Juergen Henne Kunstkritik

Jürgen Henne, die Legende von Angela Merkel, Paul und Paula, Kohlrabizucht und 8.Parteitag, Weißenfels und Novalis, Ulbricht und Chruschtschow am Brett, sozialistische Vulva-Rasur und ein „Zeit“-Abonnement

Snapshot_Zeit-Trailer

Doch, habe ich. In anderen nervigen Postillen.

Titelzeile des Feuilleton-Teils der aktuellen Ausgabe der „Zeit“, unter einem Bild Angela Merkels mit Herrn Merkel, vor gefühlten siebenhundert Jahren (Mein Gott, wie langweilig). Schon tausendmal gesehen. (unten)

——————————-„Die Legende von Angela“———————————
„Es ist hilfreich, wenn das Land endlich über das Leben der Kanzlerin vor 1989 debattiert“
.

Grauenhafte Vorstellung

Neben dem Bild Angela Merkels mit Knabe dann eine Szene mit Glatzeder und Domröse aus dem DEFA-Film „Die Legende von Paul und Paula“. Diesen Streifen hatte sich AM scheinbar vor einigen Tagen angesehen.

Deshalb diese gnadenlos dümmliche Pointe in der „Zeit“: „Die Legende von Angela“

„Die Legende von Angela und Adolf“ oder „Angela und Alberich“ hätten es ja wenigstens sein können.

Ich bin bestimmt kein älterer Herr, dem beim Anblick der Kanzlerin und der Bewertung ihrer Verrichtung im Berliner Tiergarten vor Verzückung die Knie aufweichen. Doch diese infantile Läufigkeit, diese brünstige Befingerung irgendwelcher Schmuddelakten, die historische Attraktionen beinhalten könnten, ekelt mich an.

Was interessiert mich denn, ob sie vor fünfunddreißig Jahren ergeben oder widerwillig blödsinnige Parteitagszitate an die Wände des FDJ-Zimmers röhrte.
Das war normaler Alltag.
Keine Diplomarbeit oder Promotion, bei denen zumindest in der Einführung sozialistischer Müll zitiert wurde.
Selbst bei naturwissenschaftlichen Arbeiten. Das lief dann unter „Positron und Sozialismus“ oder „Kohlrabizucht und 8.Parteitag der SED“.
Während meines NVA-Wehrdienstes in Weißenfels ( Sterbeort von Novalis, auch Bach, Händel und Fasch trieben sich in Weißenfels hin und wieder herum) am Beginn der 70er Jahre hausten in meiner Nebenhütte allein zwei junge Burschen, die sich „freiwillig“ für einen dreijährigen Dienst als Unteroffizier verpflichteten, um die Chance für ein Studium der Medizin zu erhöhen (Normalzeit 18 Monate).

Mir kam schon damals das Kotzen. Der eine neigte dann zur Selbstverletzung, völlig untauglich für diesen DDR-Kretin-Job.
Ich weiß nicht, ob er noch lebt.
Un nun kommen gelangweilte Saftköpfe daher und erwarten eine lückenlose Aufklärung des Treibens Angela Merkels als Zwanzigjährige.

Ich agierte z.B als Gruppenpionierleiter und Wandzeitungsredakteur und klebte sicher auch Bilder von Ulbricht, Chruschtschow oder Gromyko auf das Brett. Ich wurde auch am Beginn der sechziger Jahre 3x auf dem Schulhof vor allen Klassen der damls größten Schule Leipzigs mit dem Abzeichen „Für gutes Wissen“ ausgezeichnet.
Mein Gesicht und mein blaues Pionierhalstuch glänzten sicherlich.
Ich war etwa 12-14 Jahre.
Ich hoffe, man beschimpft mich deshalb nicht als „Kommunistische Drecksau.“

Und deshalb werde ich nicht ein Wort dieser Debatte zur Kenntnis nehmen. Selbst wenn die „Untersuchungen“ die Denunziation einer Studentin durch Angela Merkel offenlegen, bezichtigt der spätbürgerlich – dekadenten Vulva-Rasur.

Den „Spiegel“ habe ich weitgehend verdrängt. Nur bei Aufenthalten in Urologie-Praxen oder bei Kniescheiben-Ärzten gönne ich mir einige Seiten.
Aber auch „Die Zeit“ macht mir Sorgen.
Ich bin in das Stadium eingetreten, die Notwendigkeit meines Abonnements zu überprüfen.

juergenhennekunstkritik.wordpress.com
juergen-henne-leipzig@web.de

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Mai 18, 2013 - Posted by | Leipzig

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