Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, die sächsische Landtagswahl, die sächsischen Politiker, die Leipziger Journalisten und die Beastie Boys.

Landtagswahl 2019 in Sachsen

CDU 32,1 % …… Verlust: 7,3 % zu 2014

SPD 7,7 % …… Verlust: 4,7 % zu 2014

AfD 27,5 % …… Zuwachs: 17,8 % zu 2014

Ich blättere jetzt, zugegeben etwas lustlos, in Leipzigs gestriger Tageszeitung (LVZ)
Einfach so, unkontrolliert, ohne Konzept, ohne System, einfach so.

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„Kretschmer kriegt die Kurve“ (LVZ, Titelseite, Überschrift)

Na, na, sagte ich mir, nicht die ganz große Originalitäts-Orgie, doch immerhin etwas Skepsis, etwas Ironie.
Sehr erfreulich.
Aber dann.

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„Ministerpräsident gewinnt mit CDU klar die Wahl“ (LVZ, Unterüberschrift, Titelseite).

Verlust und Zuwachs bei CDU und AfD, siehe oben.
Sollte man immer im Auge behalten.
Die Tendenz, nicht das aktuelle Ergebnis ist entscheidend

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„Das freundliche Sachsen hat gewonnen“ (LVZ, Kretschmer).

Mein Gott, ist das dürftig. Weil sie Kretschmer wählten, sind sie freundlich, alle anderen sind Drecksäcke.

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„Das ist ein guter Tag für unser Land…“ (LVZ, Kretschmer).

Verlust und Zuwachs bei CDU und AfD, siehe oben.
Sollte man erneut im Auge behalten.
Die Tendenz, nicht das aktuelle Ergebnis ist entscheidend.
Die Dürftigkeiten entfalten sich.

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„Wir haben einen Gestaltungsanspruch – und der endet ja nicht am 1.September“ (LVZ, Dulig, SPD).

7,7 % werden diesen Gestaltungsanspruch goutieren. Aber nach möglichen 4,9 % bei der nächsten Wahl endet der Gestaltungsanspruch.
Dann muss Martin wieder ran.

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„Die große Erleichterung. Die CDU feiert den Wahlgewinner Michael Kretschmer…“ (LVZ, Seite 3, Überschriften.)

„Als die ersten Hochrechnungen gegen 18 Uhr über die TV-Schirme flackerten, gibt es kein Halten mehr…..Klar über 30 Prozent-ein Triumph, an den vor Wochen niemand geglaubt hatte“. . (André Böhmer, LVZ.)

„…Kretschmer live erscheint um 18.10 Uhr vor seinen Anhängern. Jubel, Ovationen, Gänsehaut. Alle Handys sind auf den Görlitzer gerichtet. Manche haben Tränen in den Augen.“. (André Böhmer, LVZ.)

Flackernde TV-Schirme, kein Halten mehr, Triumph, Jubel, Ovationen, Gänsehaut, Handys, Tränen.

Siehe oben die Wahlergebnisse, auch auf die Verluste und Zuwächse von CDU und AfD sollte man wiederum im Auge behalten.
Die Tendenz, nicht das aktuelle Ergebnis ist entscheidend.
Dieser Journalismus ist unerträglich tendenziös und zum Teil von antiintellektueller Bösartigkeit.
Hochgradig zum Speien.

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„Hauptsache klar vor der AfD und Hauptsache mit einer 30 vor dem Komma. Mehr hatte eigentlich niemand erwartet. Da kann auch Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen aus der Ferne wettern und das Ergebnis als „schwere Schlappe“ für die CDU einordnen. Die Erleichterung in den Reihen der Sachsen-Union ist trotzdem groß, man will sich die Stimmung partout nicht verderben.“
(André Böhmer, LVZ.)

Aber nicht doch, nicht doch, lasst Euch die Stimmung mitnichten verderben, auch partout nicht. Es könnte aber natürlich sein dass sich in vier Jahren die Qualität der Stimmungsverdorbenheit steigern wird.
Und erleichtert Euch auch unbedingt weiterhin, am besten auf dem Klo.

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„Noch am Sonnabendmorgen hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) beim legendären Bäcker Schulz im Waldstraßenviertel Brötchen verteilt“ (LVZ, Titelseite).
„Noch am Sonnabend war er im Wahlkampf-Endspurt omnipräsent – verteilte sogar bei einem Leipziger Bäcker in aller Herrgottsfrühe frische Brötchen“ (LVZ, Seite 3)

Mir wird übel.
Mich interessieren nicht die belegten, fettigen Jagdwurst-Brötchen, die Kretschmer verteilt, auch nicht in aller Herrgottsfrühe.
Und warum wählt Kretschmer für seine Performance mit fettigen Jagdwurstbrötchen ausgerechnet einen „legendären“ Bäcker in Leipzigs privilegiertem Waldstraßenviertel.
Die Bewohner im weniger privilegierten Sellerhausen oder im problematischen Grünau hätten die Geschenke auch gern angenommen.

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Fazit

Mir geht es nicht um CDU und SPD, schon gar nicht um die AfD, diese Truppe ist mir ähnlich fern wie der Abstand von Erde und Neptun.

Doch die völlige Reduzierung von Objektivität, diese fast schon militanten Verzerrungen, die stündlichen, täglichen, wöchentlichen Einseitigkeitsexzesse, diese regelrechte Verdammung mit grundsätzlich kollektiven Auswürfen und die Ignoranz gegenüber Andersdenkenden irritieren und beunruhigen mich doch erheblich.

Rosa Luxemburg zu zitieren, ist mir zu blöd aber daran erinnern will ich schon.

Und wenn in ein paar Jahren tatsächlich rechte oder linke Kameradschaften extremen Zuschnitts das Ruder in diesem Land übernehmen sollten, müsste man u.a. die aktuell agierenden Politiker und Journalisten in den zukünftigen Geschichtsbüchern zur Rechenschaft ziehen und in die schwarz umrandeten Kapitel aufnehmen.

Und jetzt gönne ich mir eine Pulle Wein und die Beastie Boys, sonst geht man ja nach dieser Zeitungs-Lektüre kaputt.
Oder Musik von den Undertowns.
Oder von Schnittke, Poulenc, Palästrina, Strauss.
Denn schon Nietzsche sagte: „Ohne Musik….“


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September 3, 2019 Posted by | Geschichte, Leipzig, Neben Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, menschliche Promipaare im Sommerhaus, Vertreter der Promifauna, Merlan, Miras, Heiter, Bartsch, Wendler, Koc……., Zweitausendeins, Tapirglocken im Hintern und ein AnimalsWarBurdonVinylMedley

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Zunächst einige Promis von animalischer Grundausstattung, Faunapromis sozusagen
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Plattencover von „Steppenwolf“

Abruzzen, Manoppello Stazione, Santa Maria d`Arabona, gotischer Osterleuchter (Detail), 2018

Abruzzen, Serramonacesca, San Liberatore a Maiella, Portal, 2018

Kärnten, Gerlamoos, Filialkirche, Wandmalerei, 2017

Kärnten, Klagenfurt, Zentrum, 2017

Brandenburg, Brunnenfigur, 2017

Eckberg, Elbschloss, Schlosspark, 2016

Amiens, Kathedrale Notre Dame, Portal (Igel), 2015

Sardinien, Santissima Trinità di Saccargia, 2015

Wismar, Haus, 2017

Die Stellenbeschreibung zu Personen mit dem Nimbus einer öffentlichen Prominenz hat sich ja nun infolge berstender Kommunikationsebenen ziemlich radikal gewandelt.
Auch in Bezug auf prominente Paare.

Vor fünfzig Jahren dachte ich dabei z.B. an Ike und Tina Turner, deren „River Deep Mountain High“ ich gnadenlos in meine ewige Top Zwanzig der 60er Jahre einordnen würde.
Mit markiger Tendenz zum Portal der Top Zehn, irgendwo im Umfeld von „Keep on Running“ und „Gimme Some Lovin`“(Spencer Davis Group) und „When I Was Young“ der Animals.
Vor einigen Jahren hörten wir Konzerte mit Steve Winwood, bzw. Eric Burdon, immer noch charismatische Erscheinungen.

In dieser Zeit gab es z.B auch das Gesangsduo Abi und Esther Ofarim, die aber ähnlich gnadenlos meine Top 20 verpassen würden.
Aber symphatisch waren sie.
Und prominent.
Auch Caesar und Kleopatra wurden in den Katalog legendärer Paare aufgenommen, desgleichen Nofretete und Echnaton.
Auch Clara und Robert Schumann, über 3000 Jahre später.
Und Bettina und Achim von Arnim, ein paar Jahrzehnte zuvor

Aber so richtig populär und prominent wurden Paare erst im 2o./21.Jahrhundert.

Lotte und Walter Ulbricht waren in der DDR hochgradig populär, besonders bei „Partys“, wenn sich eine ausgelassene Stimmung nur behäbig entwickeln wollte.

Auch Margot und Erich Honecker konnten sich sicher nicht über eine reduzierte Popularität erbosen.
Allerdings mischte sich nun zur Heiterkeit ein beträchtliches Maß an Hass.

Und natürlich das schwimmende Doping-Pärchen Matthes/Ender.
Cornelia Ender erreicht aber nicht ganz das verheerende Erscheinungsbild mancher schwimmenden Mitstreiterin, die sich äußerlich mitunter A.Schwarzenegger näherte.

Und Hauff/Henkler, oh Gott, erlöse uns davon.

Der Unterschied zwischen prominent und populär erschließt sich mir ohnehin nur recht schwerfällig.
Als prominent gelten vielleicht eher die Feingeister mit nicht zu leugnenden Fähigkeiten und Verdiensten.
Populär kann vielleicht jeder sein, auch z.B. D.Katzenberger, die Geissens, irgendwelche Vögel in irgendwelchen Dschungelcamps, die sich verweste Tapir-Glocken in den Hintern schieben und dabei „Keine Bange, wir holen eine Zange“ singen (Ein Lied von Hauff/Henkler).
Oder irgendein Bauer, der irgendeine Frau sucht…irgendwo.

Da bevorzuge ich schon eher die Verbindungen Kennedy/Monroe, Celan/Bachmann, Kandinsky/Münter, Henze/Bachmann, P.Curie/M.Curie, Sartre/Beauvoir, Dylan/Baez, Graf/Agassi, Dick/Doof, Bonny/Clyde,…, Weltgeschichtsteilnehmer mit einer positiven Leistung, mit einem Vermögen, welches die kulturelle und politische Entwicklung zumeist positiv geprägt hat.

Und dann gibt es ja noch das deutsche Fernsehen, z.B. mit der Sendung „Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare“
Promipaare ist sicherlich die feinsinnige Abkürzung für prominente Paare.
Und als Stars werden sie ebenso gefeiert, als prominente Stars sozusagen, mehr geht nicht.

Auf dem kleinen Bild der Fernsehzeitschrift zu dieser Sendung hält ein drollig vergnügtes Paar ein Produkt von schlauchbootähnlicher Grundanlage dem Fotografen vor den Rüssel.
Darunter werden diese Heiterkeitsfrettchen als Willi und Jasmin Herren vorgestellt.
Noch nie gehört.
Kann ja einmal passieren, man kann ja nicht alles wissen.
Sagte ich mir.
Und dann folgten die weiteren Promipaare, die Stars, die prominenten Stars (ohne Abbildungen).

Benjamin Boyce & Kate Merlan
Jessika Cardinahl & Quentin Parker
Elena Miras & Mike Heiter
Menowin Fröhlich & Senay Ak
Steffi & Roland Bartsch
Michael Wendler & Laura Müller
Johannes Haller & Yeliz Koc

Ich wiederholte die Lesung.
Aber tatsächlich, es blieb dabei, ich kannte keinen einzigen Namen dieser Promipaare, dieser Stars, dieser prominenten Stars.
Und ich erahnte es wiederholt, daß das wahre, wirkliche Leben an mir vorbeiwogt und meine ignorante Zunge an dem prall gefüllten Kelch des Daseins noch nicht einmal genippt hat.
Doch merwürdigerweise spürte ich keinen Antrieb, auf irgendwelchen Informationsportalen irgendeine Aufklärung über diese Promipaare zu erhalten.

Dann doch eher ein kleines AnimalsWarBurdonVinylMedley.

Animals
Erwarb ich Ende 70er Jahre für achtzig DDR-Mark, damals der gängige Preis.

Eric Burdon & War
Kostete mir um die Mitte der 70er Jahre zweihundert DDR-Mark und reduzierte deshalb mein Nahrungsangebot für drei Wochen auf Löwenzahn und Baumrinde.

Eric Burdon & War
Ich vermute, gleichfalls Mitte der 70er Jahre in meine Plattenkiste aufgenommen, für achtzig DDR-Mark.

Eric Burdon

Am 12.November 1989 mit Hilfe des Begrüßungsgeldes bei Zweitausendeins in der Westberliner Kantstraße gekauft, zusammen mit „Exile on Main Street“ (Rolling Stones), mit Zappa, Yardbirds, Colosseum, Steppenwolf, Roxy Music…
Die gesamten einhundert BRD-Begrüßungsmark formten sich also zu schwarzen Scheiben.


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Juli 31, 2019 Posted by | Kunst, Leipzig, Medien, Musik, Reisen, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die Nervungen der Woche und Patriarchats-Ausbrüche, militante Radfahrer, große Truthahn-Eier, Netzhaut-Scharlach, Etagen-Bespielungen, Hingucker, krachende Niederlagen, Ligeti, Nancarrow, Bette Midler…alles ein Stück weit

LVZ, 13./14.7. 2019

Ein vierzehnjähriges Mädchen möchte aus dem Patriarchat ausbrechen.
Ganz schön kernig, die junge Frau.

Ich habe ja mitnichten etwas gegen gegen spätkindliche Rebellions-Bedürfnisse, gegen frühjugendliche Umwälzungs-Positionen.
Und Herrschaftsformen, ob Patriarchat oder Matriarchat, überhaupt alle „Herrschaftsformen“, sind mir weitgehend zuwider.
Auch z.B. die sich anbahnende Herrschaft der militanten Radfahrer.
Mir scheint es, dass ich als konsequenter Fußgänger zukünftig ohnehin erst die Radfahrer fragen muss, ob ich heute…morgen…übermorgen auf der Straße geduldet werde.
Und eine stabile Furcht, dass mir Radlenker von hinten die Nieren zertrümmern, beunruhigt mich ohnehin dauerhaft.

Ähnlich zuwider wie Herrschaftsformen mit überbordener Machtausübung quält mich die Art und Weise, wie dümmlich doktrinäre Politiker, Journalisten, Pädagogen… z.B ihren Mitmenschen in pubertären Lebens-Etappen eine derartige Parolen-Sprache aufdrängen (s.o.), das ist Kinderschändung mit sprachlichen Mitteln.

Denn man muss vermuten, dass die Verarbeitungsqualität z.B. soziologisch-politischer Themen in diesem Alter noch recht rudimentär abläuft und daß mit diesem Lärm-Vokabular, dessen lächerlich kämpferischer Einsatz in Europa im Grunde keine Berechtigung mehr besitzt, schon frühzeitig simple Denkungsarten anerzogen werden.
Sicher gibt es auch in Deutschland noch Defizite bei der Sicht auf eine uneingeschränkte Gleichwertigkeit der Geschlechter.
Aber ein Patriarchat?
Und die Wollust, vierzehnjährige Mitbürger deshalb zu dem Ausbruch aus einem „Patriarchat“ zu animieren, widerspiegelt grob-einfältige Denkmuster.

Nicht minder irritiert mich der Versuch, kausale Zusammenhänge zwischen der Beseitigung eines Patriarchats und der Verbesserung des Klimas zu konstruieren.
Das ist infantilster Populismus, wie er in öffentlich-deutschen Diskussionsrunden anderen Ländern, auch auf anderen Kontinenten zugeordnet wird.

Ich könnte mir dann z.B. vorstellen, daß nach der Beseitung eines Matriarchats sich vielleicht nicht das Klima ändert, aber die Truthähne größere Eier legen.

Jeder lesende und hörende Mensch mit sprachästhetischer Veranlagung hat doch sein Abneigungs-Vokabular, welches zu Netzhaut-Scharlach führen könnte.

Hinweise in Ausstellungskritiken wie „…der Künstler X bespielt die erste Etage des Museums…“ zählt u.a. zu meinen Netzhautscharlachkatalysatoren.
Der Künstler bespielt eine Etage…, das ist die sprachliche Hölle, sofort die Ausstellungskritikerlizenz entziehen.

Eine „Kritik“ vor einigen Tages in Leipzigs Zeitung erhöhte das Qualpotential.
Denn hier bespielt nicht irgendein Künstler irgendwas, sondern „Nicht allein Galerie und Festsaal werden bespielt, sondern Räume in sämtlichen Etagen.“
Da wird selbst der Spieler weggelassen.
Zustände sind das.

Auch der sprachliche Einsatz von „Hingucker“ könnte meine Bereitschaft zu Flatulenzen erhöhen.

„Das Bild von Michael Triegel ist natürlich ein echter Hingucker.“
Oder so ähnlich.

Abgesehen davon dass ich zu Triegels Bildern mitnichten hingucke, sondern mit geschlossenen Augen in Bolt-Manier an den paar Metern vorbeischleudere, nervt mich diese lästige Folklore-Zelebrierung.

Außerdem scheitert man heute nicht einfach mal so oder verliert einfach ebenso.
Keineswegs. Heute wird nur noch krachend verloren und krachend gescheitert.

XY ist bei der Abstimmung im Parlament krachend gescheitert.
Die Mannschaft aus YZ hat im Viertelfinale krachend verloren.

Ein Grauen.

Die Kanzlerin nutzte vor einiger Zeit im Zusammenhang mit Trumps Politik-Originalitäten die Formulierung „Ein Stück weit“.
Seitdem ist unser Land nur noch aus weiten Stücken zusammengesetzt.

Vor ein paar Tagen musste ich innerhalb eines Gesprächs mit einem FDP-Verkehrspolitiker im Deutschlandfunk den Einsatz dieser Floskel etwa 15-18 mal ertragen innerhalb von 8-10 Minuten, das ist eine akustische Tortur.
Danach wechselte ich aber ein Stück weit den Sender.

Obendrein verliert die Sprache schleichend ihre Verhältnismäßigkeit,
Selbst „Die Zeit“ unterstützt diesen Abstieg.

Im Inhaltsverzeichnis der letzten Ausgabe ist dann Michael Jürgs ein Ausnahmejournalist, Greta Thunberg die faszinierendste Figur dieser Tage, Artur Brauner ein genialer Produzent, Francois-Xaver Roth ein Stardirigent, Seymmour Hersh ein legendärer Enthüllungsreporter….

Doch „historisch“, „legendär“, „heldisch“, „ikonisch“ ist inzwischen ohnehin alles, jede Flatulenz, jede Efflation, selbst eines Feldhamsters.

Man sollte einfach nur noch die legendäre Kirche im Dorf lassen.

Dabei malträtiert mich weniger die Verwendung dieser einfältigen Sprache, eher die ständigen Wiederholungen, das permanente Nachgeplärre durch untalentierte Journalisten, Politiker…

Musik der Woche

I. Kammermusik von Györgi Ligeti, z.B. die beiden Streichquartette, ich glaube, er hat nur zwei geschrieben (s.o.).

II. Kammermusik von Conlon Nancarrow, unbedingt auch die Musik für Pianola (Player Piano), s.o.
Ligeti aktivierte in Europa das Interesse für Nancarrows Musik.

III.Bette Midler, Live-Auftritt (1984) mit dem Rolling Stones-Song „Beast of Burden“ („Some Girl“, 1978)
Dadurch werden auch in der alternden Gesellschaftsschicht männliche Zuschnitts mögliche Erektionsverkrampfungen gelöst.
Aber auch ohne die Beseitigung von Erektions-Verstopfungen ist dieser Titel unbedingt hörenswert (auch mit Mick Jagger).

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Juli 18, 2019 Posted by | Leipzig, Medien, Sprache, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne und die Mallorca-Werbung der Woche

Die vierseitige Reisewerbung, die mich vor einigen Tagen behelligte, bietet mir Urlaub in Davos an, mit einem Bild herrschaftlicher Berge unterlegt, verfeinert durch Schnee.

Auch eine Reise zwischen Adria und Julischen Alpen, ergänzt mit verschneiten Bergen und einige Tage zwischen Großvenediger und den Dolomiten, bereichert durch Berge im Schnee, könnte ich reservieren.
Gleichfalls wird eine Woche Aufenthalt im Kleinwalsertal angeboten, mit Schnee auf den Bergen.
Ich könnte die Fahrt zu einem Konzert André Rieus in Maastricht buchen. Werde ich aber nicht. Aber als Werbung ist immerhin André Rieu optisch sichtbar.
Auch ein Konzert Andrea Bergs auf der Berliner Waldbühne steht zu Debatte, werde ich aber gleichfalls nicht nutzen.
Doch Andrea Berg wurde als Motiv für die Werbung ausgewählt.

Für Wien glänzt das Obere Belvedere auf dem Werbe-Lappen, Chenonceau für die Loire-Schlösser, eine Harzbahn für den Harz, die Semperoper für „Der Barbier von Sevilla“ in der Semperoper, ein Tulpenfeld für eine Reise zur Tulpenblüte nach Holland, der Rhein für eine Rheinfahrt,….
Kann man so machen
Die Qualität der Abbildungen pendelt zwischen befriedigend und saumäßig.
Aber kann man so machen.

Doch dann quält sich das Auge noch zu einer Mallorca-Werbung
Mallorca-schönste Insel der Balearen.

Vorn gibt es eine florale Ausstattung, der ich auf der Fahrt von Leipzig nach Borna über Espenhain und Böhlen neben der Landstraße begegnen würde.
Als landschaftlicher Kontrast erheben sich im Hintergrund, geografisch angemessen, einige Erhöhungen wie Kohlehalden.
Und von links mittig bis rechts mittig durchzieht dieses Panorama von gehobener Unansehnlichkeit eine zusammengepferchte Architektur-Reihung mit Stein-Eimern, die als Hotels genutzt werden.
Mallorca-schönste Insel der Balearen.
Na klasse.
Der Fotograf sollte es einmal mit „Murmeln zählen“ versuchen.

Da frage ich mich auch, welche Bilder diese Reisebüro-Heinis für Nummer 2 oder Nummer 3 der Schönheits-Charts der Balearen-Inseln auskramen würden, z.B. für Ibiza oder Menorca. Denn Nummer 1 ist vergeben.


Ein Exemplar meiner kleinen Miro-Sammlung.

Miro übersiedelte 1956 nach Mallorca und blieb bis zu seiner Verbleichung 1983 auf der Insel.
Ich vermute, dass die touristische Mallorca-Zersetzung während der 70er Jahre begann und Miro die ersten, aber vielleicht noch nicht so rabiaten Insel-Hully-Gullys zur Kenntnis nehmen musste.
Ich habe die Balearen bisher gemieden.
Das Miro-Museum in Cala Major (bei Palma) würde ich mir schon gern ansehen.
Doch nach dieser Werbung werde ich mich wohl für einige Tage in Castrop Rauxel entscheiden.
Oder für Wanne Eickel.
Oder ich frühstücke in der heimischen Hütte, fliege hin, Miro-Museum, fliege zurück, Abendbrot wiederum in der heimischen Hütte.

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Dezember 14, 2018 Posted by | Reisen, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne als verdienter Helfer der Landwirtschaft

Aber sicher, ich helfe gern der Landwirtschaft, sehr gern sogar.

Domholzschänke, unweit des Ufers der Neuen Luppe, Leipzig/Schkeuditz.

Vielleicht gibt es auch ein Plakat zur landwirtschaftlichen Unterstützung der Wein-Bauern.
Helfe ich gleichfalls gern, sehr gern sogar.


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September 28, 2018 Posted by | Leipzig, Verstreutes | Hinterlasse einen Kommentar