Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, Ige statt Igel, Hinze statt Heinze, Henn statt Henne, Voge statt Vogel, Erich Hocker vor vierzig Jahren in Schwerin, Richard Strauss und ein Hornist im Schlafsaal

Leipziger Volkszeitung, 25. November 2019

Sapperlot nochmal, die Schriftstellerin heißt mitnichten Jayne Ann Ige.
Man sollte noch ein l beifügen, also Jayne Ann Igel, wie der stachlige Rundling.

Man nennt mich doch auch nicht Jürgen Henn.
Und CDU-Bernhard und SPD-Hans-Jochen wären mit der zoologischen Einordnung „Voge“ auch nicht ganz zufrieden.

Schon vor einigen Tagen in einem Text zum Gedenken des 1.Leipziger Herbstsalons wurde aus dem Teilnehmer Frieder Heinze die unbefriedigende Mutation Frieder Hinze.

Sind das nun technische Fehler oder dominieren Lässigkeit, Schlamperei oder einfach nur Inkompetenz.
Sicher kann das einmal passieren, auch Journalisten sind ja nur Menschen, könnte man dann friedvoll-folkloristisch einwerfen.
Aber in dieser bombastischen Konzentration täglicher Irrtümer beginnt doch beim Leser, sich eine unwirsche Grundstimmung zu entwickeln.

Und dabei erkennt natürlich jeder nur diese „Irrungen und Wirrungen“ (Fontane) auf Terrains, die er einigermaßen überblickt.
Die Informationen, einschließlich Namensnennungen, auf z.B. Sport-oder Wirtschaftsseiten erschließen sich mir nur sehr behäbig, sie könnten auch von Neandertalern verfasst sein.
Ich würde inhaltliche Mängel nicht erkennen.

Berichtigungen und Entschuldigungen der Zeitung werden ohnehin vermieden, da bleibt Heinze eben Hinze und Igel bleibt Ige.
Kann ich aber verstehen, denn man müsste ja jedem aktuellen Blatt eine Packung Korrekturen für Irrtümer des Vortags beifügen, die den Umfang der Erstausgabe zumindest hin und wieder übertreffen würde.
Dann bleibt man doch eher bei Hinze, statt Heinze und Ige, statt Igel.

Und ich bleibe dann doch lieber bei der Schweriner Volkszeitung vom 23./24. Juni 1979, obwohl man natürlich nicht weiß, ob der Chefredakteuer überlebt hat.

Musik des Tages

„Don Juan“ von Richard Strauss.

Ein Frühwerk und neben „Till Eulenspiegels…“ das kürzeste Teil seiner sinfonischen Dichtungen, etwa achtzehn Minuten, „Ein Heldenleben“ kann z.B. bis zu fünfzig Minuten gedehnt werden.

Während des Studiums (erste Hälfte der 70er Jahre) mussten wir auch diese beleidigend lästige Militärausbildung bewältigen, etwa sechs Wochen.
Ich belegte dabei einen Schlafsaal gemeinsam mit Studenten der Dresdener Musikhochschule.

Es wurde natürlich viel über Musik gelabert, bei Richard Strauss avancierte ich zum Hauptredner, denn ich hatte gerade einen etwa dreijährigen Exzess mit der Musik dieses Komponisten beendet, man akzeptierte meine Wissensdarbietung und ich quälte mir nach einem Eimer mit billigstem Mehrfruchtwein ein Thema aus „Don Juan“ durch meinem glühenden Rachen (Don Juans Auftritt).
Ein Student des Horns, auch schon besoffen, intonierte darauf diese Noten außerordentlich anspruchsvoll.

Ich herzte ihn im Mehrfruchtwein-Nebel und überredete ihn, während der künftigen Wochen täglich am Morgen und abends diese wenigen Töne durch die Tristess dieses militärischen Schlafsaals zu blasen.
Er versprach es schon fast im Mehrfruchtwein-Koma und zelebrierte sein Versprechen bis zum letzten Tag.
Hab Dank, du großartiger Hornist, auch nach fünfundvierzig Jahren.

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November 26, 2019 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, Gisela Heuer, Wolfgang Reinhart und „Quo vadis“, mein geliebter Deutschlandfunk

Am gestrigen Morgen, sächsischer Buß-u.Bettag, gegen 7.20 Uhr interviewte Gisela Heuer im Deutschlandfunk Manfred Reinhart, CDU-Fraktionsvorsitzender in Baden-Württemberg.

Geplant war scheinbar ein Gespräch über den gegenwärtigen Zustand der CDU, also das übliche Gesülze.

Doch wurde die Sülzerei noch erheblich sülziger und besonders aggressiv, denn Gisela Heuer reduzierte ihre armselige Fragerei weitgehend auf die Stigmatisierung der „Schuldigen“ an der aktuellen CDU-Misere.

Manfred Reinhart kämpfte wie ein Berserker und betonte, mit seiner Meinung, die „CDU ist insolvent“, keinerlei Schuldfragen debattieren zu wollen.
Er sprach von einem neuen Weg, von kollektiver Selbstkritik, von einem Weckruf und vom Kampf gegen Beliebigkeit.

Aber Gisela Heuer nölte immer wieder ihre Frage dazwischen, wer denn nun eigendlich schuldig sei und krähte von einer Demontage Kramp-Karrenbauers durch Wolfgang Reinhart.

Reinhart kämpfte vehement weiter und beschwor eine kollektive Erneuerung und das an alle, nicht an spezielle Personen, neue Anforderungen gestellt werden müssen und das eine Demontage der CDU-Vorsitzenden ihm keineswegs im Sinn steht.

Aber Gisela Heuer zelebrierte in ihrer berüchtigt intellektuellen Dürftigkeit weiterhin ihre Gier nach spektakulären Konsequenzen im personellen Wechsel-Zirkus.

„Wer ist denn nun schuldig, wer hat denn nun Schuld, ist Kramp-Karrenbauer oder Merz besser……“ und so weiter und so nervig.

Und dann im letzten Satz, nach zehn Minuten dämlicher Fragerei, wirklich im allerletzten Satz sprach dann Wolfgang Reinhart über seine Ahnung, dass auch Kramp-Karrenbauer auf dem Leipziger Parteitag Selbstkritik üben wird.
Auch, sagte er, also wie alle anderen.
Wirklich im allerletzten Satz.
Endlich eine Namensnennung und womöglich Reinharts Zugeständnis, um einem sich anbahnenden Hysterie-Intermezzo Gisela Heuers zu entgehen.

Und in den folgenden, halbstündlichen Nachrichten des Deutschlandfunks wurde das Gespräch zwischen Heuer und Reinhart mit der kurzen Inhaltsangabe zusammengefasst, das Wolfgang Reinhart glaubt, Kramp-Karrenbauer werde sich auf dem Leipziger Parteitag selbstkritisch äußern.
Also im Grunde die Wiedergabe des letzten, wirklich letzten Satzes Wolfgang Reinharts.
Mir schwanden die Sinne.
Und es geht mir nicht um den Inhalt dieser journalistischen Zumutung.
Mich irritiert aber, wie Aussagen zusammengedroschen und hemmungslos als verfälschter Extrakt angeboten werden.

Meine politische Stellung, meine Einsichten und meine Bewertung Wolfgang Reinharts ist in diesem Zusammenhang uninteressant und einfältige Rufe wie „Lügenpresse“ sind mir weitgehend zuwider.
Doch in fernen Bereichen meines Cerebellums formen sich Zweifel an der Kompetenz und Rechtschaffenheit nicht weniger Journalisten, an ihrer Fähigkeit, demokratischen Grundsätzen zu folgen.

Ich höre den Deutschlanfunk seit 1963, ich war 12, vielleicht werde ich bald den Deutschlandfunk nicht mehr hören, ich werde bald 70.
Sorge, oh Sorge.

Vielleicht sollte man am heutigen Abend nicht Deutschlandfunk hören, denn der Weg ins Leipziger Gewandhaus könnte ergiebiger sein.
Gespielt und gesungen wird Musik von Charles Ives, Gustav Mahler, Kurt Weill und HK Gruber, ein ordentlich gemischtes Programm.

Auch am vergangenen Donnerstag wurde im Gewandhaus ein odentlich gemischtes Programm geboten, Musik von Ligeti, Bartok und Schönberg.
Etwa die Hälfte der Plätze blieb leer.
Ein Jammer.


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November 21, 2019 Posted by | Leipzig | Hinterlasse einen Kommentar

Jürgen Henne, die täglichen Ärgernisse und Anne Wills Demokratie-Defizite, Thomas Kielhorns Ranzigkeit, Kevin Spaceys Nase, meine Eustachiröhrenverknotung und Pete Yorks Rock & Blues Circus

Erstes Ärgernis
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Anne Will, die mich immer ergiebiger an die grausig eifernde Hilde Benjamin erinnert, zelebriert in ihrer Gurkensendung eine beängstigende Anti-Demokratie.
Die bösartigen Unterbrechungen der Beiträge von Gästen, die nicht in Ihren „Kram“ passen, sind bedenklich.

Und auch mitunter bemerkenswert dümmlich.
Denn auf den Hinweis eines Gastes, dass seine Partei bei den Wahlen in Thüringen 23 % erhielt, nölte sie als Reaktion, dass aber 77 % diese Partei eben nicht gewählt haben.

Mir geht es nicht um politische Positionen, doch dieser Stil ist von einer entsetzlichen Schlichtheit, die mich erschüttert.
Der Gast konterte nicht unoriginell, dass 92 % der Teilnehmer nicht die SPD gewählt haben.
Ich hatte den Eindruck, das Gesicht von Anne Will formte sich darauf zu einer Machete.

Diese Moderatorin kann ohnehin nicht von der ersten Fernsehanstalt als intellektuelle Visitenkarte angeboten werden und man sollte ihr klarmachen, dass allen Parteien, die innerhalb des Grundgesetzes und der Verfassung agieren, die gleichen Rechte bewilligt werden müssen.
Auch der AfD, denn sie agiert als verfassungsrechtlich zugelassene Partei und wurde bisher nicht verboten.
Diesen Status Quo müsste doch selbst Anne Will ergebnisorientiert verarbeiten können.

Ich vertrete diese Meinung als Zeitgenosse, dem die AfD Übelkeit bereitet, der aber auch ohne Einschränkungen die demokratischen Werte feiert.

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Zweites Ärgernis
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Leipziger Volkszeitung vor einigen Tagen, Gespräch mit Désirée Nosbusch.
Fragesteller:Thomas Kielhorn

Eigentlich sollte allen Lesern die Irritationen des Journalisten und Fragenstellers Thomas Kielhorn ausufernd gleichgültig sein.
Denn eine derartige Ranzigkeit gedanklicher Abläufe sind nur schwer erträglich.

Also alle Synchron-Stimmen Kevin Spaceys müssten nach Kielhorns feinsinnigen Irritationen ausgemerzt werden.
Auch bei herzegowinischen, dschibutischen, papua-neuguinesischen Synchronisationen.

Vielleicht sollte man auch alle Maskenbildner in die Wüste jagen, die irgendwie einmal an Spaceys Nase herumgerüttelt haben.
Oder der Koch, der Spacey während der Drehpause eine Bockwurst reichte.
Ab in den Kochtopf, der Koch.
Nur Kielhorn darf übrigbleiben, wegen seiner subtilen Irritationen.

Anne Will und Thomas Kielhorn an die Macht.

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Drittes Ärgerniss
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Leipziger Volkszeitung vor einigen Tagen

Und nochmals ein Fragesteller in Leipzigs Tageszeitung, der mit der unaufschiebbaren Problemstellung beeindruckt, welcher Musiker…., s.o.

Was soll man auf derartig dusslige Fragen schon antworten ?

Der Beantworter der Frage des Fragenstellers spricht dann eben einmal von den Texten der Schlagersängerinnen und Schlagersänger im Allgemmeinen.
Nicht grenzenlos originell, aber angenehm zurückhaltend.

Doch die mitunter grobkörnigen Redakteure hiesiger Medien erwarten eher eine simple Wucht und entscheiden sich für die Überschrift „Mitleid mit Schlagerfuzzis“ (s.o.).

Also kein Mitleid wegen der Schlagertexte, sondern Mitleid mit Schlagerfuzzis grundsätzlich, weil sie eben Fuzzis sind.

Schon das Wort „Fuzzi“ ist sprachästhetisch eine Zumutung, außerdem hochgradig anachronistisch und wird scheinbar nur noch von einigen Fragestellern in LVZ-Rollstühlen genutzt.
Innerhalb der Häufigkeitsstatistik des Dudens verkümmert „Fuzzi“ in der Kategorie für Worte, die aktuell am seltensten benutzt werden.

Sicher eine Banalität und man könnte diesen ärmlichen Journalismus ignorieren, zumal sich bei mir Musik und deutscher Schlager ausschließen, sonst würde sich meine Eustachiröhre ziemlich herb verknoten.
Aber trotzdem, da beschreibt der Befragte dies und das und an bevorzugter Stelle (Überschrift) liest man dann das und dies.
Sind das des Fragestellers Symptome für Beliebigkeit, Unredlichkeit oder ist es einfach nur das armselige Bedürfnis, die eigenen, oberflächlichen Rülpsereien irgendwie unterzubringen ?

Widrige Auswirkungen, in diesem Fall auf Jürgen Schrödl, Leiter des Gohliser Budde-Hauses, erwägt der LVZ-Fragesteller keineswegs, wäre ihm sicher zu anspruchsvoll.

Aber es ergeben sich natürlich Möglichkeiten, diese täglichen Ärgernisse zu reduzieren.

Anne Will abschalten, Zeitungen in die Ecke pfeffern und ein Konzert im Leipziger „Anker“ besuchen.
Wie vorgestern zum Reformationstag.

Mit Pete Yorks Rock & Blues Circus und ehemaligen Teilen der Spencer Davis Group (Schlagzeuger Pete York), der Animals (Keyboarder Zoot Money), von Deep Purple (Bassist Roger Glover), mit Gitarrist Miller Anderson (Keef Hartley Band) und Saxophonist Albie Donnelly (Supercharge).
Da transpirierte fast drei Stunden der Schornstein.

Erworben im Dezember 1989 bei „2001“ in der Westberliner Kantstraße

Links Pete York, rechts Steve Winwood, dazu Spencer Davis (vorn) und Muff Winwood (hinten)

Detail

Das Konzert (ausverkauft) begann mit „Keep on Running“ und ich verlor meine Hosen.
Im Original von dem unvergleichlichen Steve Winwood gesungen.

Später folgten aus Spencer-Davis-Zeiten noch „Gimme Some Lovin` und „I`m a Man“.
Meine Hosen blieben unten.

Und dazwischen ein höchst anspuchsvolles Potpouri mit Musik von Howlin` Wolf, Eddy Chochran, Deep Purple…..mit exzellenten Gitarrensoli, feinen Saxofon-Intermezzi, einem wundervoll kreischenden Keyboardbearbeiter (Money) und einem gnadenlosen, mindestens 15-minütigen Schlagzeugsolo Pete Yorks.

Da verlässt man freudvoll den Anker in Möckern (etwa einhundert Meter davon lebte ich meine ersten achtzehn Jahre).
Und hätte sich meine, fast 70-jährige Eustachiröhre nach dem zufälligen Kontakt mit deutschen Schlagen ziemlich herb verknotet, würde sie jetzt nur noch dynamisch federn, während Anne Will und Thomas Kielhorn sich vielleicht irgendwo zwischen journalistischen Müllkübeln um die übelsten Fragestellungen, Überschriften und Gesprächs-Unterbrechungen dreschen.


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November 2, 2019 Posted by | Leipzig, Medien, Musik | , , , | Hinterlasse einen Kommentar