Herrscherhauses von Savoyen, auf einem Hügel über Turin errichtet.
Zentralbau, Portikus mit korinthischen Säulen, der architektonische Horror. Grablege des Hauses Savoyen. Erfüllung eines Schwures von Vittorio Amadeo II, nach einer siegreichen Schlacht während der französischen Belagerung Turins, als er auf diesem Hügel stand.
Der Bau wird oft mit dem päpstlichen Petersdom verglichen, eigentlich keine Lobpreisung, denn das römische Monstrum ist wahrlich kein architektonischer Heldenstreich, trotz der Eingriffe Bramantes, Raffaels und Michelangelos. Außerdem die Verwendung von Superga auf einer Ebene mit Jacob Prandtauers Stift Melk an der niederösterreichischen Donau. Das ist dann allerdings eine Anmaßung.

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Stresa, Grand Hotel Des Iles Borromees
Hier räkelten sich schon Stendhal, Dickens, D´Annunzio und Rockefeller. Im Roman „In einem anderen Land“ von Hemingway erhält es einige Passagen.

Juni 17, 2010 Posted by | Kunst, Leipzig, Neben Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, das Piemont, der Sacro Monte von Varallo und Nietzsche, halbierte Eier beim Abendmahl, spätgotische Radikalität und ein Konzert mit Philip Glass am Lago Maggiore

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Kapellen und Bäume auf dem Sacro Monte von Varallo

Der Sündenfall

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Josephs Traum

Eigentlich favorisierten wir eine Promenade entlang der Seidenstraße in Usbekistan, mit Buchara, Taschkent, Chiwa, Samarkand…
Doch nach dem mehrwöchigen Aufenthalt in Vietnam und Kambodscha im Oktober des vergangenen Jahres bei 36° morgens 5.30 Uhr und 7000 Prozent Luftfeuchtigkeit in Hanoi, nach der Ekstase, unbedingt lückenlos und bei physischen Grenzsituationen eine fremde Kultur verstehen zu wollen und der Erfüllung meines Traumes von Angkor entschieden wir uns für eine pensionärsmäßige Route „kurz um die Ecke“.
Das Piemont im Nordwesten Italiens erschien uns einladend als solide Notlösung, auch angetrieben durch meine stetig gewachsene und zumindest mittelmäßig ausgeprägte Flugzeug – u. Höhenpsychose, besonders im Island-Staub.
Meine Entscheidung war klug getroffen, wie immer.

Schon die bretonischen Kalvarienberge strapazierten positiv mein sächsisches Auge.
Doch die 44 Kapellen auf dem Sacro Monte von Varallo trieben meine Verwunderung, aber auch Hochachtung in höhere Positionen.
Nach der 20. Kapelle begann ich an meiner kunstrezeptiven Kondition zu zweifeln, nach der 30. Szene beantragte ich Gehhilfen an der Rezeption, bei Nummer 40 schwanden mir die Sinne und nach der letzten Kapelle röchelte ich nur noch ein barmendes „Hilfe“.

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Kindermord in Bethlehem

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Kindermord in Bethlehem

Im Jahr 2003 wurden Varallo und andere Sacri Monti des Piemont und der Lombardei, es gibt deren neun, in das UNESCO-WELTERBE aufgenommen. Ich beschränkte mich auf Varallo, sicherlich der bemerkenswerteste Berg. Denn der Innenraum unseres Wagens der unteren Mittelklasse mit überschaubaren Kubikmetern würde sich einem notwendigen Rollstuhl nach acht weiteren Begängnissen verweigern.

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Einzug in Jerusalem

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Abendmahl. Ich liebe besonders die halbierten Eier im Vordergrund

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Jesus vor Pilatus

Weitschweifig über die Bedeutung dieser Sacri Monti zu dozieren, wäre beschwerlich. Am Anfang des 15. Jahrhunderts entwickelte sich das Bedürfnis, die heiligen Orte Palästinas nachzubilden, gefüllt mit Episoden des Evangeliums, mit Szenen der Passion Christi. Also eine Rumpelstilzchen-Ausgabe des Heiligen Landes. Doch entwickelten sich daraus später Zentren der katholischen Gegenreformation, die durch Glanz, theatralische Inszenierungen und überbordenden Realismus die Gläubigen informieren, belehren, beeindrucken und ängstigen sollten, gegen die protestantische Bilderaskese.

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Geißelung

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Dornenkrönung

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Treppe zum Prätorium

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Treppe zum Prätorium

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Ecce Homo

Auf dem Berg in Varallo sind die Kapellen auf einem überschaubaren Terrain verteilt, in sanfter Harmonie zur Landschaft, eine wesentliche Auffälligkeit dieser norditalienischen Besonderheit.
Die Arbeiten in Varallo begannen 1478 oder 1481 oder später, die Angaben variieren. Ich weiß es auch nicht, ich war nicht dabei. Über Jahrhunderte wurde daran gewerkelt, verändert und restauriert. Bis heute.

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Verurteilung

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Kreuztragung

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Kreuztragung

Die Künstler sind weitgehend unbekannt und nur von regionaler Bedeutung, doch deren Arbeit von mitunter bemerkenswertem Anspruch. Wobei die Bildhauerei qualitativ dominiert, mit einem Realismus von spätgotischer Radikalität. Die Fresken wirken nur als Kulisse, mit weniger Sorgfalt ausgeführt.
Im November 1984 kniete Papst Johannes Paul II. vor Kapelle 26 ab. Und in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts trödelte Nietzsche durch die Anlage und fand diese Stunden scheinbar ziemlich wichtig.
Die Kapellen sind nicht direkt zugänglich und meine Fotos deshalb nicht erstklassig. Denn das gierige Besucherauge späht durch Metallnetze oder kleine Öffnungen, wodurch die fotografischen Aktionen zu Zerfurchungen von Hand, Arm oder Nase und zur Reduzierung des Barthaares führen können.
Doch diese Tücken habe ich locker ertragen. Auch die Licht-Schatten-Harmonie erscheint nur selten ausgewogen.

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Kreuztragung

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Nagelung

In Bälde vielleicht noch einige Reminiszenzen von Kirchen, Burgen, Schlössern, Landschaften und Gärten, von Käsetheken und Weinfässern, die uns sonst noch im Weg lagen.

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Einhüllung ins Leichentuch

Ich wusste zwar seit vielen Jahren um die Musiktage in Stresa am Lago Maggiore, ohne sie aber tiefschürfend zur Kenntnis genommen zu haben. Wir promenierten mit gewohnter Eleganz durch die Stadt, ich schaute etwas gelangweilt in die Millionen Rentnergesichter touristischen Zuschnitts, erweiterte mein Blickfeld und erstarrte. Auf einem Plakat wurde ein Konzert mit der Musik von Philip Glass angekündigt, mit ihm selbst am Tasteninstrument.
Ich explodierte, kämpfte um Karten und saß am folgenden Tag mit meiner geliebten Frau wohlgelaunt im Konzertsaal zu Stresa.
Auf einer Leinwand flimmerte „Koyaanisqatsi“, Glass und seine Truppe intonierten dazu live die Filmmusik. Ich kann nicht verhehlen, dass sich die weiche Konsistenz meiner Knie nur langsam in den gebräuchlichen Zustand zurückbildete.

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Juni 8, 2010 Posted by | Kunst, Leipzig, Musik, Neben Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar