Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Philip Glass, der Achtzigjährige

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Stetig weiter quer durch das Piemont.
Ein Tag nach dem Konzert von und mit Philip Glass. Eine sehr rustikale Raststätte, wurde zum Kauf angeboten.

Zwischen 1935 und 1937, innerhalb von einundeinhalb Jahren, müssen sich die Nachfahren von Apollon, Orpheus und Pan, von David, dem biblischen Kinnor-Zupfer, von den alttestamentarischen Schofar-Bläsern vor Jerichow und den griechisch-mythologischen Quälgeistern auf den Sirenen-Inseln (bei Odysseus und Orpheus hatten sie allerdings Pech), vielleicht durchmischt mit einigen Minnesängern des Mittelalters, ….. zu einem geselligen Beisammensein in den Vereinigten Staaten von Amerika verabredet haben, um vier Embryos mit ihren musikalischen Gaben zu beschenken.

Denn während dieser Monate wurden Terry Riley, La Monte Young und Steve Reich geboren.
Und eben auch Philip Glass, heute vor 80 Jahren.
Die Mitglieder dieses Quartetts gelten als minimalistische Hauptakteure innerhalb der Musikgeschichte des 20.Jahrhunderts.
Derartige Einordnungen in Kategorien provozieren natürliche skeptische Fragen.

Eine tiefschürfende Klärung dieser musikgeschichtlichen Strukturen kann ich mangels entsprechender Kenntnisse bei theoretischen Details nicht anbieten.

Vor über dreißig Jahren hörte ich erstmalig Musik von Philip Glass, „Einstein on the beach“ von 1976.
Seitdem konnte die „Minimal Music“ ihre zentrale Position innerhalb meiner kulturellen Bedürfnisse wacker verteidigen.

Neben Glass natürlich auch Reich, Riley, Young, John Adams und der Brite Michael Nyman, der z.B. die Musik zu Peter Greenaways überragenden Filmen „Der Kontrakt des Zeichners“ und „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ schrieb.

Leider beschränkt sich das durchschnittliche Interesse meiner Mitmenschen an der Musik von Philip Glass weitgehend auf die Filmmusik zu „Koyaanisqatsi“ (Wurde auch in der DDR gezeigt).
Dabei sind seine Arbeiten z.B. für Streichinstrumente, das Konzert für Violine und neben „Einstein on the beach“ auch seine Opern von erlesener Qualität („Akhnaton“, „Waiting for the Barbarians“)

Eine persönliche „Begegnung“ mit Glass ergab sich 2010 in Stresa am westlichen Ufer des Lago Maggiore eher zufällig.
Wir durchquerten das Piemont und erreichten Stresa kurz vor einem Konzert, auf dem Glass Klavier spielte und im Hintergrund „Koyaanisqatsi“ abflimmerte.
Eine feine Veranstaltung.

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Meine ersten Tonträger mit Musik von Philip Glass

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Mein erster Tonträger mit Musik von Steve Reich



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Januar 31, 2017 Posted by | Leipzig | 1 Kommentar

Jürgen Henne und die überwiegend gern gelesene Serie: “ Jürgen Henne und die kleinen Strapazen des Alltags.“

Erste kleine Strapaze

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„Weg der roten Fahne“
Dresden, Kulturpalast,
Detail, von Gerhard Bondzin, Ende der 60er Jahre.

In dieser Hütte hörte ich zwischen 1973/77 zahlreiche Konzerte, auch mit der Dresdner Staatskapelle.
Vor dem Orchester sprangen dann zum Beispiel Rudolf Kempe und Igor Markewitsch herum.
Bei Kempe erinnere ich mich z.B gern an „Tod und Verklärung“ (R.Strauss).

Aber ich sah in dem Haus unweit der Elbe eben auch Herbert Blomstedt, ab 1975 Chefdirigent der Staatskapelle und konnte ihn schon damals nicht in die absolute Elite der Kapellmeister einordnen.
Und kann es bis heute nicht.
Inzwischen fast Neunzig dirigierte er im ersten Monat dieses Jahres in Leipzig Beethovens Sinfonie Nr.5, (bumm, bumm, bumm….bumm….“stöhn“) und dessen Tripelkonzert (ohne meine Anwesenheit).
Die Konzert-Kritik in Leipzigs Tageszeitung beginnt mit Blomstedts Weisheit:

„Beethoven ist was für Hirnbesitzer“.

Der Rezensent spricht dann von „diesen schönen Satz“, den Blomstedt scheinbar in den letzten Jahrzehnten ständig wiederholt hat.
Ich empfinde diese Wortzusammenstellung nun mitnichten „schön“, auch nicht ein „wenig schön“, selbst nicht „ganz wenig schön“.
Der Satz ist mir sprachlich hochgradig unangenehm und inhaltlich von bedenklicher Ignoranz und Schlichtheit.

Blomstedt dirigiert sich fast ausschließlich durch das 19.Jahrhundert (Beethoven, Schubert, Bruckner, Brahms, Mendelssohn…)
Nach meinen Kenntnissen gibt es von ihm für das 20.Jahrhundert nur einige Einspielungen von Noten Paul Hindemiths.
Ich glaube, auch noch etwas aus dem hohen Norden (Sibelius, angesiedelt zwischen 19.-u.20 Jahrh.
Dagegen ist natürlich nichts zu sagen.

Doch ich bekenne, meine Kollektion der Beethoven-Musik in fernen Winkeln unserer Wohnung abgestellt zu haben.
Einmal im Jahrzehnt höre ich seine Klaviersonaten, etwas Kammermusik, natürlich auch „Fidelio“, dann ist Schicht im Schacht.
Sicherlich muss ich damit leben, dass mir Blomstedt und der Konzertkritiker deshalb einen breitgelaufenen Camembert unter meiner Schädeldecke bescheinigen würden.
Aber dennoch werde ich die Sinfonie Nr.5 und die Sinfonie Nr.9 keinesfalls in eine vordere Regal-Position überführen.
Und ich fahre eher zu den Schostakowitsch-Tagen nach Gohrisch, diesjährig mit Sofia Gubaidulina als Gast, als zu Herbert Blomstedt, der die 5. oder 9. Sinfonie von Beethoven dirigiert.

Und ich zelebriere „Musica Nova“ im Mendelssohn-Saal des Leipziger Gewandhauses.
Garantiert ohne Beethovens Nr.5 und Nr.9, auch nicht Nr.3

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Überragende Klaviermusik von Galina Ustwolskaja

Dagegen zelebriere ich innerhalb der folgenden 4 Konzerte von „Musica Nova“ die Musik u.a. von R. Ayres (Schüler von Feldman), H. Birtwistle, Th. Adès, Brian Ferneyhough, Edison Denissow (Schüler von D.Schostakowitsch), T. Takemitsu, A.Reimann, G.Ustwolskaja (Schülerin von Schostakowitsch), George Antheil, Frederic Rzewski (Schüler von Dallapiccola)….

Da vibrieren wolllüstig meine Senioren-Ohren. Und ich hoffe, diese Musik ist auch „was für Gehirnbesitzer“.
Senioren-Ohren.
Senioren-Ohren.
Mein Gott, was bin ich doch für ein begnadeter Dichter.

Aber immerhin gibt es seit gestern im Gewandhaus die „Tage der englischen Musik“ oder so ähnlich.

Englands alte Herren des 20.Jahrh., Britten, Holst und Tippett, werden dabei bevorzugt.
Brittens musikhistorischer Rang ist unbestritten.
Bei Holst und Tippett ergeben sich bei mir, vielleicht qualitätsbedingt, einige Aneignungs-Probleme.

Die Darbietung der „wahren“ zeitgenössischen Musik der Insel übernimmt im Rahmen dieser Tage wie erwartet „Musica Nova“ (1.Februar, 20 Uhr, Mendelssohn-Saal, reichlich 14 Euro, also fast geschenkt für über zwei Stunden bemerkenswerte Musik).

Ich konnte meine Freude nicht verhehlen, als sich die Verabschiedung Chaillys von Leipzig ankündigte.
Und meine Freude kulminierte bei der Information, dass der Lette Andris Nelsons ab Frühjahr 2018 die Gewandhauskapelle hoffentlich ins 21.Jahrhundert führt.


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Streichquartette und Musik für Solo-Cello von Peteris Vasks.
Gleichfalls überragend

Wenn Island, relativiert zur Einwohnerzahl, in Europa sicherlich die zahlreichsten Handballer und Schachspieler von erhöhter Qualität zur Verfügung stehen, dürfte in der Kategorie „Herausragende Musikschaffende“ das Baltikum sich in eine elitäre Position bei zeitgenössischer Tonkunst komponiert, dirigiert, gesungen, instrumentiert….haben.
Neben Nelsons denke ich da z.B. sofort an A.Pärt, P. Vasks(s.Foto), M. Jansons, G. Gelgotas, M. Urbaitis….

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Zweite kleine Strapaze

Spiegel-Online über den Besuch von Gevatter Tod bei Franz Jarnach:

„Seine Leidenschaft galt dem Rock´n Roll und Blues.
Jarnach hat mit verschiedenen Musikern gespielt, darunter Roland Kaiser und Jürgen Drews“

Ich bekenne, dass ich bei der Musik von Kaiser und Drews auch sofort an Johnny Winter, Muddy Waters, John Lee Hooker, B.B. King…..denke

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Dritte kleine Strapaze

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Plakatwand in Leipzig/Gohlis

Ich kenne Wolfgang Rieck nicht.
Das wäre zunächst unbedeutend.
Ich weiß viel, doch nicht alles.

Aber der Untertitel „Der singende Mann“ irritiert mich.
In den Ordner „Globale Alleinstellungsmerkmale“ kann man diese Eigenschaft sicher nicht aufnehmen.
Vielleicht gibt es auch Geheimnisse oder Besonderheiten um Wolfgang Rieck, die sich mir aber nicht erschließen.
Oder mir gelingt es nicht, die Humorstrukturen dieser Werbung intellektuell zu erfassen.
Ich bekenne jedenfalls, dass von dieser Werbung mit einem „singenden Mann“ sich bei mir keine Motivation entwickelt, das Konzert zu besuchen.

„Der singende Holländer-Michel“ oder „Der singende Marco Polo am Hofe Kublai Khans“ würden mich da eher bewegen.

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Vierte kleine Strapaze

Überschrift eines Textes der Rubrik „Zeitgeist“ von Josef Joffe, „Die Zeit“, 26.Januar:

„Trumpistan“

Zitat eines Textes der Rubrik „Ostkurve“ von Clemens Meyer, „Die Zeit“, 26.Januar:

„In die Höcke gehen wir und schauen nach unten, nix zu sehen, oder doch?

Von Björn Höcke zu „In die Höcke gehen…“

Kann ich nicht ertragen, einfach nur umblättern.
Ich blättere zunehmend.


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Januar 28, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Gisela Heuer, Michael Fuchs, die Hysterie um Trump und Frank Plasbergs Molche

Deutschlandfunk, gestern, 22.Januar, zwischen 7.15 und 7.30 Uhr.

Moderatorin Christine Heuer im Gespräch mit Michael Fuchs (CDU).

Natürlich werden die universellen Trump-Fragen gestellt, unverändert seit endlosen Zeiten.
Ich vermute, schon Gollum musste darauf antworten.
Vielleicht auch schon Dirk Dino.

Fuchs anwortet sachlich , souverän, ohne simplen Optimismus, ohne hysterischen Pessimismus.
Er antwortet einfach klug.
Er spricht von den wirtschaftlichen Abhängigkeiten zwischen Amerika und Europa, von „Nehmen und Geben“ und den beiderseitigen (!) Konsequenzen durch unkalkulierbare Abläufe.
Fuchs beschreibt Machtverteilung und Kompetenzen in der amerikanischen Demokratie, skizziert seine Beunruhigug bei außenpolitischen Entgleisungen Trumps.

Im Grunde keine neuen Erkenntnisse für intelligente Zeitgenossen.
Aber von Fuchs nochmals kompakt und mit erlesener Rhetorik verdeutlicht.

Und er er appelliert, sich um eine Entspannung zu bemühen, die sich erst in im Laufe von Trumps Amtszeit zu einem Protest entladen könnte, der dann auch eine Notwendigkeit wäre, wenn friedliche Strukturen und humanes Zusammenleben in globalen Maßstäben in Frage gestellt wären.

Christine Heuer reagiert darauf mit der Frage:

„Sie sind so optimistisch, Herr Fuchs.
Andere sind das nicht….nehmen Sie das nicht ernst?“

Fuchs beschreibt seine (!) hochgradig akzeptable Betrachtungsweise zur gegenwärtigen Lage und Christine Heuer fragt anschließend:

„Sie sind so optimistisch, Herr Fuchs.
Andere sind das nicht….nehmen Sie das nicht ernst?“

Natürlich kann man Skepsis nach dem Präsidenten-Wechsel in den USA entwickeln.
Ich schließe mich dabei keineswegs aus.

Doch entfaltet sich bei mir gleichzetig eine angstvolle Skepsis an der Dogmen-Drescherei in allen deutschen Medien, die sich einer unzivilisierten Nötigung annähert.
Gleichermaßen an genormten, entindividualisierten Informations-Terror, der sich in Presse, Rund-u.Fernsehfunk zunehmend banalisiert, wodurch die Grenze zwischen Boulevard-Medium und „anspruchsvollen“ Journalismus auf nebulösen Terrain nicht mehr eindeutig gezogen werden kann.
Ich spüre einen Ansatz der Verlotterung demokratischer Selbstverständlichkeiten.

Frank Plasberg hatte gestern eine feine Idee.
Er ignorierte die Überreizung um Trump und debattierte in seiner Sendung über Molche, Arbeitspferde, deutsche Buchen, böse Wölfe…

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Januar 24, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Daniel Kehlmanns Monster, die Wochenzeitung „Die Zeit“ und Hans Christian Andersen im Central-Park

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Illustration zu Daniel Kehlmanns Artikel „Mein Leben mit dem Monster“, „Die Zeit“,19.Januar, S.37/38

Nachtrag zu meinem gestrigen Artikel (19.Januar)

Ich habe Daniel Kehlmanns Artikel „Mein Leben mit dem Monster“ gelesen („Die Zeit“ 19.Januar, S.37/38) und verdeutlichte mir nach jedem Satz, dass Donald Trump von der Hälfte der Bevölkerung der Vereinigten Staaten demokratisch gewählt wurde.
Kein Staatsstreich, kein Putsch, keine militärische Meuterei, nicht mal ein Hungerstreik der Herren-Friseure in Washington…

Und ich bekenne, dass ich mich aus einer Entfernung von fast 7000 Km (Leipzig-Washington) weder für Trump noch für Clinton entschieden hatte.
Die Kandidaten waren der eigentliche Makel, nicht das Ergebnis. Denn man hatte keine gute Wahl.
Warum nicht Aretha Franklin oder Stevie Wonder?
Oder Harry Belafonte? Vielleicht etwas alt (fast 90).

Kehlmann erkennt in Trump einen „unreifen und rachsüchtigen Mann“ (D.K.) und sorgt sich über „den seit der Wahlnacht Gestalt annehmenden Schrecken.“(D.K.) Durch die Wahl war für ihn „der Weg frei geworden für den Untergang der amerikanischen Demokratie.“(D.K.)
Kehlmann beschreibt auch auffällig tiefschürfend Donald Trumps Eigenschaft, „dass er unmenschlicher wird, je mehr man über ihn weiß.“(D.K.)

Die Hälfte der Bevölkerung hat also nach Kehlmanns zwingender Analyse ein Monster, b.z.w. einen Unmenschen gewählt.
Was für garstige Wähler!

„Keine einzige Anekdote findet sich über Donald Trump, der sich weise oder freundlich verhalten hätte, man stößt auf keine Geschichte über eine Begebenheit, in der er Geist oder Mitleid oder Anzeichen einer Innerlichkeit jenseits der brutalen Regungen von Wut, Eigenlob oder Prahlerei gezeigt hätte.“ (D.K.)

Mein Gott, ist das simpel.

Für Kehlmann ist Trump ein „Horrorclown, ein menschenfressender Harlekin und die flachste Bösewicht-Figur“. (D.K.)
Er klagt Trump als „mehrfach überführten Betrüger, Lügner und Hasardeur“ (D.K.) an.

Er bescheinigt den Millionen Trump-Wählern „Selbstverblendung“ (D.K.) dem „Wahn verfallen“ (D.K.) zu sein und zieht Linien bis zur „kollektiven Selbsttäuschung“ (D.K.) bei der Zustimmung der deutschen Bevölkerung für den ersten Weltkrieg und „der deutschen Begeisterung für die Nazis.“ (D.K.)

Clinton-Wähler sind die „Orientierten“ (D.K.)
Trump-Wähler sind die „Verwirrten“ (D.K.) und die „verhetzten Anhänger der radikalisierten Republikanischen Partei“ (D.K.)

Und nur deshalb, weil sich Millionen Bürger demokratisch für Trump entschieden haben.

Und nur Daniel Kehlmann hat recht.

Verwirrte, verblendete und verhetzte Anhänger, dem Wahn verfallen – bei dieser Sprache wird mir hochgradig übel.

Und noch ein wenig Folklore (Nach der Wahl Trumps):

„Am nächsten Morgen, an dem passenderweise auch noch besonders nebliges, tristes Wetter herrschte, sah man Menschen auf der Straße im Gehen weinen – ein Schauspiel, wie ich es noch nie erlebt habe.“ (D.K.)
Meine Übelkeit steigert sich, Kehlmann.

(Zwischen den Anführungszeichen stehen Zitate Kehlmanns, D.K.)

Ich könnte ja nun behaupten, nach Julius Streicher und Karl-Eduard von Schnitzler nie wieder eine derartig demagogische Bösartigkeit zur Kenntnis genommen zu haben.
Eine Bösartigkeit, die Millionen Wähler zu unzurechnungsfähigen, vom Wahn zermarterten Kleingeistern erniedrigt.
Doch werde ich mich hüten, denn ich müsste mich zunächst auf Kehlmanns Ebenen herab-ekeln
Sie erkennen nicht einmal, Kehlmann, wie sich sich mit Ignoranz und verbaler Gobschlächtigkeit dem Wesen Trumps nähern.
Ihre militant-agressiven Verkrampfungen ohne zwischenzeitliche Besänftigungen, eisern festgezurrt mit beleidigend-intellektueller Anspruchslosigkeit und einer deprimierenden Humor-u.Ironie-Askese, sind mir hochgradig zuwider.

Auf allen Arealen dieser Erde lodert es, drischt man sich die Köpfe ein.
Wie selten seit Jahrzehnten klafft es in allen Schichten, Revieren und Sphären.
Geologisch, politisch, sozial, meteorologisch…
Aber Trump ist das Monster und Unmensch, ein Demokratie-Vernichter und menschenfressender Harlekin…
Trump, der noch keinen offiziell-politischen Handschlag verrichtet hat.

Ich verstehe es nicht.

Bildunterrschrift im Text von Kehlmann (s.oben)

„Amerikanischer Zerfall-die Old Town Mall in Baltimore“

Im Text wird nicht ein einziges Mal auf diese Fotografie verwiesen.
Es ist ein düsteres Bild.
Verwahrlosung und Fäulnis, sicher vom Fotografen entsprechend bearbeitet.
Aber auch die Wetter-Szene scheint etwas trübe.
Eine Situation wie in jeder Großstadt auf dieser Erde.

Doch erschließt sich mir kein Bezug zu Trump, der heute erstmalig das Weiße Haus als Präsident betritt.
Da hätte man auch die Aufnahme mit einem Känguru bei der Fußpflege nutzen können.
Doch ein „zerfallenes“ Amerika beeindruckt natürlich eher, Trump wird Präsident und ist der Schuldige.
Auch für Entgleisungen im 13. Jahrhundert.

So einfach ist das für Kehlmann und diese Wochenzeitung..

Und weil das für Kehlmann und diese Wochenzeitung so einfach ist, werde ich noch einen einfachen Schritt hinzufügen und das „Zeit“-Abonnement kündigen.
Mir geht das Blatt schon seit Monaten zunehmend auf die Flöte.
So einfach ist das.

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Da fliege ich doch eher nach New York, ohne Kehlmann und „Die Zeit“, lerne zügig dänisch, setze mich im Central-Park vor das wundervoll alberne Denkmal für Hans Christian Andersen und lese mit feuchten Augen: „Das Feuerzeug“, „Die Schneekönigin“, „Die kleine Meerjungfrau“, „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“…………….und vergesse Kehlmann und „Die Zeit“,



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Januar 20, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Daniel Trump und Donald Kehlmann in Amerika

Bei mir entfaltet sich eine ständige Misslaunigkeit mit der Tendenz zum Brechreiz, wenn ich die Informationsquellen dieses Landes zur Kenntnis nehme.

Das heutige Titelblatt der „Zeit“:
Ein Theatervorhang, Trump tritt hervor, der Titel: „Was für eine Vorstellung“.

Darunter ein Artikel: „Der Demolierer“

Wenig später der Text: „Amerika schafft sich ab“

Titelseite des Feuilleton-Teils:
Ein Beitrag von Daniel Kehlmann: „Mein Leben mit dem Monster“.

Danach der Artikel:
„Amerika ist groß – und allein mit Gott.“

Am REWE-Zeitungsständer schlage ich den „Spiegel“ auf, zufällig Seite 80 und lese die Überschrift:
„Mister Ich“

Mein Gott, ist das alles dürftig.

Für die 5 Euro kaufe kaufe ich mir eher einen Zentner preisgesenkter Porree-Stangen und abboniere die „Bravo“.

Und könnte man diesem jammernden, keifernden, kreischenden Journalistenverein verständlich machen, dass die halbe Bevölkerung der Vereinigten Staaten Donald Trump bevorzugt hat und der Rest der Welt irgendwie mit dieser Entscheidung klarkommen muss.
Diese Zusammenhänge müsste doch auch ein durchschnittlich begabter Journalist intellektuell erfassen können.

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Da lasse ich mich doch eher von Niagara-Wasser begießen…

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…oder ich gedenke John Lennon…

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…oder starre am Chrysler-Building lange und stumpfsinnig in den Himmel…

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….oder erstarre vor der Schönheit eines Bildes von Twombly (Museum of Modern Art)…

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….oder entsteige auf Long Island dem Atlantik.

Alles wäre besser, wenn man nur dieser täglichen und nächtlichen Infantil-Propaganda im germanischen Lande entgehen könnte.

Kehlmann schreibt:
„Es gab schon viele inkompetente amerikanische Präsidenten.
Aber so jemanden wie Trump gab es noch nie…“

Mag ja sein, Kehlmann.
Aber es gab in Amerika auch noch keinen Hitler, Kehlmann!

Kehlmann lebt in den USA.


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Januar 19, 2017 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar