Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Mario del Monaco

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Heute vor einhundert Jahren kreischte sich Mario del Monaco aus dem Schoß seiner Mutter.
Und ich vermute, dass ich zwischen zwei Brusttränkungen nicht bei seiner, doch bei meiner Mutter schon sehr früh dessen Stimme auf irgendeinem Sender der Mittelwelle hörte.

In pubertärem Alter erwarb ich dann diese Schallplatte (M.del M., vermutlich als Otello, links), eine der ersten Scheiben meiner Sammlung, die ich über alle Wohnungswechsel behütete.

Darauf brüllt, jammert, schmelzt Mario das gesamte Repertoire des tenoralen Faches herunter.
Natürlich Verdi mit Troubadour (natürlich „Lodern zum Himmel“), Maskenball, Macht des Schicksals.
Ohne Puccini läuft selbstredend gar nichts. Mit Madame Butterfly, Mädchen aus dem goldenen Westen, Turandot, Tosca („Wie sich die Bilder gleichen,“ „Und es blitzen die Sterne“)
Wobei ich immer die Bilder-Session bevorzugte.
Dazwischen Bizet (Blumenarie aus Carmen), Meyerbeer (Die Afrikanerin), Umberto Giordano (Andrea Chenier) und Leoncavallo (Bajazzo).
Also das ganze traditionelle Programm, um weinend unter den Teppich zu kriechen.

Lyrische Tenor-Partien kammen bei del Monaco fast nie in die Pfanne und auf die Bühne, da konnte man nicht so wundervoll dramatisch lärmen.

Zeitgenössische Kommentare sprachen vom bestaussehendsten und lautesten Sänger.
Ein anderer Kritiker lobte das „Goldene Gebrülle“.

Sein Debüt gab er als Linkerton (Madame Butterfly) in Mailand.
Vergelt`s Gott, schlug er, trotz einiger Filme, nicht den Absturz in die Trivialität eines Lanza oder Kiepura ein.

Favorisierte Gesangspartnerin wurde Renata Tebaldi, nicht immer ein bekömmlicher Charakter.
Die Öffentlichkeit betrachtete dann mit humoristischen Zuschnitt die Duette auch schon mal als Duelle.

Musik des Tages

Opernarien mit Mario del Monaco


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Juli 27, 2015 Posted by | Geschichte, Leipzig, Musik | 1 Kommentar

Jürgen Henne und Bob Dylans „Like A Rolling Stone“

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Ein Blumenstrauß für die Musik

Am 20. Juli 1965, also vor fünfzig Jahren, wurde Bob Dylans „Like A Rolling Stone“ veröffentlicht.
Damit begann mein entgültiger Einstieg in das Elysion der Musik.

Noch heute für mich ein Wunderwerk neben Titeln wie: „My Generation“ (Who), „Hey Joe“ (Jimi Hendrix), „Astral Weeks“ (Van Morrison), „Strawberry Fields Forewer (Beatles), „All Or Nothing“ (Small Faces), „When I Was Young“ (Animals), „On The Road Again“ (Canned Heat), „Gimme Some Lovin`“(Spencer Davis Group)…..zwischen 1965 und 1968.

Es waren gute Jahrgänge. Sie treiben mich auch noch heute an die Zimmerdecke.
Derartige Jahrgänge gibt es natürlich auch in der aktuellen Musik, nur ist die Suche etwas beschwerlicher.

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Eine Extrablume für Bob Dylan, aus eigener Züchtung












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Juli 20, 2015 Posted by | Leipzig, Musik | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne in Irland, Teil II ……….. Teil I am 23. Juni.

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Amiens, Frankreich, Picardie, Zwischenstation auf den Weg nach Irland.

Jeder hat ja in allen Lebens-Arealen seine bevorzugten Abläufe, Dinge, Geschmäcker, Gerüche, die möglichst ein stabiles Wohlsein unterstützen sollen.
So löffle ich lieber Erbsensuppe als Haferflocken, höre lieber Lou Reed als James Last oder Pere Ubu eher als Smokie, sehe lieber Twombly als Triegel und Rothko als Fischer-Art, fülle meine Vase eher mit Korbblütlern als mit Orchideen und liebe Filme von Kaurismäki, weniger „Tatorte“ aus Bad Salzufflen und Meppen.
Und ich spende eher für die denkmalpflegerische Bearbeitung der hochgotischen Kathedrale Notre Dame in Amiens (s.o.) als für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal.

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Amiens, mittleres Hauptportal

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Lismore, Castle, Irland, Waterford, irische Südküste

An gleicher Stelle stand im 12.Jahrh. ein Kloster, danach zahlreiche Veränderungen und Neubauten.
Aktuell sichtbare Architektur aus der ersten Hälfte des 19.Jahrh., mit dominierenden Historismusformen der Gotik. Mit bemerkenswerter Gartenanlage.
Geburtsort von Robert Boyle, Elite-Physiker des 17. Jahrh. Forschte über Gasdruck und ähnlich unverständlichem Zeug.
Außerdem zeitweiliger Wohnort von Adele Astair, Schwester von Fred.
Genau die Information, die keine Sau braucht, mich in ihrer Entbehrlichkeit dennoch beglückt.

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Lismore, Castle, Westflügel als Galerie für Wechselausstellungen mit zeitgenössischer Kunst.

Abbildung: Robert Indiana, „Mississippi“

Robert Indiana ist der Gestalter von „LOVE“ (1966), eine Ansichtskarte als Auftragswerk vom „Museum of Modern Art“ in New York.
Durch die dilettantische Klärung von Rechtsfragen verlor Indiana die Eigentumsrechte, wodurch die Arbeit global genutzt werden konnte. Als innerstädtische Plastik, auf Suppendosen, an Tankstellen, als Cartoon, als Signalmittel gegen den Vietnamkrieg…. Indiana beklagte sich einmal, dass zwar jeder sein „LOVE“ kenne, doch niemand sein Gesicht. Nach meiner Information lebt er noch und müsste inzwischen alterstechnisch sich der Neunzig nähern.
Ich hatte schon die unbeschreibliche Freude durch das „Museum of Modern Art“ zu flanieren und eben auch „LOVE“ wahrzunehmen.
Weitere Aussteller in Lismore waren u.a. Victor Vasarely. Josef Albers, Karel Appel, Roy Lichtenstein…. Ich denke, damit kann man für 1-2 Stunden vorzüglich leben.

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Ardfert, Kathedrale, romanisches Portal, 13.Jahrh.

Auf diesem Gelände soll Brendan (Brendan, der Seefahrer), ein Heiliger Irlands, im 6.Jahrhundert ein Kloster gegründet haben Der Edel-Heilige Irlands ist aber St.Patrick.
Nach der Legende begann er in der ersten Hälfte des 6.Jahrh. eine Atlantik-Reise, mit vermutlich 60 Pilgern, nach einem „Gelobten Land“, von Heiligen bewohnt.
Erst nach sieben Jahren kehrte er zurück.
Die Möglichkeit, dass er den Boden Amerikas betreten hatte, wurde nie ausgeschlossen.
Schiffstechnisch war eine derartige Ozean-Bewältigung schon möglich.
Armer Kolumbus.

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Heiliger Brendan

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Ardfert, romanisches Fenster mit bemerkenswerter Ornamentik, 13. Jahrhundert

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Muckross House (1843), viktorianische Villa und ein Beispiel, dass Historismus im 19.Jahrhundert durchaus ansehnlich sein kann.
Zeitgleich mit dem Londoner Parlamentsgebäude („Gothic Revival“) ab 1840 erbaut.
Mittelpunkt des Killarney Nationalparks im Südwesten Irlands..

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Ringfort Leacanabuaile

Innerhalb des „Rings of Kerry“, unweit von Cahirciveen im südöstlichen Irland. Erbaut 9.Jahrh.

Unterirdische Räume, Souterin-Zugang, Treppen, Kammern und ein Bullaun sind noch erhalten.
Durchmesser ca. 22m, Höhe der Mauern ca. 1,5m.
Im Zusammenhang mit Ringforts müssten auch die Anlagen der Kategorien „Rath“ „Henge“ und „Dun“ beachtet und erläutert werden.
Ist mir aber etwas zu beschwerlich.
Auf der sanften Erhebung am oberen Bildrand links thront ein weiteres Ringfort, Cahergall, doch mit erheblich anderer Struktur.

Über die Funktion deartiger Anlagen wird trefflich gestritten.
Anlagen der Verteidigung, für kultische Zwecke….?

Ringforts gibt es aus der Bronzezeit, Eisenzeit und werden noch bis zum Beginn des späten Mittelalters nachgewiesen (13.Jahrh.)

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Irische Verkehrszeichen

Sie erinnern mich stetig an Abstraktionen klassisch-volkstümlicher Märchen-Illustrationen des 19.Jahrh./Anfang 20.Jahrh.
Hänsel und Gretel, Brüderchen und Schwesterchen…..

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Gallarus Oratory, Halbinsel Dingle, unweit von Kilmalkedar, Irland.

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Schiffskirche, Ahrenshoop, Darß, unweit von Ribnitz-Damgarten, Deutschland.

Nach einer ersten Grobeinschätzung könnten die beiden Kirchen durch ihre äußere Gestalt in eine Schublade eingeordnet werden.

Doch sollten zwei grundsätzliche Tatsachen beachtet werden.
Die zeitliche Differenz zwischen der Erbauung…..

…in Irland: vor ca. 1200 Jahren…
…und Deutschland: vor ziemlich korrekt 65 Jahren

…..und die Wahl des Baumaterials.

Das macht schon etwas aus!
Ohne jegliche Restaurierung und ohne Mörtel hat der irische Bau die erste Hälfte von Zweitausendfünfzehn bewältigt. Wahrscheinlich hat der Innenraum bis heute keinen Regentropfen gesehen. Bei diesem Insel- Klima eine Sonderleistung.
Nur mit unbehauenen Steinen, trocken und akkurat geschichtet. Acht x Fünf x Fünf Meter.
Die Bude in Ahrenshoop musste vor einigen Jahren restauratorisch behandelt werden.

Auch bei Gallarus Oratory kann die eindeutige Funktion nicht eindeitig geklärt werden.
Als Kirchenraum für eine Gemeinde sind die Abmessungen sicher zu dürftig.

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Irischer Sonnenuntergang mit fünf oder sechs Bäumen
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Irland, Cliff of Moher
Links unten lagert als weißer Span ein anständig großes Schiff.

Sicherlich das Touristenzentrum Irlands. Ich denke, ich bin Zeitgenossen aller Kontinente begegnet und habe mich grenzenlos wohlgefühlt.
Im Jahr bis zu 2 000 000 Besucher.
Am höchsten Punkt 214 Meter.
Nichts gegen den Königsstuhl auf der Ostsee-Insel Rügen. Hübsch anzusehen.
Aber gegen die irische Ozeanbegrenzung doch recht übersichtlich.

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Ennis, Denkmal, das Muhammed Ali vor einigen Jahren am Ort seiner irischen Wurzeln einweihte.
Um 1860 übersiedelte Abe Grady nach Kentucky und heiratete eine freigelassene Sklavin.
Deren Enkelin Odessa Lee Grady Clay beschenkte 1942 die Welt mit Cassius Clay.
Die Gradys leben noch heute auf den gleichen Quadratmetern.

Dazu die auffälig begehrte Serie: „Wo ist der Jürgen?“
Heute: Wo ist der Jürgen in Ennis?

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Poulnabrone Dolmen im Burren, um 3500 v.d.Z.
Der Burren ist eine Karstlandschaft, über die Offiziere Cromwells urteilten: „Zu wenig Bäume, um einen aufzuhängen, zu wenig Wasser, um einen zu ersäufen, zu wenig Erde, um einen zu verscharren.“
Doch immerhin haben sich hier etwa sechzig Arten von Pilzgeflecht angesiedelt.

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Küchen-Dekoration in einem irischen Ferienhaus, nahe der Westküste, mit Motiven des „Book of Kells„, eine mittelalterliche Handschrift, die im Leben Irlands ständig gegenwärtig ist, nicht nur in Touristenbuden.

Geschrieben um 780 von Mönchen auf der Insel Iona vor der schottischen Westküste.
Inhalt ist die Vulgata, eine lateinische Bibelbearbeitung des Hieronymus (4.Jahrh.)
Die vier Evangelien (Matthäus, Johannes, Lukas, Markus) wurden mit einer überbordenden Dekoration auf das Pergament verteilt.
Unterschiede der einzelnen kalligrafischen Muster deuten auf mindestens vier Teilnehmer, die ihr Material u.a. vom Hindukusch erhielten.
Allein über zweitausend Initiale überziehen die Seiten.
Seit Mitte des 17.Jahrhundert lagert es in Dublin.

Weitere Glanzpunkte insularer Buchkunst wären „Book of Lindisfarne“ (London) und „Book of Durrow“ (Dublin).

Allerdings hat auch Mitteleuropa eine ähnliche Kolossal-Kunst des Mittelalters zu bieten.

Mit meiner bewundernswerten und gefürchteten Spontanität denke ich da an den „Dagulf-Psalter“, natürlich an das „“Godescalc-Evangelistar“, die „Ada-Handschrift “ alle drei aus der Hofschule Karls des Großen in Aachen und an das Evangeliar Heinrichs des Löwen (etwa vierhundert Jahre später).

Außerdem ist Irland die Insel des Kreisverkehrs, der öffentlichen und funktionierenden Toiletten und der sieben Millionen Varianten der Farbe Grün in der Landschaft, der großen Hummeln und kleinen Wild- Kaninchen, der Trainingshosen im Stadbild und schwergewichtiger Menschen, des Ginsters und Rhododendrons, der Wurstlosigkeit und Quarklosigkeit bei der täglichen Nahrungsaufnahme, aber der Fleisch-Euphorie und der Hingabe zu Butter und Milch, des Moores, der Hochkreuze und des Geruchs der Kühe nach dem Regen, der tiefen Wolken und des teuren Alkohols.

Und im katholischen, „erzkonservativen“ Irland, wie es so oft beschrieben wird, spielt die Kirche eine auffällig untergeordnete Rolle innerhalb der sichtbaren Öffentlichkeit, z.B. ohne optische Behelligungen an Weggabelungen wie in manch deutscher Landschaft.
Auch keine Bibel-Nötigung in Hotels und anderen touristischen Übernachtungsmöglichkeiten.

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Juli 18, 2015 Posted by | Geschichte, Kunst, Leipzig, Neben Leipzig, Reisen | Hinterlasse einen Kommentar

Der Leipziger Jürgen Henne und 1000 Jahre Leipzig in einer Leipziger Zeitung

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„Da staunst du…..was diese Stadt zu bieten hat“ (Zitat)

Überschrift zur abgebildeten Seite in Leipzigs einziger Tageszeitung (11./12. Juli 2015)

Zum 1000-jährigen Jubiläum Leipzigs erinnert das Blatt an „Bewundernswertes, Einzigartiges und Liebenswertes“ (Zitat)

Gegenüber der schier unzumutbaren Gestaltungsqualität dieses Bilderhaufens war ich vor über fünfzig Jahren ein wahrer John Heartfield.
Denn ich agierte in unserer Thälmann-Pioniergruppe als Wandzeitungsgestalter und musste z.B. Themen wie: „Unsere Deutsche Demokratische Republik – Meine Heimat“ bearbeiten.
Oder „Ein Pioniernachmittag bei unseren sowjetischen Patensoldaten.“

Aber nicht diese formale Demütigung für alle Leser beeindruckt mich, das ist Alltag.

Mich irritiert eher die Auswahl an „bewundernswerten, einzigartigen und liebenswerten“ Personen, Traditionen, Dingen und Abläufen.

Ist das oben rechts nicht Philipp Lahm, eine enge Verbindung zu Leipzig ist mir nicht erinnerlich. Aber vielleicht hat er einmal auf dem Hauptbahnhof Softeis geschlabbert.

Dann holpert noch unästhetisch eine Art Straßenbahn durch das Bild. Eine Seilbahn kann es ja wohl nicht sein. Leipzigs Berge schafft jeder fette Dackel.
Elektrisierte Straßenbahnetze wurden z.B. schon in Frankfurt, Gera Halle, Plauen, Hamburg, Dortmund, Chemnitz, Dresden, Erfurt, Gotha….. installiert, bevor Leipzig aus der Hüfte kam.
Also auch kein Originalitätsknaller.

Ich sehe dann noch Lottokugeln, keine Ahnung, weshalb.
Und irgenwelche goldenen Töpfe, deren Inhalt ich nicht erkennen kann, ich bin doch kein Mikroskop.

Außerdem gibt es noch einige asiatische Akzente, die lieblos zwischen die anderen Fetzen gekracht wurden. Ein Hinweis auf das Grassimuseum hoffentlich, das verstehe ich, das ist angemessen. Trotzdem bleiben es beknackte Aufnahmen.

Unten links verharrt ein Mann, der scheinbar an irgendwelchen Mammut-Bäumen nach oben schaut. Oder die Kakteen-Stacheln zählt. Toll, ein feiner Einfall.
Die Hässlichkeit des Messe-Männchens nervt mich ohnehin schon seit Jahrzehten, hat aber aussdehnungsmäßig einen höheren Stellenwert als Balkenhols Richard Wagner.
Etwas Messe muss natürlich sein, doch weshalb dieser Knallkopf?

Und das Buch. Ich sehe nichts Gedrucktes. Für die Buchstadt Leipzig etwas wenig. Gut, links oben lese ich „Fahrradweg“. Und einige Zahlen auf Lotto-Dreckdingern. Bleibt dennoch etwas wenig.

Und die Musik. Neben Wagner flötet noch etwas der Thomanerchor, der auf der Collage aber derartig bedrängt wird, dass die Matrosensänger bei der Johannis-Passion ersticken würden.
Und wer steht als Gigant neben den Thomanern, natürlich Frank Schöbel, der größte Sohn Leipzigs.

Kein Bach, kein Mendelssohn, kein R.Schumann, keine C.Schumann, kein Mahler, kein Grieg, kein Gewandhaus mit Nikisch, Furtwängler, Walter, Konwitschny, Neumann, Masur……nicht einmal Karl Liebknecht, Leibniz….

Nein, Frank Schöbel muss es sein. Er wurde immer Frankie-Boy genannt. An meinen Wänden hingen aber die Bilder von Jagger-Boy, Zappa-Boy, Hendrix-Boy, Marriott-Boy, Burdon-Boy, mitnichten Frankie-Boy.

Oder ich übersehe etwas.
Doch lange kann man diese Seite nicht anschauen, da bekommt man ja Augen-Scharlach.

Oder vielleicht doch Gewandhaus. Denn im Bild unten lächeln heiter ein Bassist und eine Blechbläserin (oder Holzbläserin?), sehr volkstümlich. Wirkt eher wie eine Schrebergarten-Hochzeit.
Doch, wer weiß das schon.
Den viereckigen Randtext habe ich nicht gelesen, meine Motivation näherte sich dem Mittelpunkt der Erde.

Außerdem blieben Ulbricht, Paul Fröhlich und Walter Kresse unberücksichtigt, das finde ich gemein.

Frankie-Boy Schöbel im kulturellen Zentrum von Leipzigs 1000-Jahr-Feier.
Das muss man mögen.

Musik der Woche

Mit einem Querschnitt von „Hüsker Dü“, „Bauhaus“, „Cabaret Voltaire“ und den „New York Dolls“ kommt man gut über die Woche.
Und danach vielleicht etwas Debussy


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Juli 14, 2015 Posted by | Geschichte, Kunst, Leipzig, Presse | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Valerie Fritsch, Klaus Kastberger, Nora Gomringer und der Bachmann-Wettbewerb 2015

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Bachmann-Wettbewerb 2015

Ich habe alle Beiträge gehört und gesehen.
Vor wenigen Minuten lobte eine Journalistin im Deutschlandradio Kultur die positive Atmosphäre unter den Juroren und begründete ihr Urteil damit, dass man sich weitgehend einig war und Streitereien vermieden wurden.
Nur Klaus Kastberger aus Graz zerstörte mitunter die sorglose Stimmung und wollte sich scheinbar streiten, dieser Rüpel.
Rüpel hat die Journalistin natürlich nicht gesagt, doch das Kastberger auch manchmal zu Penetranz neige.

Wenn ich das höre, bekommt meine Haut die Struktur des hässlichsten Gänserichs Mitteleuropas.
Kastberger versucht, diese harmonische Einöde zu durchbrechen und endet auf der Streckbank für aufsässige Nörgler.

Mir wird übel und ich werde in meiner Vermutung bestärkt, dass Literaturkritik, Kunstkritik…sich ganz anderen Kriterien unterwerfen müssen als der Qualität, über die auch gestritten werden muss.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit diesen Tendenzen und habe auch öffentlich versucht, wenigstens eine gemäßigte Aufmerksamkeit zu erlangen.

Während jeder Nachbereitung im Radio mit einem Auszug des Vortrags von Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer wird bislang ausschließlich folgene Passage gewählt:

„Tach
Hallo, Herr Thomas. Ob ich ihnen ein paar Fragen stellen dürfte?
Ich störe auch nicht lange.

Ja.

Darf ich reinkommen.

Ja.

Bei Herrn Thomas ist alles durcheinander, einschließlich Herrn Thomas.“

Bei „Ja“ und „Ja“ brüllte sie dann wie ein misslauniger T.Rex und machte eine dummes Gesicht ins Publikum. Es entwickelte sich eine heitere Grundstimmung.

Ich denke jetzt einmal leichtsinnig, dass für derartige Rückblicke und Zusammenstellungen die glanzvollsten Abschnitte ausgelesen werden sollten.
Ich fand das Humorpotential überschaubar und der schauspielerische Nebeneffekt kann sich im Hörfunk ohnehin nicht entfalten.
Aber warum sollte man sich um diese Abläufe kümmern. Hauptsache Nora brüllt.

Den sprachlich edelsten und geistvollsten Text versendete die Österreicherin Valerie Fritsch. Doch weder brüllte sie noch zappelte sie auf dem Stuhl herum.

Die intelligentesten und konstruktivsten Jury-Beiträge lieferte Klaus Kastberger. Außerdem wollte er sich ein wenig streiten.
Und ich habe recht. So einfach ist das.

Die womöglich unappetitliche Zusammenarbeit von Verlagen, Buchhandel, Juroren…..bei Preisverleihungen läßt mich frösteln.

Valerie Fritsch erhielt wenigstens den Publikumspreis.
Das Publikum war klüger als die Jury.
So einfach ist das.
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Juli 6, 2015 Posted by | Leipzig, Literatur, Medien, Neben Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar