Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne und Olivier Messiaen in Görlitz (15.1.-19.1.2020), Weiß, Rot, Grün, Blau, Gelb, St.Peter und Pauls Lichter, zwei Gitarren und zwei Celli, auf Björks Wegen, Pierrot Lunaire und Messiaen-Tage 2021





Lichtinstallationen auf dem Areal des Europäischen Zentrums für Erinnerung, Bildung, Kultur in Zgorzelec (15.Januar 2020).

Sinn und Form sind mitunter etwas plakativ.
Die Analyse jedes einzelnen Teils ist mir an dieser Stelle aber zu beschwerlich, man hätte ja selbst hinfahren können.
Aber man bleibt dann doch lieber in Leipzig und zelebriert die dreihundertundfünfundsechzig Tage des Ludwig v. Beethoven.
Denn ich vermute, wir blieben in Görlitz die einzigen Vertreter der Leipziger Musik-Enthusiasten.

Standort ist das Territorium des ehemaligen Stammlagers (Stalag)VIII A für Kriegsgefangene der deutschen Wehrmacht, vor der Aufführung von Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“ für Violine, Violoncello, Klavier und Klarinette (mit Sarah Christian, Sebastian Manz, Martin Klett, Julian Steckel)

Messiaen schrieb diese Kammermusik als Gefangener während der letzten Wochen des Jahres 1940 und führte sie mit drei Mithäftlingen am 15.Januar 1941 erstmalig auf.

„Quatuor pour la fin du temps“ entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Musikkompositionen des 20. Jahrhunderts.

Seit fünfzehn Jahren wird am 15.Januar in Zgorzelec dieses musikalische Werk gespielt.
Und vor vier Jahren formte sich daraus ein mehrtägiges Messiaen-Festival.

Also nun auch 2020 fünf Messiaen-Tage in Görlitz/Zgorzelec mit Konzerten an unterschiedlichen Standorten, u.a. in der Pfarrkirche St.Peter und Paul, im Apollo, im ehemaligen Ständehaus, an denen natürlich nicht nur Messiaen gespielt wurde.

Konzerte und Licht-Installationen wurden mit Bezeichnungen für Farben betitelt (Blau, Weiß, Rot, Gelb, Grün, Vielfarbig) und geben dadurch Hinweise auf das synästhetische Vermögen Messiaens und auf die hohe Bedeutung der Farbe in dessen Musik.

In der ehemaligen Hochschule für Kirchenmusik fanden sich Franz Danksagmüller, Anne Michael und Sarah Weinberg zu einer bemerkenswerten Performance mit historischem Filmmaterial, mit Videosynthesizer, Stimme, Orgel und Live-Electronic zusammen.

Das Ensemble Rubin spielte, Sarah Weinberg sang und Steffen Thiemann zeichnete im Apollo Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“, gleichfalls ein Werk mit erheblichem Einfluss auf spätere Generationen.
Außerdem gab es zuvor eine beachtliche Uraufführung von „All the time painters wasted“
von Michele Foresi.

Die Mitglieder des Hamburger Quartetts „MIRROR STRINGS“ wählten für ihre musikalische Verrichtung mit zwei Celli und zwei Gitarren eine spezielle Mischung und dürften weltweit das einzige Ensemble dieses Zuschnitts sein.
Mit Kompositionen u.a. von Piazolla, Grieg, Messiaen, Hübner und einigen jüngeren Komponisten zupften und strichen sie sich im ehemaligen Ständehaus mit Hingabe und hohem Anspruch quer durch den musikalischen Notengarten.

Ich verinnerlichte besonders „Four Chords“ von Gulli Bjornsson aus Island.
Auf Wegen, auf denen Björk kräht, findet man eben auch noch andere Edelsteine.

Und in der Görlitzer Pfarrkirche St.Peter und Paul spielte Franz Danksagmüller an der Orgel Kompositionen von György Ligeti, Olivier Messiaen, Bengt Hambraeus und ein Stück aus dem Robertsbridge Codex (um 1360).
Kirchenbeleuchtung von Jan Bilk.

Beleuchtung bei der Musik aus dem Robertsbridge Codex

Bei Ligeti

Bei Messiaen

Bei Messiaen

Sicher nicht ausufernd originell, doch durchaus eindrucksvoll.

Neben der Musik konnte man sich auch theoretisch bilden.
So referierten Ruth-Andrea Lammert, Kai Wenzel, Prof.Dr.Schawelke und Prof.Dr.Keym über Sonnenorgel und Glaskunst in St.Peter und Paul, über synästhetische Erfahrungen im Görlitzer Expressionismus und über Synästhesie und die Kategorie Farbe bei Messiaen.

Und 2021 gibt es die neuen Messiaen-Tage, um den 15.Januar herum, dem Tag der Uraufführung von „Quatuor pour la fin du temps“, dann vor achtzig Jahren.
Und wieder mit mindestens zwei Leipzigern.


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Januar 22, 2020 Posted by | Leipzig | 1 Kommentar

Jürgen Henne, Donald Trump als wüster Droher als zivilisierter Tonträger als Donald Duck als King Kong als…..Gähn…..als…..als…..Gähn, Gähn…..als…..als…..als…..Gähn, Gähn, Gähn…..

LVZ, 10.Januar 2020, S.2, erweiterte Ansicht

LVZ, 10.Januar, Detail

LVZ, 10.Januar, Detail

Ein bemerkenswertes Beispiel für die sorgfältige, zwingend glaubwürdige und Vertrauen fördernde Berichterstattung hiesiger Journalisten.

Dieser lockere, selbstsichere und besonders feinsinnige Einsatz von sprachlichen Konstruktionen, die von den führenden Redakteuren dieser Zeitung scheinbar in die Kategorie „Synonyme“, doch zumindest in die Gattung „Synonym-Verwandte“ eingeordnet werden, untermauert natürlich die Zuversichtlichkeit der Leser, präzise, ohne dogmatische Hysterie und politische Borniertheit über die Ereignisse informiert zu werden.
Hinweis für schlichte Gemüter und LVZ-Leser: Das war Ironie !

„…wüste Drohungen…“ = „…zivil im Ton…“, siehe oben.

Also was denn nun, ihr Dampfnasen?
Wüster Droher oder zivilisierter Tonträger?

Korrekt vierzehn Zentimeter unter der Beschreibung von Trumps verbalen Beiträgen (Wüste Drohungen) werden eben diese verbalen Beiträge Trumps als Bildunterschrift für das gleiche Ereignis erneut charakterisiert (Zivil im Ton).

Wüste Drohungen werden auffällig sichtbar im Format platziert.
Zivil im Ton verkommt eher ungelesen in einer kleingedruckten Zugabe.

Zunächst wird verteufelt, danach positiv relativiert.
Die Verteufelei bleibt im Gedächtnis, die positive Relativierung verödet im Resthirn.

Meine Sorge um den deutschen Journalismus steigert sich kontinuierlich.

Ich vermute, ich bekomme wieder einige, sensibel geformte Anfragen, ob ich Anhänger von Trump, bzw. Nazi-Trump bin (Schon das Wort „Anhänger“ geht mir auf das Mittelgelenk).
Und ich werde erneut antworten, dass ich weder für Trump noch für Nazi-Trump mit Kundgebungen der Symphatie zur Verfügung stehe.
Aber für Kundgebungen zur Bewahrung einer flächendeckenden Medien-Demokratie durchaus.

Wie kann man das diesen Simpel-Ulfs nur plausibel erklären ?

Ich habe auch zunehmend Schwierigkeiten, meinem Anspruch in Blättern wie „Spiegel“ oder „Die Zeit“ erfüllt zu finden.
So kann ich z.B. den infantilen Einfall (Trump mit Entenschnabel) nicht mehr ertragen.
Eine Linienführung von Donald Duck zu Donald Trump sollte man nicht als humoristischen Meilenstein feiern.

Auch „Spiegels“ Erleuchtung, Trump als King Kong zu präsentieren, irritiert mich beträchtlich (Bild oben).
Vor allem mit der Beschreibung: „Warum Donald Trump einfach mit allem durchkommt.“

Denn King Kong wird gejagt, geknebelt, verschifft, ausgestellt, er zerbricht die Fesseln, rächt sich kraftvoll und ansehnlich, wird erneut gejagt, beschossen und fällt vom Empire State Building.
Schicht im Schacht.

Er kommt mit seiner Freiheit nicht durch, desgleichen nicht mit seiner Tierwürde, mit seinem Leben ohnehin nicht.

Aber derartige Dümmlichkeiten bei der Herstellung irgendwelcher Bezugspunkte interessiert keine Sau, auch nicht die Spiegel-Bodos.
Hauptsache, Trump hängt als King Kong blöd an einer New Yorker Hochhütte.
Erbärmlich.

Mein „Zeit“-Abonnement liegt weit zurück und auch den „Spiegel“ werde ich weitgehend meiden.

Da setze ich mich doch lieber in eine Souvenirbude am Ostseestrand.
Jahresende 2019




Zugabe

Fernsehprogramm heute, ARD

9 Uhr bis 20 Uhr Wintersport
20.15 Uhr bis 23.35 Uhr Florian Silbereisen.

Da würde man doch gern die doppelte Gebühr bezahlen.

Holt mir schnell den Übelkübel,
sonst wird mir ohne Kübel übel.

Rundfunktipp

Sonntag, 00.05 Uhr – 02.00 Uhr
Deutschlanfunk.
Eine lange Nacht über Jean-Paul Sartre und Albert Camus



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Januar 11, 2020 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar